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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Associationsfußballklub im Prater berichtet:
    In der Mannschaft des WAC spielten einige aus magyarischen Klubs importierte Leute, welche während des Wettspieles sich durch herausfordernd laute magyarische Zurufe verständigten; die eigenen Klubkollegen mussten sogar diese Spieler, um mit ihnen in Kontakt zu bleiben, in magyarischer Sprache anrufen. Aber nicht genug, dass die Athletiker auf diese Weise ganz magyarisiert sind, unter der nach tausenden zählenden Zuschauermenge befanden sich einige Hundert Magyaren, welche auf unverschämteste Weise Lärm schlugen, wenn einer ihrer Landsleute etwas benachteiligt wurde und die– man höre und staune!– den Wiener Athletiksportklub lebhaft– durch magyarische Zurufe natürlich– anfeuerten. Das anständige Publikum, welches über das wüste Geschrei der Magyaren empört war, empfand es als Genugtuung, dass die Athletiker, trotz ihrer magyarischen Hilfskräfte, eine so empfindliche Niederlage erlitten, wie sie eine ähnliche noch nie zu verzeichnen hatten. Es ist ein Skandal, dass ein Wiener Klub, der noch dazu in finanzieller Hinsicht an erster Stelle der Wiener Sportvereine steht, den Pratersportplatz zu einem magyarischen Viertel umwandeln will. Man baut halt da wieder auf den gutmütigen Wiener, der sich alles gefallen lässt. Die Athletiker, die nächsten Sonntag in Budapest spielen, werden sich als Errichter eines magyarischen Bollwerks in Wien dort eines begeisterten Empfangs erfreuen, und die Klubleitung wird nicht versäumen, bei dieser Gelegenheit neue Einkäufe zu machen, um auch den letzten Wiener in ihrer Mannschaft unmöglich zu machen– Pfui!
    Oprschalek nahm einen Schluck von dem alkoholhaltigen Kaffee, schüttelte den Kopf und murmelte: »In Wien geht’s zu… Als Wiener fühlt man sich bald nicht mehr daheim da.« Dabei übersah er geflissentlich, dass seine Großeltern aus Böhmen zugewandert waren und Zeit ihres Lebens fast ausschließlich Tschechisch gesprochen hatten. Auch seine Eltern waren noch zweisprachig. Erst er und seine Geschwister sprachen, bis auf ein paar tschechische Brocken, die sie aufgeschnappt hatten, Deutsch und fühlten sich als waschechte Wiener. Er streckte sich, gähnte und musste plötzlich an die gewaltigen Brüste denken, die sich ihm vor etwa einer halben Stunde entgegengereckt hatten. Etwas kribbelte in ihm und er registrierte ein Verlangen, das er schon ziemlich lange nicht mehr verspürt hatte. Verwundert kratzte er sich am Kopf und fasste einen Entschluss. Er zog sich seinen Mantel an, ging zu dem Ober, der bei der Sitzkassierin lehnte und gelangweilt Schmäh führte. Er orderte zwei Margiloman sowie eine Portion Schlagobers. Beim Zahlen trug er dem Ober auf, das Bestellte nach nebenan ins Hotel zu bringen. Dieser reagierte zuerst verblüfft, dann pfiff er einmal laut. Aus der Kaffeeküche tauchte ein Piccolo mit nassen, roten Händen auf. Offensichtlich hatte er gerade Geschirr abgewaschen.
    »Franzl, wisch dir die Händ’ ab und trag’ dem Herrn das ins Hotel rüber.« Widerwillig griff der Bub zu dem Tuch, das ihm der Ober reichte, wischte sich die Finger ab und maulte:
    »I heiß nicht Franzl. I heiß Karli.«
    Der Ober gab ihm ein Kopfstück und knurrte: »Kusch! Bei mir bist der Franzl. Und jetzt tragst dem Herrn den Kaffee ume!«
     
    Die Hotelhalle war menschenleer wie immer. Oprschalek befahl dem Piccolo, das Tablett auf das Rezeptionspult zu stellen. Dann gab er ihm 10 Heller Trinkgeld, was ein Lächeln auf das schmale Bubengesicht zauberte. »Dankschön, Gnä’ Herr«, krähte der Kleine und machte sich aus dem Staub. Oprschalek aber trat hinter das Pult und schnappte sich das Tablett. Vorsichtig öffnete er die Schwenktüre, die in den dahinterliegenden Raum führte. Und da lag sie in ihrer ganzen Pracht. Leise näherte er sich und stellte das Tablett auf ein Tischchen beim Kopfende des Diwans ab. Leise klirrten die Schalen und die Wassergläser. Verschlafen schlug sie die Augen auf, blickte ihn mit verschleiertem Blick an und setzte sich dann ruckartig auf.
    »Was zum Teifel machen S’ denn da?«
    »Sie verwöhnen mein Fräulein… Erlauben Sie, dass ich Sie mit einem Schluck Kaffee labe?«
    »Aber wie kommen S’ denn dazu?«
    »Mit oder ohne Schlag?«
    »Mit…«
    Er applizierte einen kräftigen Gupf Schlagobers auf einem der beiden Kaffees und reichte ihr die Schale. Seufzend nahm sie einen Schluck, dann noch einen und sah ihn forschend an.
    »Möchten S’ mich machen besoffen? Da is ja Kognak

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