Mord nach Liste
geht’s.«
Alec blieb an Regans Seite, als sie sich den Weg durch die Menge zum Rednerpult bahnte. Die Gäste waren reichlich mit Speisen und Getränken versorgt, die Stimmung war gut.
Der ungebetene Gast stand inmitten der Menge und wartete auf die passende Gelegenheit. Langsam kämpfte er sich zu der Frau durch, immer näher heran. Ein paar Minuten lang stand er nur einen Meter von ihr entfernt, tat so, als würde er ein Bild bewundern, und belauschte dabei ihre Unterhaltung mit einem Mann, den sie Alec nannte. Wenn er nur nahe genug an sie herankäme, um sie zu berühren, dann könnte er sie vielleicht in eine ruhige Ecke drängen und kurz mit ihr allein sein. Doch jedes Mal, wenn er dazu ansetzte, schob sich ihm der Mann an ihrer Seite in den Weg und ließ sie nicht aus den Augen. Sie war der Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, der Star des Abends. Wohin auch immer sie sich wandte, überall wartete ein neuer Gast, begierig, ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Er brauchte zwanzig Minuten, um sich wieder zu ihr durchzudrängeln, doch genau in dem Moment, als er die Hand nach ihr ausstrecken und sie um ein Gespräch unter vier Augen bitten wollte, schob dieser Alec sie weiter. Die Enttäuschung des Mannes wuchs. Er kam einfach nicht an sie heran. Heute war nicht der richtige Abend. Er musste die nächste Gelegenheit abpassen. Wenn der richtige Moment gekommen war, würde er bereit sein. Unbemerkt stahl er sich durch den Seiteneingang davon.
Henry gab dem Streichquartett ein Zeichen, und die Musik verstummte. Er stand neben Regan, die noch einmal alle willkommen hieß. Dann trat sie einen Schritt zurück, um Henry ans Mikrofon zu lassen.
Während er über die Bedeutung von Kunst und Musik an den staatlichen Schulen sprach, kamen die zwölf Künstler herein und reihten sich vor dem Rednerpult auf. Mit erkennbarem Stolz in der Stimme stellte Henry jeden Einzelnen vor.
Alec war beeindruckt und ein bisschen erstaunt. Keiner der Maler war älter als vierzehn oder fünfzehn. Jetzt verstand er, was Regan gemeint hatte, als sie sagte, er würde die Künstler kennenlernen, bevor sie berühmt wurden. Ihr außerordentliches Talent begann sich gerade erst zu entfalten. Die Bilder standen zum Verkauf. Die Preise waren zwar relativ hoch, doch jeder einzelne Dollar würde den Kunstabteilungen der Schulen zugutekommen, von denen die jungen Leute stammten. Henry stellte auch die Lehrer vor, die in das neue Programm eingebunden waren, und erklärte, dass die Künstler Stipendien und Materialien erhalten würden.
Bereits um neun waren alle Gemälde verkauft. Regan war begeistert und so stolz auf Henry, dass sie ihm um den Hals fiel. Sie tat, als sei es allein sein Verdienst, doch Henry erzählte Alec, dass es ihre Idee gewesen sei. Er habe sie lediglich in die Tat umgesetzt.
Um zehn war die Veranstaltung vorbei, und obwohl es noch gar nicht so spät war, war Regan müde. Sie wollte nach oben in ihre Suite, heiß duschen und dann ins Bett fallen.
Alec und sie durchquerten gemeinsam die Lobby, Henry und Kevin folgten ihnen. Regan erklärte Alec die Idee, die hinter dem Kunstprojekt stand.
»Immer wenn eine Schule finanzielle Probleme bekommt, wird als Erstes das Geld für den Kunst- und Musikunterricht gestrichen. Die Behörden … vergessen es einfach.«
»Was vergessen sie?«
»Wie Regan immer sagt: Beim Lernen geht es nicht nur darum, das Gehirn mit Stoff zu füttern. Kunst und Musik sind Nahrung für Herz und Seele«, erklärte Henry.
Dem stimmte Alec zu. Henry fuhr fort: »Bei uns sollen ab jetzt immer Bilder ausgestellt werden. Wenn eins verkauft wird, hängen wir ein neues auf. Eine ständige Ausstellung sozusagen. Ist ’ne Superidee, oder? Das soll bald in allen Hamilton-Hotels so sein.«
Kevin stupste Henry an und flüsterte: »Ich würd’s gern hinter mich bringen.«
»Hey, Regan, wollen wir nicht auf den gelungenen Abend anstoßen?«, fragte Henry laut.
Die Bar lag am Ende der Lobby und war nicht besonders voll. Alec schlug vor, einen Tisch zu suchen und etwas zu trinken zu bestellen, etwas Antialkoholisches natürlich.
Dann drückte er Regans Hand. »Soll ich Sie erst nach oben bringen? Es steht bestimmt schon ein Polizist vor der Tür. Ich kann die Suite überprüfen, abschließen und wieder runterkommen. Den Jungs macht es bestimmt nichts aus zu warten.«
»Nein, das ist in Ordnung. Ich trinke noch etwas mit euch.«
In der schummrigen Bar war es gemütlich. Die Wände waren mit Walnussholz
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