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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Küche auf. Als er zurückkam, war sein
Schritt leichter. »Das war mein Kollege«, sagte er. »Er hat mit Laura
gesprochen. Sie will morgen zu ihrem Therapeuten gehen.«
    Ich setzte mich auf und strich mir das
Haar aus dem Gesicht. »Und diese Anrufe — behauptet sie immer noch, Tracy habe
angerufen?«
    Er kroch unter die Steppdecke und zog
mich zu sich. »Mein Freund sagt, ja.«
    »Dann werde ich künftig davon ausgehen,
daß Tracy am Leben ist und versucht hat, sich mit ihrer Mutter zu treffen.«
    Einen Augenblick lang spürte ich, wie
die Spannung in seinen mageren Körper zurückkroch. Dann drehte er mich zu sich.
Eine Zeitlang schafften wir es zu vergessen, daß draußen, außerhalb unserer
Umarmung, eine Welt lauerte, in der Tod, Schmerz und Einsamkeit eher die Regel
sind als die Ausnahme.
     
    Am nächsten Morgen hatte George um neun
eine Verabredung mit jemandem von den Living Victims, der Selbsthilfegruppe für
Angehörige und Freunde von Mordopfern, denen George bei den
Entschädigungsanträgen half. Ich fragte ihn, ob ich bei ihm bleiben und mir ein
paar Videos von Tracys Vorstellungen ansehen dürfe. Er zeigte mir den Schrank,
in dem sie lagen, und machte sich sichtlich heiter auf den Weg.
    Bevor ich mir die Bänder ansah, rief
ich Stan Gurski an. Die offiziellen Mitteilungen beinhalteten genau das, was
ich erwartet hatte: Amy Barbour und Marc Emmons waren noch nicht gefaßt. Larkey
hatte der Polizei die zahnärztlichen Unterlagen von Lisa McIntyre übermittelt,
lehnte jedoch wegen einer früher getroffenen Verabredung eine persönliche
Hilfestellung ab. Als ich Larkey trotzdem zu Hause anrief, sagte er mir, sein
Magen hätte den Anblick der sterblichen Überreste kein zweites Mal ausgehalten.
Ich versicherte ihm mein Mitgefühl und fragte ihn nach Namen und Telefonnummer
der Agentin, der er Tracy vorgestellt hatte. Jays Affäre mit Tracy erwähnte ich
nicht, verabredete mich aber für den Nachmittag mit ihm zu einem persönlichen
Gespräch.
    Die Agentin hieß Jane Stein. Ich rief
ihr Büro am Wilshire Boulevard in Los Angeles an, und als ich Larkeys Namen
nannte, wurde ich gleich zu ihr durchgestellt. Ms. Stein war irritiert, als ich
sie fragte, ob sie seit Tracy Kostakos Verschwinden etwas von ihr gehört habe,
und überrascht, daß ich die Möglichkeit überprüfte, Tracy könnte noch am Leben
sein. Es traf sich, daß sie gerade zum Flughafen wollte, um nach San Francisco
zu fliegen zu einer Verabredung mit einem Klienten. Da sie am frühen Nachmittag
nach New York weiterfliegen würde, sei sie mit ihrem Klienten am Flughafen von
San Francisco zum Lunch verabredet. Ob wir uns vielleicht vorher treffen
könnten? fragte ich. Sie würde gern mehr über die Sache erfahren. Vielleicht
könne sie ja auch ein paar Aspekte beitragen, die mir weiterhalfen. Ich
versprach, um halb zwölf an der Bar in der Hauptlobby des
United-Airlines-Terminals zu sein.
    Das hieß, ich hatte nur noch zwei
Stunden Zeit. Also beschloß ich, mir nur noch das Band mit dem Sketch über die
lesbische Kellnerin anzusehen, dann zum Umziehen nach Hause zu fahren und dann
zum Flughafen. Das Band steckte noch im Recorder. Ich ließ es zurücklaufen und
zog den rückenfreundlichsten Sessel vor den Bildschirm.
    Das Band war in LP-System aufgenommen,
mit einer Spielzeit von sechs Stunden und enthielt etwa dreißig einzelne
Nummern aus den zwei Monaten vor ihrem Verschwinden. Ich schaute in jede kurz
hinein, ließ einige im Schnellauf durchgehen, betrachtete andere mit größerer
Aufmerksamkeit. Nach einer Weile erkannte ich ein Grundmuster, das mir in
Tracys Sketchbuch nicht aufgefallen war.
    In den meisten Nummern — in der Rolle
über die konfuse Feministin zum Beispiel — sah man, daß Tracy die Person, die
sie spielte, richtig liebte. Ihr Witz war scharf, aber liebevoll. Wenn sie sich
lustig machte, geschah es auf eine freundliche Art. Aber in einigen Fällen — vor
allem bei der lesbischen Kellnerin — wurde ihr Humor beißend und stechend, als
teile sie hier Larkeys Meinung, Comedy müsse verletzen, um komisch zu sein. Ihr
Porträt von Lisa McIntyre enthielt einen besonders bösartigen Unterton, und ich
verstand sehr gut, warum die Kellnerin so wütend geworden war. Tracy hatte sie
nicht nur sexuell mißbraucht, sondern auch noch vor dem Publikum und den Augen
ihrer Mitarbeiter gedemütigt. Ich hatte den Verdacht, daß Tracy in diesem Fall
so auf drehte aus Ärger über sich selbst und Schuldgefühlen gegenüber Lisa.
Vielleicht

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