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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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einem Salzbergwerk gehörte. Es wurde von einem Bahngleis und der Straße zur
Zugbrücke durchschnitten. Fast im Schatten des großen Förderturms holperte ich
auf der Vorfahrtstraße weiter.
    Weitere Häuser duckten sich ans
Flußufer, die einen größer, die anderen nur kleine Cottages. Jetzt entdeckte
ich ein paar Menschen in den kleinen Höfen hinter den Häusern, und vereinzelte
Jogger liefen die Fahrbahn entlang. Ich fuhr langsamer, sah mir wieder die
Briefkästen an und suchte nach... ja, wonach eigentlich? Ich wußte es nicht
genau.
    Nach ungefähr einer Meile wuchsen die
Abstände zwischen den Häusern. Dafür war die Straße jetzt enger und voll von
Schlaglöchern. Es folgten mehrere unbebaute Grundstücke, auf denen Gestrüpp und
Eiskraut wucherten und die zum Fluß hin einen Schutzwall bildeten. Dahinter
standen drei weitere Häuser in großem Abstand voneinander. Die Straße endete in
einem Wendekreis. Vor dem ersten verlangsamte ich das Tempo. Ein hoher, von
Weinranken bewachsener Holzzaun schützte das Haus vor Einblicken. Am schiefen
Eingangstor stand auf einem verwitterten Schild BARBOUR.
    Mir stockte der Atem, und ich trat so
heftig auf die Bremse, daß ich fast den Motor meines MG abwürgte. Das ist ein
Name mit einer ungewöhnlichen Schreibweise, dachte ich. Unwahrscheinlich, daß
das ein Zufall war.
    Ich stellte den MG neben dem Zaun ab
und ging zum Tor. Es war mit einem Vorhängeschloß gesichert. Doch die
Scharniere auf einer Seite hatten sich gelockert, und so war eine Öffnung
entstanden, durch die ich mich hindurchwinden konnte. Drinnen führte ein
ausgefahrener Weg durch ein Dickicht von Feuerdorn zum Haus. Ich folgte ihm und
schob die beerenbeladenen Zweige beiseite.
    Das Cottage mit seiner windschiefen
Veranda und der ebenso windschiefen Dachrinne war mit verwitterten Schindeln
verkleidet. Alle Fensterläden waren geschlossen. Links stand eine verfallene
Garage, deren Doppeltor ebenfalls mit einem Vorhängeschloß gesichert war. Ein
alter Apfelbaum streckte seine Äste über das Verandadach. Auf dem Weg zum
Cottage stieg mir der säuerliche Geruch vom Fallobst vieler Jahre in die Nase.
    Die Holzstufen knarrten, als ich sie
hinaufstieg. In den Ecken der Veranda standen eine kunterbunte Sammlung von
Möbeln aus Weidengeflecht und ein angerosteter altmodischer Schaukelstuhl
herum. Ganz sicher hatte seit vielen Jahrene niemand mehr in ihm gesessen. Ich
drehte am Türknopf. Geschlossen. Dann probierte ich es an den Fensterläden. Sie
waren gesichert. Ich ging die Stufen wieder hinunter und zur Garage.
    Das Vorhängeschloß hielt die Torflügel
fest zusammen, aber es gab ein Seitenfenster, vor dem kein Laden war. Ich ging
hin, wischte den Schmutz von einem Teil der Scheibe ab und sah hinein. Nichts
außer einem Wandregal mit Blumentöpfen, einer verrosteten Gießkanne und einer
Sammlung verschiedener Gartengeräte.
    Ich ging um das Haus herum in der
Hoffnung, ein weiteres ungesichertes Fenster zu finden, aber ohne Erfolg.
Hinter dem Haus stand eine Reihe Pfefferbäume, die den Blick auf den Fluß
verstellten. Ich ging zwischen ihnen hindurch und kletterte auf den Damm.
Dahinter fiel das Ufer zu einer verfallenen Anlegestelle ab. Das Wrack eines
Fischerboots lag ungefähr zwanzig Meter von der Uferlinie entfernt gestrandet
auf der Seite. Über ihm die hängenden Zweige einer Weide. Ein flacharmiger
Kaktus hatte sich über sein Dollbord gebreitet. Das Dollbord war einmal blau
gestrichen, der Rest des Bootes weiß, doch jetzt waren die Farben verblaßt und mit
Rostflecken übersät. Die Seitenwände des hohen Ruderhauses waren eingedrückt.
    Der Fluß war hier breiter als am
öffentlichen Angelplatz. Das graue Wasser kräuselte sich leicht und glänzte
matt. Links sah ich die Anlegeplätze der Häuser, an denen ich vorher
vorbeigekommen war. An vielen waren Motor- und Segelboote festgemacht, selbst
zu dieser Jahreszeit. Zu meiner Rechten zog der Fluß in Richtung San Pablo Bay.
Die Brücke, über die ich gekommen war, spannte sich mit Schwung und Grazie
darüber. Ein paar Motorboote tummelten sich in der Fahrrinne.
    Der Wind blies hier kalt und stetig.
Ich fröstelte, vergrub die Hände in den Taschen und begab mich in den Schutz
der Weide. Dort lehnte ich mich an den zersplitterten Bug des Bootes. Ich
schlug den Kragen hoch und dachte: Warum?
    Ich hatte das ganz sichere Gefühl, daß
dieses verlassene Cottage in jener Winternacht Tracys Ziel gewesen war. Die Barbours,
denen das hier gehörte,

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