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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Überzeugung, »das wird ein herrlicher Tag.« Es war mein voller Ernst. Ich kochte förmlich vor Tatendrang und vergegenwärtigte mir meine Pläne für den Tag. Ich wollte mich mit Major Phillpot treffen, bei einem etwa fünfundzwanzig Kilometer entfernten Landhaus, in dem eine Auktion stattfand. Einige Angebote interessierten mich; ich hatte sie mir im Katalog schon angekreuzt. Die ganze Sache regte mich richtig auf.
    Phillpot verstand einiges von Stilmöbeln, altem Silber und ähnlichem, nicht etwa, weil er eine künstlerische Ader gehabt hätte, er war vielmehr eher ein Sportstyp, sondern einfach, weil er diese Dinge von Kindheit an mitbekommen hatte.
    Beim Frühstück blätterte ich noch einmal den Katalog durch. Ellie war schon im Reitanzug heruntergekommen. Sie ritt jetzt meistens morgens aus, manchmal allein, manchmal mit Claudia. Nach der Gewohnheit der Amerikaner trank sie morgens Orangensaft und Kaffee und nahm sonst kaum etwas zu sich. Ich dagegen hatte, seit ich es mir leisten konnte, den Geschmack und Appetit eines viktorianischen Landjunkers entwickelt. Für mich mussten eine ganze Reihe warmer Gerichte auf dem Sideboard bereit stehen. Diesmal nahm ich Nieren, Würstchen und Schinken – köstlich.
    »Was haben Sie denn vor?«, wandte ich mich an Greta.
    Greta berichtete, dass sie sich mit Claudia Hardcastle am Bahnhof von Market Chadwell treffen und nach London einkaufen fahren wollte. Sie hatte von einem Spezialgeschäft in der Bond Street einen Wäschekatalog geschickt bekommen und erhoffte sich nun einen besonders günstigen Einkauf.
    Ich machte Ellie einen Vorschlag: »Wenn Greta doch den ganzen Tag in London bleibt, warum fährst du dann nicht los und triffst dich mit uns im George in Bartington? Man isst dort angeblich sehr gut, sagt jedenfalls Phillpot. Er hat sogar gefragt, ob du nicht auch kommen wolltest. Um ein Uhr. Du musst durch Market Chadwell hindurch und dann nach fünf Kilometern rechts abbiegen. Sicherlich steht da auch ein Wegweiser.«
    »Also gut«, sagte Ellie. »Ich komme hin.«
    Ich half ihr in den Sattel, und sie ritt davon. Ich ließ ihr den kleineren Wagen da, weil er leichter zu parken war, und nahm den großen Chrysler. Gerade rechtzeitig vor Auktionsbeginn traf ich im Bartington Manor ein; Phillpot war schon da und hatte einen Platz für mich frei gehalten. »Ein paar ganz nette Sachen hier«, meinte er. »Ein oder zwei gute Bilder, ein Romney und ein Reynolds. Sind Sie interessiert?«
    Ich schüttelte den Kopf. Im Augenblick waren nur die Modernen nach meinem Geschmack.
    »Der Kunsthandel ist auch vertreten«, fuhr Phillpot fort. »Sogar ein paar Händler aus London sind da. Sehen Sie den Dünnen dort drüben mit dem verkniffenen Mund? Das ist Cressington. Ziemlich bekannter Mann. Ist Ihre Frau nicht mitgekommen?«
    »Nein«, antwortete ich, »sie macht sich nicht sonderlich viel aus Versteigerungen. Außerdem wollte ich auch gar nicht, dass sie heute mitkam.«
    »So? Warum nicht?«
    »Es soll eine Überraschung für sie werden. Sehen Sie hier, Nr.42?«
    Er warf einen Blick auf den Katalog.
    »Hm. Das Papiermaschee-Pult dort drüben? Doch, ein hübsches Stück. Eines der besten Beispiele für diese Technik. Und als Pult sieht man sie ziemlich selten. Stammt aus der frühesten Periode. Wirklich, von der Art hab ich noch gar keines gesehen.«
    Das kleine Pult trug eingelegt ein Bild von Windsor Castle, umrahmt von Buketts aus Rosen, Disteln und Klee.
    »Und in bestem Zustand«, fuhr Phillpot fort. Er musterte mich neugierig. »Hätte gar nicht gedacht, dass so etwas nach Ihrem Geschmack ist.«
    »Das ist es auch nicht«, erwiderte ich. »Mir ist es ein bisschen zu blumig und damenhaft. Aber Ellie schwärmt für solche Sachen. Sie hat nächste Woche Geburtstag, und ich suche noch ein Geschenk für sie. Eine Überraschung. Deshalb wollte ich auch nicht, dass sie mich heute begleitete. Aber ich weiß, ich könnte ihr mit nichts mehr Freude machen. Das wird wirklich eine Überraschung.«
    Wir nahmen unsere Plätze ein, und die Auktion begann. Tatsächlich erzielte das Stück, das ich mir ausgesucht hatte, einen ziemlich hohen Preis. Beide Kunsthändler aus London schienen scharf darauf, obwohl der eine von ihnen so versiert und zurückhaltend dabei vorging, dass ich ihn kaum seinen Katalog heben sah, den der Auktionator nicht aus den Augen ließ. Endlich gab er auf. Außerdem erstand ich noch einen geschnitzten Chippendale-Stuhl, der mir gut in unsere Diele zu passen schien,

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