Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
vorgestellt haben.« Sie drehte ihm den Rücken zu und beugte sich über die Spüle, wo sie kaltes Wasser in den elektrischen Kocher laufen ließ, um Tee zu machen.
»Das alles bedeutet nicht, dass ich dich nicht liebe. Es sind eher Zweifel an mir selbst. Ich habe mehr als einmal versucht, dir das zu erklären.« Er trat hinter sie, legte die Arme um ihren Leib und küsste ihren Hals.
»Ich verstehe. Aber ich habe so verdammt lang gebraucht, um dich in mein Haus zu locken, dass ich mein Glück irgendwie immer noch nicht so recht fassen kann.«
»Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Vielleicht bereust du noch irgendwann den Augenblick, an dem ich deine Schwelle überquert habe.«
»Ganz bestimmt nicht«, widersprach er.
»Das würde ich niemals.« Sie drehte den Kopf nach hinten und lächelte ihn an. Sie hatten Frieden geschlossen. Er wollte genauso wenig weiterzanken wie sie. Und dennoch.
»Du wirst dich doch nicht wirklich durch diese Schachtel von Geoffrey wühlen wollen?«, fragte er, nachdem er seine Arme weggezogen hatte. Irgendetwas an seiner Stimme klang bevormundend. Ihre Nackenhaare richteten sich auf.
»Ganz bestimmt werde ich das! Ich interessiere mich für die Geschichte dieser Gegend.« Der Kessel war fertig.
»Tee oder Instant-Kaffee?«, fragte sie.
»Ich könnte auch Kakao machen, denke ich.«
»Erspar mir den Kakao«, murmelte Markby.
»Den hebe ich mir auf für die Zeit, wenn ich senil werde. Und die Geschichte dieser Gegend, ich werd verrückt! Das ist reine Neugier, weiter nichts!«
»Ist es nicht! Warum hast du etwas dagegen?« Es war, als hätte sie ihn gefragt:
»Was geht es dich an?« Sie würden doch wohl nicht wieder anfangen zu streiten, nicht wegen der Geschichte der Oakley-Familie?
»Ich interessiere mich für den menschlichen Aspekt dieser Sache«, sagte sie vorsichtig.
»William Oakley wurde angeklagt, seine Frau ermordet zu haben, eine Frau, die er bestimmt irgendwann einmal geliebt hat.«
»Meinst du?«, fragte Alan trocken.
»Cora Oakley war sehr reich. William hatte nichts außer einem Landbesitz, der von Schulden erdrückt wurde.«
»Dann muss wenigstens sie ihn geliebt haben.« Markby beobachtete sie, während sie sprach, ihr gerötetes Gesicht, die Art und Weise, wie sie seinen Blicken auswich. Irgendetwas bedrückte sie. Irgendetwas, das mit ihnen beiden zu tun hatte. Bitte, lieber Gott, betete er im Stillen, nicht schon wieder! Nicht so, wie es mit Rachel gewesen ist! Rachel und ich waren glücklich, als wir uns kennen gelernt haben, selbst in der ersten Zeit unserer Ehe waren wir noch glücklich. Natürlich, wir waren jung und naiv. Wir hätten es wissen müssen, noch bevor wir geheiratet haben. Rachel hat meine Arbeit gehasst. Sie wollte nie die Frau eines Polizisten sein. Sie hat meine Arbeit immer wie eine milde Form von Geisteskrankheit betrachtet, von der ich irgendwann genesen würde, mit der Zeit. Sie hat immer geglaubt, dass ich mir irgendwann eine andere Arbeit suchen würde. Irgendeine Arbeit mit jeder Menge Veranstaltungen, bei denen die Partner eingeladen sind, und Dienstreisen obendrein. Dinnerpartys und Bälle. Sein Schweigen auf ihre letzten Worte erweckte Merediths Aufmerksamkeit mehr als seine Bemerkungen. Sie blickte auf und fixierte ihn aus großen braunen Augen. Ihr Maskara war ein wenig verschmiert, bemerkte er. Die Beobachtung ließ eine so starke Emotion in ihm aufwallen, dass es körperlich schmerzte. Das ist Liebe, dachte er. Ein so machtvolles Gefühl, kein Wunder, dass die Menschen Angst davor haben. Sie hat Angst davor. Bin ich denn der sprichwörtliche Narr, der sich in Abenteuer stürzt, vor denen sogar die Engel zurückschrecken?
»Löst Liebe jedes Problem?«, fragte er gröber als beabsichtigt.
»Ich habe Männer und Frauen gekannt, die aus Liebe gemordet haben. Mord geschieht nicht immer nur aus Gier oder Hass, weißt du?« Sie blickte verblüfft auf angesichts der tiefen Gefühle in seiner Stimme. Eine weiteres verlegenes Schweigen senkte sich herab. Markby zuckte die Schultern.
»Es bedarf jedenfalls mehr als nur eines Motivs, um einen Mord zu begehen. Ich habe Männer mit genügend Gelegenheiten und Motiven getroffen, manchmal sogar mit einem Vorstrafenregister voller Gewalt. Ich habe nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass sie Mörder waren. Und sie haben gewusst, dass ich es gewusst habe. Und trotzdem haben sie mir in die Augen gesehen und beteuert, dass sie es nicht gewesen sind – und ich konnte ihnen das
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