Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
hatte. Doch sie hatte ein Recht auf einen Standpunkt, und Herrgott noch mal, sie war schließlich mit ihm hier, und die Gefahr war nicht von der Hand zu weisen, dass sie mit in die Geschichte verwickelt wurde, ob sie nun wollte oder nicht. Die Jugendlichen hätten sich auf den Wagen stürzen können. Wie dem auch sein mochte, nach einer Weile drohte das Schweigen in jene störrische Atmosphäre überzugehen, die keiner von beiden durchbrechen wollte, daher unternahm sie den ersten Schritt.
»Ich hatte Angst, das ist alles«, sagte sie.
»Ich will nicht mit dir darüber streiten.« Sie spürte, wie er sich entspannte.
»Ich hätte nicht zugelassen, dass dir etwas geschieht.« Wie hättest du mich denn schützen wollen?, dachte sie. Gegen eine betrunkene Meute Halbstarker? Doch sie fragte nicht. Ich bin es gewöhnt, auf mich selbst aufzupassen, dachte sie weiter. Das ist wahrscheinlich das Dumme. Wäre ich allein gewesen, hätte ich die Situation gemieden und wäre weitergefahren. Hätte ich am Steuer gesessen, ich hätte Gas gegeben und wäre ohne anzuhalten vorbeigefahren. Aber ich bin in letzter Zeit nicht mehr allein, nicht, seit ich bei Alan eingezogen bin. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen. Wir fangen wegen jeder Kleinigkeit an zu zanken. Das haben wir früher nicht getan. Wir haben uns auseinander gesetzt, ja, aber wir haben uns nicht gegenseitig aus dem Hinterhalt angeschossen. Und er hat nicht davon geredet, mich zu beschützen, verdammt noch mal! Was bin ich? Ein Schwachkopf? Wie als laterale Erweiterung dieses Gedankens hörte sie sich sagen:
»Geoffrey und seine Schwester zanken ziemlich viel, ist dir das auch aufgefallen? Er ist Mitte vierzig, wie du. Sie ist in den Dreißigern, wie ich. Steck die beiden zusammen, und sie scheinen sich zu zwei Vierjährigen zurückzuentwickeln.«
»Na und? Das ist doch nichts Ernstes«, sagte er ärgerlich.
»Laura ist meine Schwester, und wir zanken ebenfalls.« Noch während er sprach, waren sie vor seinem Haus angekommen, und der Wagen rollte langsam aus.
»Ja, das tut ihr«, räumte Meredith unwillig ein.
»Aber du und Laura, ihr liegt nicht so miteinander im Wettstreit wie die beiden Painters. Ich hätte wirklich geglaubt, dass sie in ihrem Alter daraus hinausgewachsen sind, das ist eigentlich alles.« Und bevor er erneut widersprechen konnte, fügte sie hinzu:
»Andererseits war ich ein Einzelkind – was weiß ich schon, wie das ist, wenn man Geschwister hat?« Sie betraten das Haus, und Alan schaltete die Beleuchtung der Eingangshalle ein. Er warf seinen Schlüsselbund auf den Telefontisch und fragte:
»Möchtest du wirklich immer noch nach einem neuen, gemeinsamen Haus mit mir suchen?« Er hatte jenen Blick in seinen blauen Augen, der sie immer in große Verlegenheit stürzte. Sie ärgerte sich darüber – schließlich war sie keine Verdächtige in einem seiner Fälle. Sie musste keine Entschuldigungen und Alibis suchen. Er wollte die Wahrheit hören, doch sie konnte ihm die Wahrheit nicht sagen, weil sie die Wahrheit selbst nicht kannte – und trotzdem fühlte sie sich gezwungen zu antworten.
»Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich es nicht mehr will?«, flüchtete sie sich in eine Gegenfrage, während sie Geoffrey Painters Schachtel mit übertriebener Vorsicht absetzte und an Alan vorbei in die Küche ging.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich an deiner Ernsthaftigkeit zweifle. Ich habe mich nur gefragt, warum du Juliet gebeten hast, einen Mieter für dein Haus zu finden und keinen Käufer.« Das also war es.
»Oh, ich verstehe!« Sie wandte sich zu ihm um.
»Hör mal, ich bin einfach nur praktisch, in Ordnung? Dieses Haus hier ist nicht für uns beide geeignet, und wenn wir zusammen wohnen wollen, brauchen wir ein anderes.«
»Das weiß ich. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals mit irgendjemandem in diesem Haus hier wohnen würde. Ich habe es lediglich gekauft, weil ich einen Platz brauche, wo ich meine Sachen abstellen und schlafen kann.«
»Aber angenommen, Alan, nur angenommen, es funktioniert nicht? Ich mag es nicht, sämtliche Brücken hinter mir abzureißen, verstehst du? Es ist eine Art Rückversicherung, schätze ich. Der Gedanke, dass ich noch ein eigenes Haus habe, in das ich zur Not zurückkehren kann … sollte ich es je müssen. Wenn ich es vermieten kann, reicht das Geld, um die Hypothek damit zu bezahlen. Ich kann es später immer noch verkaufen, wenn wir sicher sind, dass es mit uns funktioniert, wie wir uns das
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