Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
Wagen steht hinter meinem«, erinnerte sie ihn. Mit einem unterdrückten Fluch kletterte er aus Merediths Wagen und rannte zu seinem eigenen. Sie ließ ihn zuerst ausscheren und voranfahren. Es erschien ihr taktvoller so.
KAPITEL 24
»WIR KÖNNEN Joss herbringen lassen«, sagte Minchin. Er saß in Markbys Büro. Staubteilchen tanzten in einem schrägen Schaft aus schwachem Sonnenlicht, der durch das Fenster fiel. Minchin saß mit krummem Rücken auf seinem Stuhl, die Unterarme auf den Oberschenkeln und die breiten Hände locker verschränkt. Er blickte unter seinen hellen, buschigen Augenbrauen hervor auf Markby. Trotz seines gegenwärtigen trotzigen Auftretens war Minchin seit seiner Rückkehr vom Haus der Painters am vorangegangenen Nachmittag unüblich gut gelaunt gewesen. Vielleicht war es diese Hochstimmung, die ihn dazu bewogen hatte, sich Merediths Theorie ohne Protest anzuhören. Markby, der halb erwartet hatte, Minchin könne sich weigern, war sowohl erleichtert als auch erstaunt. Meredith war inzwischen wieder gegangen. Minchin hatte die ganze Zeit über schweigend dagesessen und zugehört, ohne jegliche äußere Gemütsregung. Nach Markbys Meinung hatte Meredith überzeugend gesprochen und ihre Theorie lückenlos präsentiert. Doch da er nicht wusste, wie viel davon Minchin zu glauben bereit war, hatte er das Schlimmste befürchtet. Nun saßen die beiden hohen Beamten allein in Markbys Büro, um über die Sachlage zu reden. Minchin hatte mit seinem lakonischen Vorschlag als Erster das Schweigen gebrochen. Markby hatte bis zu diesem Zeitpunkt befürchtet, dass Minchin damit anfangen würde, seine Zweifel an Merediths Idee zum Ausdruck zu bringen oder sie vielleicht ganz und gar zu verwerfen, und so gelang es ihm nicht, seine Überraschung zu verbergen.
»Sie halten es für nötig, Joss noch einmal zu verhören?«, fragte er, außerstande zu glauben, dass Minchin Merediths Gedankengänge so widerspruchslos akzeptiert hatte. Wie sich herausstellte, war es nicht Meredith gewesen, die Minchin beeinflusst hatte.
»Sie vertrauen doch auf Pearces Urteilsvermögen, oder?«, Minchin fixierte Markby aus kleinen, harten blauen Augen.
»Absolut.« Es konnte zwar manchmal schwierig sein, Dave von einer fixen Idee abzubringen – der Inspector hatte Halsstarrigkeit zu einer Kunstform entwickelt –, doch jetzt war nicht der geeignete Augenblick, um Nein zu sagen. Markbys einzige Möglichkeit bestand darin, sein vollständiges und restloses Vertrauen in den gesunden Menschenverstand seines Untergebenen zu bekunden.
»Und ich vertraue auf das Urteilsvermögen von Mickey Hayes«, erwiderte Minchin im gleichen Brustton der Überzeugung.
»Er hat nach Dave Pearce mit Kenny Joss geredet, und auch er meinte hinterher, dass dieser Joss irgendetwas zurückhält. Ich hatte eigentlich darauf vertraut, dass Mickey es aus ihm herausholt. Ich dachte, Joss fängt jeden Augenblick an zu reden, doch das war ein Irrtum. Joss hat lediglich das wiederholt, was er auch schon Dave Pearce erzählt hat.« Wie Pearce zuvor bemühte sich Markby, sich seine Befriedigung nicht anmerken zu lassen angesichts der Tatsache, dass Hayes genauso wenig Erfolg bei Kenny Joss gehabt hatte wie Dave.
»Mickey glaubt, dass Joss nach außen hin den harten Mann markiert, aber innerlich macht er sich fast in die Hosen vor Angst. Wenn wir ihn weiter bearbeiten, fängt er irgendwann an zu reden.« Minchins letzte Worte machten Markby ein wenig unruhig. Es war durchaus möglich, dass der Hauptstadtpolizist Recht behielt, aber wie lange wollte er Joss bearbeiten, bis dieser endlich auspackte? Die Beamten aus London hatten den Betrieb im Regionalen Hauptquartier zwar längst nicht so sehr gestört, wie Markby ursprünglich befürchtet hatte, trotzdem sehnte er den Tag herbei, an dem sie ihre Ermittlungen für abgeschlossen erklärten und nach London zurückfuhren.
»Was die restlichen Ideen Merediths angeht …«, begann er.
»Es war nett von ihr vorbeizukommen«, sagte Minchin leichthin.
»Aber sie hat uns im Grunde genommen nichts Neues erzählt, oder? Ich meine, ich war mehr oder weniger selbst bereits dahinter gekommen, und ich wage zu behaupten, dass Sie die gleiche Vermutung hegten.« Das raubte Markby für einen Moment die Sprache, und er war heilfroh, dass Minchin dies nicht in Merediths Gegenwart gesagt hatte. Er konnte sich ihre Reaktion sehr gut vorstellen.
»Ich hatte mir noch keine Meinung gebildet«, räumte er schließlich ein in der
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