Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
kommen würde. Er soll ihr auf die andere Seite helfen. So hat er das ausgedrückt. Ein hübscher Gedanke, wenn es nicht so traurig wäre.«
Mari fror, obwohl die Kerzen eine gemütliche Wärme im Lokal verbreiteten.
»Unheimlich«, sagte sie vorsichtig und dachte, dass David sie vermutlich auch zu so etwas hätte zwingen können. Sie hätte auch nicht nein gesagt.
»Unheimlich?« Anna lachte. So lachte sie sonst nie. »Das kann man vielleicht sagen. Aber noch unheimlicher war, dass dieser Martin Danelius wissen wollte, ob wir sein Versprechen nicht für ihn einlösen könnten. Also wir von Kleopatras Kamm , der Firma, die die Probleme anderer Leute löst. Er würde gut bezahlen. Sogar besser als Elsa Karlsten, denn er besitzt riesige Wälder, die er verkaufen will. Du siehst, dass sie ihn offenbar gut informiert hat. Nicht nur über unser Unterfangen, sondern auch darüber, was sie bezahlt hat. Entschuldige, aber jetzt brauche ich was Stärkeres.«
Anna verschwand und kehrte mit einer Flasche Portwein zurück. Sie schenkte ohne zu fragen zwei Gläser ein, und Mari nahm ihres ohne zu protestieren.
»Wir?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen.
»Ja. Wir. Er will, dass wir uns irgendwie in diese Klinik begeben und den Stecker ziehen, sodass sie stirbt. Ich vermute mal, unbemerkt, obwohl wir uns über Einzelheiten nicht unterhalten haben. Wünschenswert wäre, dass es dann auch wieder wie eine natürliche Todesursache wirkt, obwohl mir nicht ganz klar ist, wie das zugehen soll. Aber Hans Karlstens natürlicher Tod wurde schließlich laut Elsa dadurch verursacht, dass ihm jemand ein Kissen aufs Gesicht drückte. Vielleicht funktioniert diese Methode ja auch bei einer alten, dementen Frau im Koma.«
Annas Stimme klang scharf, und ihre Falten um die Augen glichen dunklen Spinnweben. Mari sah, dass sie den Tränen
nahe war. Sie selbst empfand bei dem Entsetzlichen, das sie soeben gehört hatte, nur eine große Leere. Elsa Karlsten beharrte nicht nur darauf, dass Kleopatras Kamm ihren Mann ermordet hatte, sie sprach auch mit anderen darüber und empfahl sie weiter.
»Das kann nicht dein Ernst sein …«, begann sie, kam aber nicht weiter, da Anna zu schreien begann.
»Ich sage doch, dass er will, dass wir seine Frau umbringen! Er sieht das als Gnadenakt und nicht als Verbrechen, aber er bringt es nicht über sich, es selbst zu tun. Genau wie Elsa Karlsten, die es auch wollte, aber nicht wagte. Zuletzt sagte er, er sei dazu bereit, das Doppelte zu zahlen. Wir würden drei Millionen bekommen. Begreifst du, wie wahnsinnig das ist? Wir sind in eine Wirklichkeit geraten, in der ich nicht leben will! Hilf mir, das zu verstehen, Mari. Wie konnte das passieren? Wir sind normale Menschen, du, Fredrik und ich. Jedenfalls waren wir das noch vor nicht allzu langer Zeit. Jetzt kommen Leute zu uns, die uns als barmherzige Berufskiller betrachten. Das sind wir doch nicht, oder?«
Mari dachte, dass Anna nur selten außer sich geriet. »Soll das eine Frage sein?«, erwiderte sie, ironischer als beabsichtigt. »Hast du darüber nachgedacht, dass es wirklich einer von uns gewesen sein könnte? Oder, um es unumwunden auszusprechen, dass ich es vielleicht war, der sich zu Hans Karlsten geschlichen und ihm ein Kissen auf den Mund gedrückt hat? Ich vermute, du hast nicht Fredrik im Verdacht, schließlich hat Elsa sowohl von einem Racheengel als auch von schönem Haar gesprochen. Auf mich würde diese Beschreibung vielleicht passen. Denkst du das?«
Über ihre eigenen Worte entsetzt, verstummte sie. Anna trank einen Schluck Port. Ihre Hand zitterte dabei.
»Und was denkst du?«, erwiderte sie schließlich mit etwas ruhigerer Stimme. »Wenn es weder Fredrik noch du waren, dann bleibe nur noch ich übrig. Vielleicht ist es gut, dass wir
endlich darüber sprechen. Du scheinst dir deine Gedanken gemacht zu haben.«
»Du etwa nicht?«
Anna antwortete nicht. Mari sah sie mit den Augen der Mari aus jener Zeit an, als Kleopatras Kamm nur in einer Vitrine des British Museum existiert hatte. Braunes, lockiges Haar, braune Augen, ein großer Mund. Große Brüste unter der Tunika. Schöne und kräftige Hände, die selbst den widerstrebendsten Teig zu bändigen wussten.
»Verzeih mir, Anna«, sagte sie. »Die Sache hat eine Wendung genommen, die niemand von uns voraussehen konnte. Ich habe einfach das Gefühl, dass sich in den letzten Tagen etwas verändert hat. Mit Fredrik kann man kaum noch reden und mit dir … du bist meine beste Freundin, und
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