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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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anderer mit Frau Gerjets die erotische Variante von ›Räuber und Gendarm‹ gespielt hat. So weit die Fakten.«
    »Was ist, wenn Peter Gerjets Wind davon bekommen hat, dass es einen anderen Mann im Leben seiner Frau gibt?«, fragte Christine. »Sicherlich gibt es auch eine Art ›Inselflüstern‹, wenn man nicht permanent hier ist. Es gibt doch überall Menschen, die gerne Gift versprühen, und jemand könnte Gerjets aus den unterschiedlichsten Motiven heraus über das informiert haben, was seine Frau hier trieb.«
    »Du meinst die Fensternachbarin von gegenüber? Diese Alte? Das glaube ich nicht. Sie scheint der Typ zu sein, der die Leute direkt anspricht. Eher lästig und harmlos als hinterrücks. Aber es gibt garantiert andere, denen Simone Gerjets ein Dorn im Auge war.« Oda schenkte sich die dritte Tasse Ostfriesentee ein. Der Keksteller war mittlerweile leer, die Kanne würde es nach der nächsten Tasse ebenfalls sein.
    »Gut, lassen wir die Carstens mal außen vor und konzentrieren uns auf Gerjets, der sich in einer mehr als bescheidenen Situation befand, wenn ich das mal so reflektiere. Nicht nur, dass er nicht permanent bei seiner Familie sein kann, nein, seine Tochter erkrankt an Leukämie, und es findet sich kein Stammzellenspender. Seine Frau und er lassen sich typisieren, und dabei stellt sich heraus, dass er nicht der Vater ist. Das ist das erste bodenlose Loch, in das er fällt. Er muss total angefasst gewesen sein, denn die ganzen Ehejahre erscheinen nun ja in einem völlig anderen Licht. Warum hat Simone ihn denn überhaupt geheiratet? Hat sie ihn bewusst vorgeführt? Oder war Sophies Erzeuger zum Zeitpunkt der Schwangerschaft anderweitig gebunden? Simone musste doch wissen, wer Sophies wirklicher Vater war. So etwas weiß eine Frau im Normalfall. Und dann muss er sich gefragt haben, wie das Verhältnis seiner Frau zu Sophies leiblichem Vater wohl heute war? Hatten sie noch Kontakt? Was wäre, wenn der leibliche Vater als Knochenmarkspender in Frage käme? Würde Simone ihn dann verlassen? Würde sie mit ihrer Tochter und dem richtigen Vater einen Neuanfang starten? Wenn ja, wo bliebe dann er?«
    »Du meinst, Peter Gerjets hat seine Felle davonschwimmen sehen und aus diesem Grund seine Frau umgebracht?«, fragte Oda.
    »Das wäre eine Idee.«
    »Jo«, bestätigte auch Dirks. »Das macht Sinn.«
    Christine und Oda guckten ihn fragend an.
    »Na ja, hast du doch gerade total schlüssig aufgebaut«, verteidigte Dirks seinen laxen Kommentar.
    »Dann kannst du uns sicher auch verraten, wie er an das Schiff gekommen ist?«, fragte Christine.
    »Nö. Aber Peter segelt gern. Sophie auch.«
    Oda schüttelte abwehrend den Kopf. »Seinen Angaben zufolge war er am fraglichen Abend in Wilhelmshaven bei Sophie im Krankenhaus.«
    »Aber Hooksiel ist von Wilhelmshaven nur fünfzehn Autominuten entfernt«, gab Christine zu bedenken. »Außerdem hat er den Bulli, in dem er auch übernachtet, wenn er Sophie im Krankenhaus besucht«, sagte Christine.
    »Stimmt. Er kann also erst bei seiner Tochter gewesen und dann nach Hooksiel gefahren sein. Dazu hätte er allerdings wissen müssen, dass dort ein Schiff liegt, das man ohne Weiteres einfach mal ›ausleihen‹ kann«, gab Oda zu bedenken, während Christine nachdenklich mit ihrem Stift auf dem unvermeidlichen Block herumkritzelte. »Alles okay?«, fragte sie und spürte, dass sie wieder ein wenig angefasst war durch Christines Art.
    »Ich überleg die ganze Zeit.« Christine sah vom Block auf. »Warum sollte Simone Gerjets sich mit ihrem Mann auf einem Boot in Hooksiel treffen? Das macht in meinen Augen keinen Sinn. Weshalb hätte er diesen Aufwand betreiben sollen? Wäre es für ihn nicht einfacher gewesen, seine Frau zu überreden, sich mit ihm auf Langeoog an Bord seines eigenen Schiffes zu treffen, rauszusegeln und sie einfach irgendwo über Bord zu schmeißen? Mir fehlt der Zusammenhang, der Bezug zu dieser intensiven Tat. Den sehe ich im Moment bei Gerjets nicht. Aber: Wir drei wissen, dass seine Frau in grauer Vorzeit eine intime Beziehung sowohl mit Toni Surwold als auch mit Horst Schöneberg hatte. Man kann also nicht ausschließen, dass Surwold Sophies Vater ist, und im Hinblick auf Simone Gerjets' Verhalten würde es Sinn machen. Sie kam vor der Geburt auf die Insel und ist vielleicht deshalb geblieben, weil sie den Vater in der Nähe der Tochter haben wollte. Selbst wenn der sich offiziell nicht zum Kind bekennen konnte oder wollte. Vielleicht wollte

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