Mord nach Liste
Wohltätigkeitslauf teilnehmen und dabei möglichst weit kommen.
Regan sah ein, dass sie ihren Verpflichtungen nicht wie üblich nachkommen konnte. Sie kooperierte so weit wie möglich mit der Polizei, doch es gab ein paar Veranstaltungen, die ihr zu wichtig waren, um sie zu verschieben oder abzusagen. Eine davon fand im Hotel statt, was Alec die Arbeit erleichterte.
Die zweite Woche war fast um. Regan bereitete den Empfang vor, den sie am Abend geben würde. Sie hoffte, dass alles glattgehen würde. Alec half ihr, die Abstände zwischen den Haken auszumessen, die zwischen Lobby und Souvenirladen an der Wand befestigt waren. Anschließend folgte er Regan ins Atrium, wo sie ebenfalls die Abstände zwischen den Haken kontrollierte. Die Elektriker hatten bereits die Beleuchtung nach Regans Wünschen ausgerichtet, und Frank von der Haustechnik ging ihr bereitwillig zur Hand.
»Würden Sie mir bitte verraten, was wir hier machen?«, fragte Alec, als er ihr zum wiederholten Male das Maßband reichte.
»Wir messen die Abstände zwischen den Bildern, damit sie auch stimmen. Ich will nicht, dass die Bilder zu eng hängen.«
»Und wo sind diese Bilder?«
Regan lächelte. »Das werden Sie schon sehen.«
Alec spürte, wie aufgeregt sie war, und wurde neugierig. Es störte ihn nicht einmal, dass er seinen Anzug noch ein bisschen länger anbehalten musste.
Regan schlüpfte in ein schlichtes schwarzes Kleid, dessen Ausschnitt mit Edelsteinen besetzt war. Weil sie spät dran war, konnte sie ihr Haar nicht mehr hochstecken. Sie kämmte es, sprühte etwas Haarspray darüber und legte lediglich Lipgloss und Rouge auf. Ihr blieben noch fünf Minuten.
Der Empfang begann um sieben. Alec war alles andere als erfreut über die vielen Menschen, die sich im Atrium drängten. Regan hingegen war begeistert. Doch sobald sie sich von ihm entfernen wollte, packte er sie am Handgelenk und zwang sie, bei ihm zu bleiben.
Er beugte sich zu ihr vor und flüsterte: »Hiergeblieben!«
Regan nickte.
Von allen Seiten ernteten die beiden interessierte Blicke, von Männern wie Frauen. Regan stellte Alec als ihren Freund vor, aber Henry wurde mit Fragen bedrängt: War es Regan ernst mit diesem Mann? Wer war er und womit verdiente er sein Geld?
Henrys Freund Kevin war ebenfalls eingeladen. Er half Henry bei kleinen Änderungen in letzter Minute.
Nachdem Regan die Gäste begrüßt hatte, nahm sie Alecs Hand und führte ihn zu einem von zwölf hübsch gerahmten Bildern. Vor den cremefarbenen Wänden kamen die leuchtenden, lebenslustigen Farben besonders gut zur Geltung. Die Werke sprühten geradezu vor Lebensfreude, dachte Alec, als er ein kühnes abstraktes Bild betrachtete. Der Name des Künstlers stand in schwarzer Druckschrift auf kleinen weißen Schildern unter jedem Gemälde.
»Ich habe noch von keinem dieser Künstler gehört«, bemerkte er.
»Sie können sie kennenlernen, bevor sie berühmt werden. Haben Sie ein Lieblingsbild?«
Alec schüttelte den Kopf. »Sie gefallen mir alle.«
Henry und Kevin standen nebeneinander und warteten auf einen ruhigen Moment, um Alec anzusprechen. Kevin hatte die Hände in den Taschen und trat von einem Fuß auf den anderen.
»Bleib ganz ruhig«, flüsterte Henry. »Alec wird dir bestimmt helfen. Ganz sicher.«
»Ich bin ja ruhig. Ich zieh das jetzt durch. Also, wann meinst du –«
»Nach der Ansprache, aber bevor er Regan nach oben bringt.« Henrys Blick war auf Regan und Alec gerichtet. »Sind sie nicht ein schönes Paar?«
Die beiden lachten und unterhielten sich angeregt, und Henry fiel auf, dass Regan sich bei Alec einhakte, während sie ihn von Bild zu Bild führte. Beide schienen die Gegenwart des anderen zu genießen. Auf dem Weg zurück ins Atrium fingen Henry und Kevin sie ab. Henry stellte Kevin vor, und Alec gab ihm die Hand. Er fühlte, wie der junge Mann zitterte, bereits vorher hatte er ängstlich gewirkt.
»Sie kommen mir bekannt vor«, sagte Alec, in der Annahme, dass er ihn vielleicht irgendwann einmal verhaftet hatte.
»Ich arbeite im Palms«, antwortete Kevin. »Vielleicht haben Sie mich dort gesehen.«
»Ja, kann sein.«
Regan schien nicht zu merken, dass etwas nicht stimmte. Sie hatte gerade eine Frau erblickt, die ihr zunickte. »Sie sind jetzt da«, teilte sie Henry mit.
»Vielleicht können wir uns ja nachher … ähm, ich weiß nicht, unterhalten?«, meinte Kevin zu Alec.
»In Ordnung. Reden wir später.«
»Bist du so weit, Henry?«, fragte Regan.
»Los
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