Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
Gesichtsausdruck zeigte zuerst Verblüffung, dann Misstrauen.
»Sie haben nach einem Taxi gerufen?«
»Das ist richtig«, sagte Markby. Er öffnete die Hintertür und schob sich auf den Rücksitz. Minchin ging um den Wagen herum und gesellte sich auf der anderen Seite zu ihm. Kenny kletterte unglücklich auf den Fahrersitz und blickte in den Rückspiegel.
»Zum Bahnhof, richtig? Das hat Connie jedenfalls gesagt.«
»Offen gestanden – wir haben unsere Meinung geändert.« Markby beugte sich vor und hielt Kenny seinen Ausweis über die Schulter vor das Gesicht.
»Was halten Sie davon, Kenny, wenn wir irgendwo hinfahren, wo wir uns privat unterhalten können?« Kenny drehte sich aggressiv in seinem Sitz um.
»Was soll das? Wollen Sie mich verhaften oder was?«
»Wir möchten nur reden, Kenny, weiter nichts. Irgendwo, wo es Ihnen passt. Meinetwegen auch hier.«
»Wir fahren jedenfalls nicht zu mir nach Hause!«, beschied Kenny seine Passagiere.
»Meine Missus würde an die Decke gehen, wenn sie rausfände, dass die Bullen schon wieder da gewesen sind. ›Ständig kommt die Polizei zu uns nach Hause, Kenny! Was hast du angestellt?‹ Ich habe genug davon! Und ich werde auch nicht mit Ihnen aufs Revier fahren!« Er dachte einen Augenblick lang nach.
»Wir fahren runter an den Fluss, okay? Nicht, dass ich Ihnen irgendwas zu sagen hätte.«
Kenny hatte die Stelle geschickt ausgewählt. Ein Pfad zog sich am Ufer entlang, ein beliebter Spazierweg im Sommer und an den Wochenenden, doch er lag nun verlassen da bis auf den einen oder anderen Hundebesitzer, der seinen Vierbeiner ausführte. In regelmäßigen Abständen standen abwechselnd Bänke und Tische mit Stühlen, an denen im Sommer Picknicks veranstaltet wurden. Über ihren Köpfen raschelten Espen, und von Zeit zu Zeit markierte draußen auf dem Wasser ein Kreis aus konzentrischen Ringen die Stelle, wo eine Forelle hochgekommen war. Zwei Schwäne glitten majestätisch vorüber. Am anderen Ufer, hinter einer weiteren Reihe von Bäumen, lag Weideland, auf dem schwarzweiße Milchkühe friedlich grasten. Es war eine Szene wie aus einem Gemälde von Constable, eine Umgebung, in der es schwer fiel, jemanden ernsthaft unter Druck zu setzen, nicht, wenn alles ringsum die Sinne anregte und dem Auge gefiel.
Sie setzten sich an einen der Picknick-Tische, Kenny auf der einen Seite, Minchin und Markby ihm gegenüber auf der anderen. Markby sah auf den leeren Platz neben Kenny Joss und sinnierte, wie lange es dauern mochte, bis er vorschlug, dass Bertie Smith hinzukommen sollte. Einer der Schwäne bemerkte, dass sich Leute auf eine Weise niedergelassen hatten, die er mit Nahrung in Verbindung brachte. Er wechselte seine Richtung und paddelte näher ans Ufer. Als keine Sandwich-Brocken in seine Richtung geworfen wurden, schwamm er missgestimmt weiter.
Wie dem auch sein mochte, entweder trug die Tatsache, dass Kenny den Ort ihrer Unterredung selbst ausgesucht hatte, oder die friedliche Umgebung dazu bei, dass sich der Mann sichtlich mehr entspannte als auf der Fahrt hierher. Er war ein markanter Typ und ragte wahrscheinlich unter seinen Kollegen hervor. Seine Gesichtsfarbe war dunkel, und die dichten schwarzen Haare lang, jedoch sorgfältig gepflegt. Ein Bursche mit schneller Auffassungsgabe, der auf sich selbst aufpassen kann, dachte Markby und fragte sich, ob Kenny Joss, hätte er vor zweihundert Jahren gelebt, ein Wegelagerer geworden wäre, der Reisenden auflauerte, anstatt sie herumzufahren, wie er es heute tat. Unvermittelt legte Kenny Joss die Unterarme auf den Tisch und sah Markby in die Augen.
»Dann schießen Sie mal los«, sagte er.
»Was wollen Sie wissen?«
»Wir möchten mit Ihnen über den Samstagnachmittag reden«, antwortete Minchin.
»Ich spreche von dem Tag, an dem Jan Oakley starb.«
»Das haben Sie doch alles schon in meiner schriftlichen Aussage. Ich habe die alten Ladys in die Stadt gefahren und wieder nach Hause gebracht. Ansonsten habe ich überhaupt nichts mit der Sache zu tun.«
»Nicht so schnell …«, begann Minchin.
»Als Sie mit den Oakley-Schwestern nach Hause kamen …«
»Das bin ich schon mit dem Beamten durchgegangen, der zu mir nach Hause kam!«, unterbrach ihn Kenny Joss.
»Nicht mit dem zweiten, dem aus London, dem anderen von hier. Dann kam der Londoner Typ und hat sich die ganze Geschichte noch mal erzählen lassen! Ich kann Ihnen nicht mehr sagen als das, was ich den beiden schon erzählt hab! Ich hab die Einkäufe hinten
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