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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Sicherheitsgefühl vermitteln, als seine Geschäfte in
Dad’s Bail Bonds Hände ein Stück weiter an derselben Straße zu legen?
    Jenseits des neonbeleuchteten
Straßenzuges um das Justizgebäude herum wurden die Straßen dunkler und wirkten
fast wie ausgestorben. Die Lagerhäuser und kleineren Industriebetriebe waren
nachts nicht beleuchtet. Hier und da leuchtete eines der In-Restaurants oder
ein Club auf, die in SoMa in Massen Einzug gehalten hatten. Ich entdeckte eine
Kunstgalerie, die anscheinend gerade eine Ausstellung veranstaltete. Im
vielschichtigen South of Market kämpfen Autowerkstätten und
Fabrikauslieferungslager mit Clubs und Lederbars um den nötigen Platz.
Wahrzeichen wie Old Mint, der Flower Mart, China Basin und das Moscone
Convention Center weisen auf das reiche Erbe und die glänzende Zukunft des
Viertels hin, aber immer noch torkeln weinselige Trinker über die Gehsteige,
und es wimmelt von Leihhäusern und billigen Hotels. Ich finde SoMa faszinierend
wegen seiner Widersprüche und Kontraste, und ich fragte mich, warum ich mir
bisher so wenig Zeit genommen hatte, diese Gegend zu erforschen.
    Ich bog von der Bryant in die Second
Street und suchte einen Parkplatz für meinen MG. Obwohl es in diesem Stadtteil
relativ viele Parkmöglichkeiten gibt, vor allem, wenn die Angestellten aus den
verschiedenen Geschäften heimgefahren waren, so war ich doch sicher, daß die
South Park Avenue selbst von den Wagen der Anwohner und der Stammgäste des Café
Comédie überfüllt sein würde. Um die Ecke auf der Brannon Street fand ich einen
Platz, der gerade für den MG reichte, und quetschte mich hinein. Ich schloß ab
und ging zurück zum Parkway — eher eine Allee als eine Straße.
    Die South Park Avenue ist ein perfektes
Beispiel dafür, was SoMa einmal war und wohin es sich entwickelte. Anfangs ist
dieses Viertel der angemessene Zufluchtsort für die Oberschicht aus der Zeit
des Goldrauschs gewesen. Bereits in den frühen Siebzigern des vorigen
Jahrhunderts begann es zu verkommen. Die stattlichen georgianischen Häuser
wurden damals zu Pensionen für japanische Einwanderer. Während der Depression
wurde sein grasbewachsener, ovaler Platz von der städtischen Parkkommission für
das Abhalten von »Seifenkisten«-Reden freigegeben. Wie erfolgreich dieses
Vorhaben damals war, weiß ich nicht, aber ich weiß, daß sich bei meinem letzten
Besuch dort, Anfang der achtziger Jahre, Obdachlose und Rauschgifthändler
breitgemacht hatten. Wenn man das Café Comédie und ein paar kleinere
Restaurants als Indiz betrachtete, könnte es die eigentümliche kleine Allee
wieder zu etwas mehr Respektabilität bringen.
    Ich ging zwischen zwei
lagerhausähnlichen Gebäuden hindurch. Hier gabelte sich die Straße und führte
in zwei Bögen um den kleinen Park herum. Eine Reihe Platanen umschloß ihn.
Durch ihre kahlen Äste erkannte ich eigentümliche, sperrige Gegenstände, die
wohl Spielgeräte sein sollten. Gegenüber dem Park war das Café Comédie zwischen
kleinen Häusern und eckigen Funktionsbauten leicht auszumachen.
    Es befand sich am nördlichen Ende des
Platzes, eingeklemmt zwischen einer Verpackungsfirma und einem hell
angestrichenen viktorianischen Haus. Die weißgestrichene Ziegelsteinfassade mit
blauen Fugen war von Scheinwerfern angestrahlt. Ein rot-weiß-blau gestreifter
Baldachin mit dem Namen des Clubs spannte sich über der Eingangstür. An einer
schmalen, eingezäunten Stelle auf dem Gehsteig standen zwei schmiedeeiserne
Tischchen mit genauso gestreiften Schirmen. Zwei Parkplatzeinweiser in weißen
Mänteln warteten am Bordstein.
    Als ich näher kam, überholte mich ein
Audi in großem Bogen und hielt vor dem Baldachin. Einer der beiden jungen
Männer stürzte vor und öffnete die Wagentür. Ich folgte dem gutangezogenen Paar
hinein, wobei mir plötzlich bewußt wurde, was ich zufällig gerade anhatte:
Jacke und Jeans. Ein schneller Blick auf die anderen Gäste gab mir jedoch meine
Sicherheit zurück. Ihr Outfit reichte vom phantasievollen Cocktailkleid und
Smoking bis zum Secondhandshop-Anzug und Kaufhaus-Kostüm.
    Der Club bestand aus einem großen Raum —
vermutlich war es vorher ein Lagerhaus gewesen — mit einer langen Bar an der
linken Wand und einer erhöhten Plattform vorne. Die kleinen runden Tische mit
weißen Tischdecken standen dicht gedrängt, weiter hinten zur besseren Sicht
erhöht. Ein paar Kellnerinnen wiesen den Leuten die Plätze an — leise, denn die
Show lief bereits. Als mich eine

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