Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
rum in die Küche getragen und bin anschließend wieder gefahren.«
»Und Sie haben Jan Oakley gesehen?«, erkundigte sich Minchin. Markby meinte zu sehen, dass Kennys selbstbewusstes Auftreten ins Wanken geriet. Er verschränkte die Hände und öffnete sie wieder, während er von Minchin zu Markby blickte.
»Ich hab ihn gesehen, als ich die Einkäufe in die Küche trug, ja. Wir sind aneinander vorbeigegangen. Wir haben uns begrüßt, das ist alles. Ich hab ihn danach nie wieder gesehen.« Nur wenige Menschen haben Jan danach noch gesehen, dachte Markby. Er sah Minchin an, der die Befragung fortsetzte.
»Kenny, wir müssen jede noch so unbedeutende Einzelheit erfahren, jedes Detail über das, was Jan Oakley an jenem Tag gemacht hat. Wir fragen Sie, weil wir glauben, dass Sie uns bei einigen Details helfen können, die Ihnen vielleicht nicht so wichtig erscheinen, uns hingegen schon. Sie haben Inspector Pearce erzählt, die Schwestern wären nach ihrer Rückkehr vom Einkaufen durch die Vordertür ins Haus gegangen, wohingegen Sie, als Sie die beiden abgeholt haben, durch die Küchentür nach draußen gekommen sind, ist das richtig?«
»Ja-a«, antwortete Kenny gedehnt. Seine Blicke waren immer noch misstrauisch.
»Ich kenne das Haus ziemlich gut«, sagte Markby.
»Wenn die Vordertür offen steht, führt der schnellste Weg in die Küche durch die Halle nach hinten. Die Innentür zur Küche befindet sich am Ende der Eingangshalle. Aber Sie sagen, Sie wären außen um das Haus herum nach hinten gegangen, trotz der schweren Einkaufstüten und obwohl die Vordertür offen war.«
»Die Tüten waren nicht so schwer«, murmelte Kenny mürrisch.
»Ich denke, Sie sind nach Ihrer Rückkehr von der Einkaufstour durch das Haus nach hinten in die Küche gegangen«, sagte Markby.
»Sie sind nicht außen rum nach hinten gegangen, wie Sie es getan haben, als Sie die beiden Schwestern abholten. Ich kann das ganz leicht überprüfen. Ich muss nur Damaris oder Florence Oakley fragen, eine von beiden erinnert sich bestimmt.« Kenny schwieg.
»Möglich, dass ich durch das Haus gegangen bin«, räumte er schließlich ein.
»Vielleicht hat mich meine Erinnerung getäuscht. Ich habe nicht so sehr aufgepasst, wissen Sie? Ich wusste schließlich nicht, dass es wichtig werden könnte!«, begehrte er auf.
»Es ist aber wichtig, Kenny. Verstehen Sie, wir ermitteln in einem Mordfall. Es geht nicht um Diebesgut oder gefälschte Designerkleidung – es geht um Mord. Wir schließen die Akte nicht bei einem Mordfall. Wir bleiben dran, jahraus, jahrein, bis wir zufrieden sind. Wir werden Sie nicht in Ruhe lassen, Kenny. Wir werden wieder und wieder zu ihnen kommen und diese Unterhaltung wiederholen, bis wir mit den Antworten zufrieden sind. Und ich …«, fügte Markby hinzu,»… ich bin alles andere als zufrieden. Und ich bezweifle, dass Mr. Minchin hier zufrieden ist.«
»Jetzt fällt es mir wieder ein«, gab Kenny mürrisch zu.
»Ich bin durch die Halle gegangen. Ich habe die Tüten durch die Vordertür und die Halle in die Küche gebracht. Durch das Haus, nicht hinten rum.«
»Also sind Sie Jan nicht an der Hintertür begegnet, wie Sie Inspector Pearce erzählt haben.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Kenny nahm sie als solche hin, doch nun begann er Haare zu spalten.
»Nun ja, nicht genau. Ich habe gesehen, wie er die Küche durch die Hintertür verlassen hat. So war es.«
»Und wo waren Sie, als Sie Jan Oakley gesehen haben?«
»Ich war …« Kenny blickte von einem zum anderen.
»Ich habe nichts mit seinem Tod zu tun, richtig? Ich habe nichts angefasst! Ich habe überhaupt nichts getan!« Er wartete, doch ganz gleich, was er sich zu seiner Beruhigung erhofft hatte, es geschah nicht.
»Verdammt noch mal!«, stieß er hervor.
»Warum sollte ich diesen Kerl ermorden? Ich kannte ihn ja nicht mal! Ich hatte nur von ihm gehört, weiter nichts! Dolores hat mir von ihm erzählt – das ist meine Cousine. Dolores Forbes vom The Feathers. Er hat abends bei Dolores gegessen. Sie meinte, er wäre ein Taugenichts und Tunichtgut, und Dolores hat einen Blick für diese Sorte. Sie kennt sich aus mit diesen Kerlen. Ihr Mann, Charlie Forbes … na ja, spielt ja keine Rolle. Jedenfalls meinte Dolores, dass Jan nichts Gutes im Schilde führte.« Kenny atmete tief durch und beugte sich vor. Plötzlich schien er begierig, seine Geschichte zu erzählen.
»Ich trug zwei Supermarkttüten in die Küche, die Einkäufe der beiden alten Mädchen.
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