Mord nach Liste
die Bullen wussten, dass Kevin da war. Alec hat Kevins Mutter gesagt, sie könnte eine Resozialisierung machen, aber sie wollte nicht.«
»Und wie geht’s Kevin jetzt?«
»Ganz gut. Er hat sich wohl damit abgefunden, dass es das Beste ist.«
»Du bist ein guter Freund, Henry.«
»Na ja, Kevin hat mir auch in schweren Zeiten geholfen.« In dem Moment betrat Kevin das Vorzimmer. Henry sagte schnell: »Kevin hat mir zwar erlaubt, dir davon zu erzählen, aber …«
»Ich werde ihn nicht darauf ansprechen«, versicherte Regan.
Sie bückte sich, um in der untersten Schublade nach den M&Ms zu suchen, und als sie sich wieder aufrichtete, sah sie Alec. Er stand neben Henrys Schreibtisch und unterhielt sich mit ihm. Kevin war auch da.
Offensichtlich war Alec nach dem Einsatz bei Kevin nicht nach Hause gegangen, um sich umzuziehen. Er kam in Regans Büro, fragte, ob es irgendetwas Neues gebe, und teilte ihr dann mit, er habe den Polizisten nach Hause geschickt und würde jetzt wieder seinen Pflichten als Leibwächter nachkommen.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete er.
Jeans und T-Shirt standen ihm gut, doch Pistole und Holster fielen jetzt besonders auf. Alec bemerkte Regans Blick, als sie daraufstarrte. »Das gehört zu meinem Beruf, Regan.«
»Ich weiß.«
»Gut, denn damit müssen Sie wohl klarkommen.«
Warum regte er sich so auf? »Was ist los?«, fragte sie.
Alec warf einen Blick hinüber ins Vorzimmer, auf Kevin, dann schüttelte er den Kopf. »Nichts ist los. Manche Leute verpassen bloß den richtigen Moment, um die Bremse zu ziehen. Ich könnte mir einfach eine bessere Art vorstellen, den Tag zu beginnen. Das ist alles.«
»Aber es ist doch gut gegangen?«
Er zuckte mit den Schultern, und damit war das Thema erledigt.
Von einer Minute auf die andere konnte Alec vollkommen dichtmachen. Regan wäre beeindruckt gewesen, wenn er ruhiger geblieben wäre.
Am Nachmittag hatten sie wieder zu ihrer üblichen Routine zurückgefunden. Alec machte ein Nickerchen auf dem Sofa, Regan sortierte Akten.
Den Abend verbrachten sie in Regans Suite, bestellten Pizza, Popcorn, Limonade und Bier und sahen sich einen Film an. Es war ein alter Klassiker, ein Liebesfilm, der Regan zum Weinen und Alec zum Lachen brachte. Sie warf ihm vor, keinen Funken Gefühl im Leib zu haben, was er als Kompliment auffasste.
Am nächsten Abend suchte er den Film aus, wieder einen Klassiker. Diesmal war es keine Liebesgeschichte, sondern ein Splatterfilm, bei dem literweise Blut vergossen und unablässig jemand erschossen oder bei lebendigem Leib gehäutet wurde: ein Film voller Spezialeffekte und Aliens. Alec war begeistert.
Beide hatten ihre Füße aufs Sofa gelegt. Regan war barfuß, er trug Socken. Eine davon hatte ein großes Loch.
»Wollen wir ihn noch mal sehen?«, fragte Alec während des Abspanns.
Regan glaubte, seine Frage sei ernst gemeint. »Nein, danke. Das war mir zu brutal.«
»Das fanden Sie brutal?« Ihre Antwort schien ihn zu überraschen.
»Alec, ich habe zweiunddreißig Tote gezählt.«
»Das ist doch gar nichts«, gab er zurück, ohne eine Miene zu verziehen.
»Zweiunddreißig in der ersten halben Stunde. Dann habe ich aufgehört.«
»Hey, das waren schließlich Aliens, die ernähren sich nun mal von Menschen. Was haben Sie erwartet?«
»Sie hätten wenigstens die Gesichter verschonen können.«
»Ach, dann wäre es nicht so gruselig gewesen. Was hab ich diese Filme geliebt, als ich klein war.«
»Es hat Ihnen gefallen, sich zu gruseln?«
»Klar.«
»Hatten Sie nie Albträume?«
»Ich hatte ein Zimmer mit meinem Bruder Dylan und dachte immer, wenn ein Monster reinkommen würde, würden wir zwei schon damit fertig werden.« Grinsend fügte er hinzu: »Damals war ich ziemlich überzeugt von mir.«
»Von wegen damals, Sie alter Angeber: Das hat sich nicht geändert.«
Alec lachte. »Angeber? Ich habe acht Geschwister, ich schätze, jeder von uns hatte mal so eine Angeber-Phase.«
»Und der Wievielte waren Sie?«
»Der Drittälteste. Erst kommt Theo, der Älteste, dann Nick, dann ich, dann Dylan, Mike, zwei Schwestern – Jordan und Sydney – und dann der kleine Zack. Er ist immer noch ein Strolch.«
Regan knuffte Alec in die Schulter. »Ich wette, Ihre Eltern haben Ihretwegen so manch graues Haar bekommen. Zum Glück sind Sie ja jetzt erwachsen. Aber ich habe auch ziemlich verrückte Sachen gemacht.«
»Ist das etwa Stolz in Ihrer Stimme?«
Als Regan schwieg, knuffte er sie in die
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