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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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Kühlschrank
stand und nach einem System, das sie nicht begriffen hatte, für das sie aber dankbar war, immer wieder aufgefüllt wurde.
    Das Ende ging nicht von den Leuten aus, die das Sagen gehabt hätten, also Lehrern oder Eltern, es waren ihre Mitschüler, die sie verrieten. Eines Tages rief die Lehrerin sie nach der Stunde zu sich und fragte, ob sie zu Hause nicht ordentlich frühstücken würde. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte, und da sprach sie ihre Lehrerin direkt darauf an, ob es stimme, was ihre Mitschüler erzählen würden. Würde sie im Schulbus rohe Eier essen? Die Lehrerin war recht nett, und schließlich gab sie zu, dass sie jeden Morgen allein aufstehen würde. Sie hätte herausgefunden, dass sie mit einem Ei bis zum Mittagessen durchhalten könnte. Sie hatte angenommen, dass ihre Lehrerin ihr Vertrauen nicht missbrauchen würde, aber diese enttäuschte sie. Was dann geschah, ließ sie für immer einsehen, dass Unterdrückung nicht als einzelne Größe zu betrachten war. Unterdrückung war vielmehr eine unendliche Kette aus Denunziation, falschem Mitleid, Sensationslust, Machtmissbrauch, Selbstsucht und Schadenfreude, um nur einige Glieder zu nennen. Im Fall Karlsten erkannte sie sie alle wieder.
    Während Kleopatras Kamm daran arbeitete, Elsa Karlsten auf eine »zivilisierte« Art und Weise zu helfen, war sie der Frage nachgegangen, wo Hans Karlsten in den Jahren bis zu seiner Pensionierung gearbeitet hatte. Sie telefonierte mit einigen Chefs seiner Firma und fand schließlich heraus, dass man ihn an seinem Arbeitsplatz verabscheut hatte. Hans Karlsten hatte nicht nur intrigiert und Kollegen regelmäßig runtergemacht, er war auch in einen Fall von sexueller Belästigung verwickelt gewesen. Die Sache wurde damals von der Firma unter den Teppich gekehrt, indem man der Frau schwarz eine größere Geldsumme zahlte. Später stand Karlsten außerdem im Verdacht, die Buchführung manipuliert zu haben. Dass man ihn
nicht gefeuert hatte, lag einzig und allein daran, dass er Teilhaber der Firma und nicht sonderlich oft im Büro anzutreffen gewesen war.
    Schuld. Dieses Wort umschwirrte ihren Kopf, bis ihr klar wurde, dass es sich um eine Mücke handelte, die in der Dunkelheit einen herbstlichen Totentanz aufführte. Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Ewigkeit, ein Kreis.
    Sie dachte, dass es an der Zeit sei, aufzubrechen, konnte sich aber nicht dazu überwinden. Sämtliche Fenster waren schon lange dunkel, und sie fror an den Füßen. Sie hätte sich ein Paar andere Schuhe anziehen sollen. Dann sah sie, wie die Haustür geöffnet wurde. Eine schmale Gestalt ging auf leisen Sohlen zur Mülltonne, warf etwas hinein, drehte sich um und ging zurück. Trotz Dunkelheit konnte kein Zweifel daran bestehen, dass es Elsa Karlsten gewesen war. Genauso wenig war daran zu zweifeln, dass sie ins Haus zurückgekehrt war, ohne die Haustüre abzuschließen. Das wirkte zwar unwahrscheinlich, aber vielleicht machte es für jemanden, der das Böse bereits im Haus hatte, nicht viel Sinn, es aussperren zu wollen. Konnte es so einfach sein, dass es Gott gab und dass er dem, der sehen wollte, den Weg wies?
    Sie dachte eine Weile darüber nach. Dann ging sie einfach auf die Haustür zu, drückte die Klinke herunter, öffnete die Tür und trat vorsichtig ein. Sie befand sich in einer dunklen, engen Diele, in der es nach Putzmitteln und alten Kleidern roch. Sie hielt inne und lauschte, ob noch jemand auf sei, aber alles war still, so still, dass Elsa Karlsten sich vermutlich wieder hingelegt hatte. Sie atmete rascher und hörte ihr Blut in den Ohren rauschen. Sie musste sich jenes Zuhause einfach anschauen, in dem Elsa Karlsten mit einem Mann, den sie verabscheute, so viele Jahre gelebt hatte. Sie ging ins nächste Zimmer, vermutlich das Wohnzimmer, vollgestellt mit Sofa, Sesseln und Regalen. Gerade als sie um einen Hocker herumgehen wollte, sah sie ihn.

    Er saß auf einem Stuhl, den Schwanz um die Beine gelegt und trotzdem bereit, jedem, der ihm zu nahe kam, an die Gurgel zu springen. Er war schwarz, und in seinem offenen Maul funkelten scharfe, gelbe Zähne. Seine Rückenmuskeln wurden von einem kurzen, schwarzen Fell bedeckt, das an das eines Wolfs oder Bären erinnerte. Er war größer als irgendein Hund, mit dem sie sich näher befassen wollte, und als sie in seine glänzenden Augen mit ihren schwarzen Pupillen schaute, konnte sie nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken. Sie schaute erneut auf die vorstehenden Augen der

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