Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Dampf der Spülmaschine.
    »Der verdammte Abfluss, schon wieder verstopft!«
    Das war diese Woche bereits das dritte Mal. Honey krempelte die Ärmel hoch. »Na dann, auf ein Neues. Hol mir den Allessauger.«
    Während Lindsey sich auf den Weg machte, um Dumpy Doris den Industriestaubsauger aus den Fängen zu reißen, eilte Honey auf den Hof hinter der Küche. Smudger folgte ihr auf den Fersen.
    Der Gedanke daran, sich Gummihandschuhe überzuziehen, wieder einmal den Gullydeckel hochzuwuchten und allen möglichen Schmodder aus dem Abfluss zu schaufeln, war nicht gerade appetitlich. Honey wand sich. »Das ist eigentlich eher eine Aufgabe für einen Mann … und übrigens, dieser Beutel Tiefkühlerbsen …«
    »Ich hab noch Parsach zu sautieren.«
    Schon fiel krachend die Küchentür ins Schloss. Smudger war weg. Parsach? Was war das denn? Oder hatte sie sich verhört? Hatte er vielleicht »paar Sachen« gesagt? Was immer es war, in Tatsachen übersetzt hieß es, dass sie sich mutterseelenallein um den Abfluss kümmern musste.
    Der lag in einer engen Ecke, die an drei Seiten von Mauern umgeben war, die eine Art Nische bildeten. Hier schien nie die Sonne hin. Moos und Farne wucherten nach Herzenslust. Es war ein Minibiotop, und der verstopfte Abfluss hatte sogar noch einen kleinen See hinzugefügt. Da der Hof zur offenen Seite der Nische hin leicht anstieg, konnte das Wasser nirgends abfließen.
    |41| Honey biss die Zähne zusammen. »Echt glamourös, so ein Hotel in Bath!«
    Sie schlüpfte aus den blauen Wildlederschuhen mit den kleinen Goldknöpfchen an der Seite und zog ihre grünen Gummistiefel an. Ohne Goldknöpfchen. Dafür mit schlammverkrusteten Kappen.
    Über den Abfluss, mit dem sie sich nun beschäftigen musste, wurde das Abwasser aus der Küche entsorgt. Smudger hatte angeordnet, sämtliche Arbeiten einzustellen, die etwas mit Wasser zu tun hatten, während Honey hier arbeitete.
    Auf dem Weg zum Hof hatte sich Honey nicht nur die Gummistiefel geschnappt, sondern auch gleichzeitig nach dem altbewährten Abflusssauger gegriffen. In letzter Zeit waren Gummistiefel und Sauger ein unzertrennliches Paar geworden. Sie hielt das Teil in die Höhe und kam sich vor wie die Freiheitsstatue in der Fassung für Klempner: »Gebt mir Eure stinkenden Abflüsse …« Sie ging noch einmal ins Haus zurück, um sich die Gartenforke zu holen, ehe sie beherzt die Hintertür aufmachte.
    Sie watete durch das fettige Abwasser und die darin treibenden Karottenabfälle und machte einen ersten Versuch mit der Forke. Die Zinken trafen unter der Oberfläche des widerlichen grauen Zeugs, das angeblich Wasser sein sollte, auf Metall. Als Honey gerade mit der Forke den Abflussdeckel hochheben wollte, bemerkte sie einen feinen blauen Nebel, der ihr um den Kopf waberte.
    Feuer!
    Sie stürzte sich auf den Feuereimer und wollte schon mit Schwung den gesamten darin gelagerten Sand auf die Flammen schleudern, als sie aus dem Augenwinkel Mary Jane erspähte.
    »Ich bin gekommen, um dieses Haus von bösen Geistern zu befreien …«, verkündete die alte Dame mit hohler Stimme.
    Der Eimer war schwer. Honey versuchte mit aller Kraft, die schwungvolle Bewegung abzubremsen, schaffte es jedoch nicht ganz. Der Sand klatschte vor ihr ins Wasser. Honey fluchte leise vor sich hin. Noch mehr Feststoffe, die den Abfluss verstopfen würden!
    |42| Mary Jane wedelte mit dürren Armen über dem Kopf. Blauer Rauch wirbelte in feinen Spiralen um sie herum.
    »Ich wollte dir helfen, das alles hier wieder in Ordnung zu bringen.«
    Honey schaute sie von Kopf bis Fuß an. »Ich sehe aber keine Schaufel und keinen Abflussreiniger.«
    »Nein, mit dem hier«, erwiderte Mary Jane.
    Honey duckte sich unter dem Büschel trockener Blätter weg, die Mary Jane herumschwenkte.
    »Indianischer Räuchersalbei«, verkündete Mary Jane in einem Ton, als sei damit alles erklärt. »Kann garantiert alle bösen Geister vertreiben.«
    »Mir wäre ein Klempner lieber.«
    »Hier ist ein Poltergeist eingezogen«, meinte Mary Jane. »Der hat den Abfluss verstopft.«
    »Hab nicht gesehen, dass einer eingecheckt hätte.«
    Auf Mary Janes Prioritätenliste standen praktische Lösungen nicht sonderlich weit oben. Im Augenblick befand sie sich in einer anderen Welt, hatte den Kopf in den Nacken geworfen, die Augen geschlossen. Sie trug ein viel zu großes Paar Gummistiefel – von der schweren Sorte mit viel Profil, wie Bauarbeiter sie bevorzugen. Ihre Beine sahen aus wie zwei kleine dürre

Weitere Kostenlose Bücher