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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Inspector, melde gehorsamst, habe kein Subjekt, so wie von Ihnen beschrieben, ausfindig machen können!«
    Jössas! Der Oprschalek! Auf ihn hatte Nechyba völlig vergessen. Eine Schande! Eigentlich hätte er dem Berittenen hinterhereilen müssen. Gemeinsam wäre ihnen der gesuchte Mörder vielleicht nicht entwischt. Und weil er vor lauter Ärger Dampf ablassen musste, haute er mit der flachen Hand dem Hausmeister eine Fürchterliche auf den Buckel und sagte mit falscher Freundlichkeit:
    »Gemma! Jetzt beschaff ma der Frau und den Kindern eine neue Wohnung.«
     
    Als er abends daheim mit seiner Frau Aurelia in der Küche saß und einen wunderbaren Stefaniebraten verzehrte, erzählte er ihr von der ganzen Angelegenheit. Er beschrieb, wie er den anderen Hausmeister unter Androhung körperlicher Gewalt zwingen musste, die Familie einziehen zu lassen. Da ihm aber klar war, dass der die Familie unter solchen Umständen keine Woche lang in seinem Haus dulden würde, war er mit ihm in einen dunklen Winkel des Hofes gegangen. Dort hatte er ihn gefragt, wie viel er normalerweise Provision von neuen Mietern bekomme. Nach einigem Sträuben hatte der Hausmeister »zwei Kronen« gesagt. 49
    »Das hab’ ich ihm dann aus meiner eigenen Tasche bezahlt. Dafür hat er mir versprochen, dass er die Familie nicht gleich wieder hinausekeln wird.«
    Aurelia seufzte. 2 Kronen waren viel Geld. Doch sie sagte kein Wort. Irgendwie war sie sogar stolz auf ihren Nechyba. So ein Riesenmannsbild und so ein weiches Herz. Außerdem hätte sie in dieser Situation wahrscheinlich genauso gehandelt…
     
     
     

XIII.
    Fröhlich pfeifend wie ein Lausbub verließ sie am Abend des 11. März das Verschleißmagazin des Ersten Wiener Consum-Vereins in der Pilgramgasse. Hinter sich hörte sie das Knattern des blechernen Rollbalkens, den der Leiter des Verkaufslokals herunterließ und absperrte. Beschwingten Schrittes ging Fritzi Nemec Richtung Wiental. Eigentlich hatte sie Lust, noch irgendetwas zu unternehmen. Das Wetter war wunderbar mild und es lag schon ein Hauch von Frühling in der Abendluft. Schade, dass Engelbert heute keine Zeit hatte. Aber als Direktor des Ersten Wiener Consum-Vereins musste er immer wieder an Vorstandssitzungen der Genossenschaft teilnehmen, die oft bis spät in die Nacht hinein dauerten. Flott ging sie die Hofmühlgasse hinauf, bog nach rechts in die Gumpendorfer Straße, bis sie sich dann bei der Windmühlgasse nach links wandte. Als sie vor der Überquerung der stark befahrenen Mariahilfer Straße kurz innehielt, hörte sie hinter sich ein Räuspern. Neugierig schielte sie nach rückwärts und gewahrte einen kräftigen, etwa 50-jährigen, gutangezogenen Mann, der recht gepflegt aussah. Er bemerkte ihren Blick, lächelte, bot ihr den Arm und sagte galant:
    »Gnädiges Fräulein, gestatten Sie, dass ich Sie über die Straße geleite?«
    Gut gelaunt wie Fritzi war, nahm sie das Angebot des Fremden an, der sie daraufhin ziemlich kühn durch das Gewirr von Straßenbahnen, Kutschen, Pferdefuhrwerken und Passanten auf die andere Straßenseite lotste. Dort hielt er mit seiner rechten Hand ihren eingehakten Arm fest und fragte schmunzelnd.
    »Wollen S’ mir nicht noch ein bisserl Gesellschaft leisten? Heut’ ist so ein wunderbarer Abend… Endlich ist der Frühling da. Darf ich Sie auf ein Glaserl Wein und ein kleines, feines Abendessen einladen?«
    Fritzi war verblüfft ob der Unverfrorenheit des Fremden. So unverschämt war sie noch nie von einem Mann angeredet worden. Und trotzdem! Gerade das gefiel ihr. Außerdem war sie nach dem langen Arbeitstag, an dem sie nichts außer einem Stück Milchstollen mit Rosinen gegessen hatte, ziemlich hungrig. Deshalb nickte sie zustimmend und spazierte schweigend am Arm des Fremden durch den siebten Bezirk. Auch er sprach nicht viel, bis sie am unteren Ende der Josefstädter Straße angekommen waren, wo sie die hell erleuchteten Fenster der Gastwirtschaft ›Zur Stadt Paris‹ vor sich sahen.
    »Schaun S’, da sind wir schon. Da werden wir jetzt was Gutes essen und diesen wunderbaren Abend genießen. Darf ich mich übrigens vorstellen: Leopold Löwenstein.«
     
    Viel später, als er in sein Zimmer im Hotel Hungaria zurückgekehrt war, lächelte Budka stolz. Der Name Löwenstein war ihm spontan eingefallen und hatte bei der kleinen Friederike ganz schön Eindruck gemacht. Vor allem als er ihr versicherte, dass er aus einer alten, ursprünglich aus Tirol kommenden Familie stammte. Als typisches

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