Mord zur Geisterstunde
Problem«, antwortete Bannister.
Als sie wieder im Wagen saßen, zog Steve eine Packung Gummibärchen aus dem Handschuhfach. Er bot Honey welche an. Sie beäugte sie misstrauisch.
»Die sind des Teufels«, meinte sie und schauderte.
Steve lachte. »Was?«
»Die sind des Teufels. Einer von den kleinen Gummikörpern zwischen den Zähnen, und schon ist mein Kalorienkonto für heute gewaltig überzogen.«
»Das ist doch nur ein Gummibärchen, um Himmels willen!«
Sie stöhnte und schnitt eine Grimasse. Nur eines! Sie konnte einfach nicht widerstehen. Also ein rotes. Und dann noch ein grünes. Ein orangefarbenes. Und ein weißes …
»Das ist es ja. Ein kleines rotes ebnet den Weg für einen ganzen Regenbogen. Ach was. Aber nur eines …« Darauf verschwanden in rascher Folge rot, grün, orange, weiß und schwarz.
Steve lächelte. »Hat es heute Morgen keine Eier mit Speck gegeben?«
Die Anspielung war nicht zu überhören. Sie stopfte sich wirklich voll. Sie drehte die Tüte zu, schob sie ganz hinten ins Handschuhfach und klappte es zu.
|164| »Weiche, Satan!«
Steve lächelte immer noch kopfschüttelnd und ließ den Wagen an.
Während sie sich in den Räumen von ASS aufhielten, hatte neben ihnen ein großer Lieferwagen geparkt. Es waren auch noch andere Autos auf dem Parkplatz aufgetaucht, der inzwischen ziemlich voll war. Steve konnte daher nicht einfach rechts abbiegen, um vom Gelände zu fahren. Er musste in einer Linkskurve um die anderen Wagen herum, wenn er deren Stoßstangen nicht rammen wollte.
Honey hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie die vielen Gummibärchen verdrückt hatte. Sie schaute gedankenverloren aus dem Fenster und sprach wie ein Mantra jenen meistgebrochenen guten Vorsatz vor sich hin: Ich darf der Versuchung nicht erliegen. Ich darf der Versuchung nicht erliegen. Gummibärchen sind nicht gut für mich. Gummibärchen sind nicht gut für mich.
Plötzlich blieb ihr das Mantra im Hals stecken. Goldzahn saß auf der Laderampe. Bei ihm war ein anderer Typ. Der junge Mann war ein wenig untersetzt, trug einen armeegrünen Anorak und Polyesterhosen. Er schien den Lieferwagen auszuladen – zumindest wäre das wohl seine Aufgabe gewesen. Genau in dem Augenblick öffnete er jedoch einen der mit »Security Shredding« markierten Säcke und wühlte den Inhalt durch.
Honey wies Steve darauf hin. »Was meinst du, was haben die beiden denn vor?«
»Wir gehen mal hin und finden es raus.«
Die beiden jungen Männer erstarrten, als sie Steve und Honey näher kommen sahen. Doherty zeigte auch dem zweiten Typ seine Dienstmarke. Der wurde ganz nervös. Doherty versuchte es einfach.
»Hat diese Frau Sie hier besucht?« Er zeigte dem Kerl im Anorak einen Abzug des Fotos.
Es war reine Spekulation. Steve hatte eigentlich nicht erwartet, dass dabei etwas herauskommen würde. Aber das Glück war ihm hold.
»Ja«, antwortete der junge Mann zögernd.
|165| »Und wer sind Sie?«
»Simon Taylor.«
»Gut.«
Er stellte ihm die üblichen Fragen.
Honey hörte zu. Lady Templeton-Jones hatte also den Titel von Simon erworben.
»Sie haben sich auch persönlich kennengelernt?«
»Sie wollte mir nur für den Titel danken und für die guten Dienste, die ich ihr geleistet habe.«
»Sonst nichts?«, drängte ihn Doherty.
Der Junge blieb stumm. Doch Honey hatte den Eindruck, dass er ihnen etwas verschwieg.
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|166| 33
Mitten in der Happy Hour rief Steve Doherty bei ihr an, in jener ruhigen Zeit zwischen sechs und sieben Uhr, wenn der Arbeitstag langsam in den Abend gleitet. Die Hotelbar war leer. Honey hatte es sich gemütlich gemacht.
»Wie wäre es, wenn ich dich heute Abend mal entführe?«
Sie war einverstanden, wollte aber nicht weiter gehen als bis zum Saracen’s Head. Als sie aus dem Hotel trat, ließ sie den Blick über den Verkehr schweifen. Langsam näherte sich ein Motorrad, schlängelte sich durch die im Schritttempo fahrenden Autos. Honey verrenkte sich den Hals, um zu sehen, ob der Fahrer der »Gummistiefelmann« war.
Es war ein warmer Abend. Steve hatte sie abgeholt, und nun spazierten sie zusammen über die Pulteney Street und am Supermarkt Waitrose vorbei.
Honey hatte sich heute für ein lässig elegantes Outfit entschieden: Jeansrock, weißer Bouclépullover und grüne Ohrringe. Dunkelgrün brachte ihren Teint zum Leuchten und sah zu ihrem dunklen Haar gut aus. Mit Hellgrün dagegen – zum Beispiel Schilf- oder Frühlingsgrün – wirkte sie krank, ja beinahe gespenstisch. Sie
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