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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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oder Flucht, um den Schaden so klein wie möglich zu halten.
    Honey lehnte sich vor, bis ihr Kopf zwischen den Köpfen Mary Janes und ihrer Tochter war. Lindseys Gesicht war totenblass, |193| was bei einem stets sonnengebräunten Mädchen wirklich Anlass zur Besorgnis gab.
    Honey riskierte es. »Ich würde auch gern mal mit Ashwell Bridgewater sprechen. Das ist der Vetter der Toten, und er lebt in Northend. Macht es dir was aus, einen kleinen Umweg zu fahren, Mary Jane?«
    »Kein bisschen. Wo ist die Abzweigung?«
    »Die nächste links, aber nicht …«
    Zu spät. Kein Blinker, nur ein schnelles Drehen des Lenkrades, und schon rasten sie in eine Sackgasse hinein. Hinter ihnen protestierten andere Fahrer mit Hupen und vollführten atemberaubende Ausweichmanöver. Ende gut, alles gut. Schließlich standen sie vor dem richtigen Haus.
    Ashwell Bridgewater wohnte in einer Häuserzeile am Batch, Northend.
    Mary Jane trat auf die Bremse. »Hier?«
    »Jawohl.« Honey stieg aus und hoffte, dass Ashwell Bridgewater gerade in der Badewanne saß und sich erst aus dem Wasser hieven musste, ehe er ihr die Tür öffnete. »Bleibt hier, ich brauche nicht lange.«
    Lindsey kletterte ebenfalls aus dem Auto. »Ich komme mit.«
    Mary Jane schaute ängstlich. »Muss ich ganz allein hier bleiben?«
    Honey überlegte rasch. »Natürlich. Du musst ihm den Fluchtweg versperren. Wenn er rausgerannt kommt, packst du ihn.«
    Mary Janes Augen funkelten bei der Aussicht, einen echten, lebendigen Verbrecher dingfest zu machen. »Den erwische ich mit dem hier.« Sie beugte sich vor und zog einen massiven Kreuzschlüssel unter dem Sitz hervor. »Hat deine Mutter neue Beweise? Wird sie wichtige Fragen stellen?«, fragte Mary Jane Lindsey.
    »Nein«, antwortete die. »Sie hasst es nur, wenn Leute sie aus der Badewanne holen. Typen wie der hier haben sie schon zu oft genervt. Und jetzt will sie es ihm eben mit gleicher Münze heimzahlen.« Sie folgte ihrer Mutter durch das Gartentor. »Ich konnte sie nicht davon abbringen. Ich habe es versucht.«

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    Die Häuserzeile an The Batch stammte aus dem späten siebzehnten Jahrhundert. Die Gebäude waren hoch und schmal, hatten drei Stockwerke, längs unterteilte Fenster mit Steinstreben und schiefergedeckte Mansardendächer. Nummer siebzehn besaß zudem einen gepflegten Garten. Um die Eingangstür herum rankten an einem Spalier großblumige Rosen hinauf, die Honey an eine kitschige Pralinenschachtel erinnerten. Malven schmiegten sich an die Grundstücksmauer. Und der Pfad zur Tür war dicht von violetten, rosafarbenen und weiß blühenden Stauden gesäumt. Das ergab ein hübsches Bild, das allerdings ein wenig nach Hänsel und Gretel aussah.
    »Ist der Mann gefährlich?«, erkundigte sich Lindsey.
    »Nur am Telefon.« Honey biss die Zähne zusammen. Sie nahm sich vor, sich nicht zu sehr von der Erinnerung an all die unterbrochenen Badewannenträume aus dem Tritt bringen zu lassen. Schließlich war Bridgewater möglicherweise nicht persönlich dafür verantwortlich.
    Es gab keine Klingel, nur einen gusseisernen Türklopfer – eine nackte Seejungfrau, die solche Verrenkungen ausführte, dass ihre Flossen den Hinterkopf berührten.
    Mutter und Tochter musterten das Ding.
    »Sexistisch«, murmelte Lindsey.
    »Rein körperlich völlig unmöglich.«
    Honey klopfte beherzt an, trat einen Schritt zurück und schaute zu den Fenstern im ersten Stock hinauf. Dort tauchte ein Gesicht auf, um sogleich wieder zu verschwinden. Es war ein teigiges Gesicht. Leute, die viel Zeit am Telefon und vor dem Computer verbringen, sind immer irgendwie bleich. Mit Ausnahme von Lindsey natürlich. Lindsey war da ganz anders. Aber vielleicht bin ich voreingenommen, überlegte Honey.
    |195| Drinnen hörte man jemanden die Treppe herunterkommen. Honey holte tief Luft und rief sich noch einmal die Fragen ins Gedächtnis, die sie stellen wollte. Es gelang ihr, die Wut über den Telefonterror der Call Center erfolgreich zu verdrängen.
    Die Eingangstür klemmte und wurde mühsam ruckelnd aufgezogen. Ashwell Bridgewater trug dunkle Twillhosen, ein helles Hemd und sogar eine Krawatte. Er erkannte Honey sofort. Unverzüglich knipste er wie mit einem Lichtschalter sein ewiges Lächeln an.
    »Hallo. Haben Sie aber Glück, dass Sie mich hier antreffen. Hat man Ihnen im Büro gesagt, dass ich heute zu Hause arbeite?«
    Trotz des Siruplächelns konnte sich Honey des Gefühls nicht erwehren, dass der Mann über ihren Besuch nicht

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