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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hatte hochhackige Schuhe gewählt. Das war zwar nicht besonders praktisch, ließ aber ihre Beine länger wirken.
    »Gut siehst du aus«, bemerkte Steve und schnupperte.
    »Was riechst du? Parfüm oder Friteusenfett?«, erkundigte sie sich. Sie hoffte natürlich, dass es ersteres wäre.
    Er beugte sich ganz nah an ihr Ohr. »Nein, kein Backfisch. Eindeutig Parfüm.«
    Steve erzählte ihr von Warren Price. »Ich musste den Fall an einen Kollegen abgeben. Unser Mordfall hier hat jetzt höchste |167| Priorität. Ich kann auch nicht behaupten, dass es mir leid getan hat. Das Joggen hing mir schon zum Hals raus!«
    Es war acht Uhr, als sie am Theatre Royal vorbeischlenderten. Sie schienen beide nicht erpicht darauf, zu schnell zum Pub zu kommen.
    Honey spürte, dass Doherty sich alle erdenkliche Mühe gab, entspannt zu wirken. Aber es schien ihm unaufhörlich eine Liste von Fragen durch den Kopf zu gehen. Sein Körper spazierte neben ihr, aber in Gedanken war er noch voll im Dienst.
    Ihre Vermutung bestätigte sich, als er sie am einladenden Eingang des Theatre Royal vorbeizerrte. Dort trat David Soul in irgendeinem Boulevardstück auf. Soul? Wer war das noch gleich? Ach ja, Hutch, der Partner von Starsky in der Polizeiserie aus den siebziger Jahren.
    »Lass uns ein andermal in den Saracen’s Head gehen. Ich möchte lieber noch mal kurz mit dem Pächter des Garrick’s Head reden.«
    Sie bogen gleich nach dem Theater in die Fußgängerzone ein und erreichten den ehrwürdigen Pub. Von dem knarrenden alten Wirtshausschild schaute der Schauspieler David Garrick auf sie herab.
    Drinnen stand Adrian Harris massig wie immer hinter der Theke. Er war ein passionierter Angler, und man munkelte, sein wichtigstes Lebensziel sei es, jedes Jahr den größten Lachs an Land zu ziehen. Mit Kultur hatte er nicht gerade viel am Hut. Das war eigentlich seltsam, denn er lebte und arbeitete ja unmittelbar neben einem der schönsten Theater Englands. Er erzählte viel vom Angeln, trank viel und liebte Gesellschaft. Seiner Barfrau überließ er die Aufgabe, die Kundschaft zu bedienen. Ohne die grauhaarige, freundliche Marion wäre er schon längst pleite gegangen. Ob er das zu schätzen wusste, stand auf einem ganz anderen Blatt. Wie sie es mit ihm aushielt, war ohnehin ein Rätsel. Adrian war schrecklich ungehobelt. Es war ein Wunder, dass er es schaffte, nicht alle Gäste zu vergraulen.
    Nachdem sie ihre Drinks mit Eis und einem Zitronenscheibchen genossen hatten, bat Steve, er würde gern mit Adrian sprechen.
    |168| Erwartungsgemäß stellte sich Marion schützend vor den Mann, der ihren gesamten Arbeitstag bestimmte. »Aber er will vielleicht nicht mit Ihnen sprechen. Er hat so viel zu tun. Seit er aus Spanien zurück ist, hat er ungeheuer viel zu tun.«
    Honey und Steve schauten zu Adrian hin, der es sich gut gehen ließ. Nach Marions Worten hätte man glauben können, er sei in einer wichtigen Konferenz. Statt dessen nippte er ab und zu an seinem Whisky und spielte an einer Digitalkamera herum.
    »Das hier habe ich am Dee aufgenommen …«
    Honey zog die Augenbrauen hoch. »Keine Urlaubsbilder?«
    »Fisch ist wirklich seine Leidenschaft«, meinte Steve.
    »Meine auch«, konterte Honey. »Mit Pommes frites.«
    Steve ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Er legte die Hand auf Marions Unterarm und beugte sich leicht vor. »Ich möchte nur ungern mit meinem Dienstausweis herumwedeln, aber wenn es sein muss, habe ich damit keine Probleme.«
    Endlich begriff Marion. Ein Polizist inmitten von lauter Theaterleuten – insbesondere im Green Room – war gar nicht gut fürs Geschäft. Manche Gäste wurden leicht nervös, wenn Bullen in der Nähe waren.
    Adrians Whiskyglas stockte auf halbem Weg zum Mund, als Marion ihm Steves Anfrage übermittelte. Sie deutete mit ihrer toupierten Frisur in Honeys und Steves Richtung.
    Sofort verging dem Gastwirt die fröhliche Miene. Nun schaute er eher misstrauisch. Er leerte erst noch sein Whiskyglas, dann kam er zu ihnen herüber.
    »Ich weiß nix. Hab ich schon eurem Kumpel gesagt.«
    »Aber mir noch nicht«, erwiderte Steve und sprach dabei jedes einzelne Wort sorgfältig und deutlich aus. Seine Miene zeigte keinerlei Freundlichkeit, sein Kinn war entschlossen vorgereckt.
    Adrian war ein Mann mit ganz festen Ansichten. Den falschen. Mit Ansichten, die selbst den größten Menschenfreund in Versuchung brachten, ihm einen ordentlichen Kinnhaken zu verpassen. Ihn mürrisch zu nennen, wäre eine

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