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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wärmer als bei früheren Gelegenheiten.
    »Das war ein guter Vorschlag von Ihnen,
Ms. McCone«, sagte er. »Die Identifikation ist positiv.«
    »Es waren die Gebeine von Lisa McIntyre.«
    »Ja. Ich nehme an, Ihnen ist klar, was
das bedeutet. Der neue Schwerpunkt unserer Ermittlungen wird sehr schmerzlich
für die Familie Kostakos sein.«
    »Dessen bin ich mir bewußt. Habe ich
Ihre Erlaubnis, im Auftrag von Bobby Fosters Anwalt weiter an dem Fall zu
arbeiten?«
    »Für mich ist das kein Problem, solange
Sie mich über alle Entwicklungen auf dem laufenden halten.«
    Ich bedankte mich, hängte ein und
wählte als nächstes die Nummer von Rae bei All Souls. »Noch etwas Neues über
Lisa McIntyre?« fragte ich.
    »Nicht das geringste. Ihre
Hausmeisterin war nicht da, und Kathy Soriano weigert sich, mit mir zu reden.
Ich habe gerade erst mit der Verfolgung ihrer Spur angefangen, und es wird wohl
noch eine Weile dauern, bis sich jemand bei mir meldet.«
    »Ich bezweifle, daß dabei etwas herauskommt.«
Ich erzählte ihr von der Analyse der Gerichtsmedizin. Dann fügte ich hinzu:
»Ich möchte, daß du dennoch dran bleibst.«
    »Warum, wenn die Frau tot ist?«
    »Nur so eine Idee. Ich erkläre es dir
später. Du könntest dich zum Beispiel mit den Gewerkschaften für
Dienstleistungsberufe, etwa für Kellnerinnen, in Verbindung setzen. Ich weiß
nicht, wen du dort sprechen solltest oder was du tun mußt, um Informationen zu
bekommen, aber ruf in Johnny’s Kansas City Barbecue an — das ist das Restaurant
an der Fillmore, das da zwar schon immer war, aber gerade erst ›entdeckt‹ wurde
— und sprich mit Johnny Hart. Er ist ein alter Freund von mir und kann dir
vielleicht helfen.«
    »In Ordnung«, sagte Rae, und der
zweifelnde Ton in ihrer Stimme sagte mir, was sie von der Idee hielt.
»Übrigens«, fügte sie hinzu. »George Kostakos hat angerufen. Sagte, er versucht
es später noch einmal.«
    »Oh, gut. Wenn er wieder anruft, frag
ihn, ob er um vier Uhr bei mir zu Hause sein kann. Ich muß dann nämlich dort
sein, weil eine Rigips-Lieferung kommt.«
    »Red mir nicht von Rigips.«
    »Tut mir leid. Ist das Zimmer fertig?«
    »Ich bin noch beim Ausmalen.
Wahrscheinlich werde ich mein Leben lang anstreichen.«
    Ich wünschte ihr Glück bei ihrer
Arbeit, ging zum Airport-Parkhaus und zahlte eine königliche Summe für die
Auslösung meines Wagens. Als ich in die Stadt zurückfuhr, ballten sich drohend
dunkle Wolken über den dürren Hängen des San Bruno Mountain zusammen.
     
     
     

19
     
    Es regnete heftig, als ich von dem
kleinen Restaurant, in dem ich einen Hamburger gegessen hatte, durch den South
Park zum Café Comédie hinüberging. Ich sprintete zwischen den Bänken und
Spielplatzgeräten hindurch, um unter den Schutz des rot-weiß-blau gestreiften
Baldachins zu gelangen. Bei jedem Schritt sank ich mit den Stiefelabsätzen tief
in den aufgeweichten Boden ein. Der Club war geschlossen, aber Larkey hatte
gesagt, er würde um zwei Uhr da sein. Ich klopfte an die Tür, bis er sich
zeigte. Die Feuchtigkeit hatte aus seinem braunen Haar eine wilde Lockenpracht
gemacht.
    »Großer Gott«, sagte er, als er hinter
meinen Schultern wahre Wasserfälle vom Baldachin herabstürzen sah. »Verdammter
Wolkenbruch. Sind Sie naß geworden?«
    »Nein, ich bin nicht naß, eher
durchgefroren.« Drinnen im Club war es fast genauso kalt wie draußen. Ein
Raumpfleger in einer Daunenjacke saugte den Teppich in der Nähe der Bühne, und
der Barkeeper, der mich am Donnerstagabend bedient hatte, packte mit
Handschuhen einen Karton mit Schnapsflaschen aus.
    »Tut mir leid, daß es hier so kalt
ist«, sagte Larkey. »Wir haben Probleme mit dem Heizkessel — es tritt Gas aus,
und die Leute von den Stadtwerken kriegen die Sache nicht richtig dicht. Kommen
Sie nach hinten in mein Büro. Da läuft ein Heizgerät. Möchten Sie einen Drink?«
    »Einer wäre nicht schlecht, danke.«
    »Mike, machst uns einen Grog und
bringst ihn ins Büro?« bat er den Barkeeper. Dann winkte er mich durch die Tür,
auf der ›Ja‹ stand.
    Nach der Kälte draußen kam mir das Büro
direkt überheizt vor, und es wirkte noch unordentlicher als bei meinem ersten
Besuch. Mitten auf dem Fußboden lag ein Stapel Aktenkartons, daneben stand ein
voller Papierkorb mit, wie es aussah, Quittungen obenauf. Obwohl Larkey wieder
einen Trainingsanzug trug — piekfein und diesmal rotgelb — , hatte er jetzt
sein Trainingsgerät offensichtlich nicht benutzt. Über dem hingen

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