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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sie sich verdient hatte, da sie die Aufgabe einer Verbindungsperson zur Polizei übernommen hatte. Genau wie Honey war er keineswegs vollkommen.

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    Baths elegant geschwungene Straßenzüge mit den vornehmen Häusern und seine idyllischen Gässchen sind eine Attraktion für Besucher aus aller Welt. Touristen waren hier höchst willkommen. Verbrechen nicht. Der Hotelfachverband bestand darauf, dass sich derlei in engen Grenzen hielt. Für die Einhaltung dieser Grenzen war Honey Driver, die Verbindungsperson zur Kripo, zuständig.
    Detective Inspector Steve Doherty war geschieden, verlebt, stets stoppelbärtig, blauäugig, dunkelhaarig und eben alles andere als vollkommen. Kurz gesagt, er war der typische Mann mit Macken, in den sich jede Frau gegen alles bessere Wissen verliebt. Ganz bestimmt war er kein neuer Mann, eher ein Höhlenmensch im Anzug. Die meisten Polizistinnen, mit denen er zusammenarbeitete, zogen ihn allerdings ohne Anzug vor. So weit war Honey jedoch noch nicht gekommen. Vielleicht würden sie es noch schaffen. Vielleicht aber auch nicht. Drängeln würde Honey jedenfalls nicht.
    Dass sie einmal zusammenkommen würden, hatte sich eigentlich schon von Anfang an am Horizont abgezeichnet. Aber wie bei einer guten Suppe kam es darauf an, Geduld zu haben und beim Würzen Vorsicht walten zu lassen.
    Mit Lady Templeton-Jones’ Tasche über der linken Schulter und ihrer eigenen über der rechten machte Honey sich auf zu Dohertys Höhle – offiziell als Polizeiwache Manvers Street bekannt.
    Über Nacht hatte ein leichter Wind die bleischweren Wolken des Vortags weggeweht. Überall in der Stadt blühten in den Grünanlagen die Frühlingsblumen. Touristen und Einheimische trugen ihre Regenmäntel und Windjacken über dem Arm. Diese tapferen Menschen glaubten tatsächlich, nun würde die Sonne |50| immer weiter scheinen. Die Gehsteige glitzerten und ein Regenbogen stellte sogar die Pulteney Bridge mit seiner Schönheit in den Schatten.
    Mit federnden Schritten bewegte sich Honey geschickt durch den regen Verkehr auf der Manvers Street. Sie fühlte sich toll, seit sie die paar Pfund abgenommen hatte. Ein Taxifahrer hupte und zwinkerte ihr frech zu, als sie einen Zebrastreifen überquerte. Sie spielte die Schüchterne. Aber das war doch was für eine Frau um die fünfundvierzig, oder? Sie hatte ein extra Federn im Gang, als sie geschickt gerade noch einem schwarzen Motorrad auswich, das sich zu weit auf die Kreuzung vorgewagt hatte. Der Fahrer ließ den Motor aufheulen, als wollte er sie warnen, ihm bloß aus dem Weg zu gehen. Na, heute war sie gut drauf und zeigte ihm den Stinkefinger.
    Schon vor der Eingangstür zur zentralen Polizeiwache waberte ihr der Duft von Flower-Power-Luftverbesserer entgegen. Ehe sie hineinging, warf sie noch einen flüchtigen Blick auf den Parkplatz. Keine Spur von Dohertys tiefer gelegtem Sportwagen. Macht nichts, sagte sie sich. Wenn er angefangen hatte, regelmäßig zu joggen, ging er wahrscheinlich an schönen Tagen auch zu Fuß zur Arbeit. Da verkrampfte sich ihr Kiefer. Vielleicht begleitete ihn die blonde Amazone, die nachts mit ihm joggte, auch bei Tag?
    Honey lächelte den Sergeant am Empfang an. Gott sei Dank, es war ein Mann. Seine Kolleginnen richteten nämlich sofort ihren ›die-ist-Konkurrenz‹-Radar auf sie, sobald sie einen Fuß zur Tür hereinsetzte.
    Ältere Polizeibeamte waren in dieser Hinsicht weniger anfällig. Die Arbeit am Empfang war gewöhnlich der letzte Posten, ehe man den Polizeihelm für immer an den Haken hängte und nur noch ehrenamtlich für die Altenhilfe tätig war.
    Der Polizist am Empfang stand kurz vor der Pensionierung, hatte eisengraues Haar und Triefaugen.
    »Kann ich was für Sie tun?«
    »Ich wollte das hier abgeben«, sagte Honey, wuchtete die Tasche auf den Tresen und hob zu ihrer Erklärung an.
    |51| Der Mann schnalzte mit der Zunge. »Tja, das ist offiziell keine Fundsache. Denn die Besitzerin hat ja zu verstehen gegeben, dass sie in Ihrem Hotel übernachten wollte. Sie hat die Tasche Ihrer Obhut anvertraut.«
    Honey hörte nur mit halbem Ohr zu. Jedes Mal, wenn irgendwo eine Tür aufging, verrenkte sie sich fast den Hals. Nie war es Steve. Sie begann Zeit zu schinden. »Aber da sind doch bestimmt all ihre Habseligkeiten drin. Vielleicht sogar die Zimmerschlüssel aus dem anderen Hotel.«
    Der Beamte zog die eisengrauen Augenbrauen in die Höhe. »Sie haben noch nicht nachgesehen?« Aus dem Mund eines Polizisten klang

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