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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gerade erfreut war.
    »Ich bin auf gut Glück gekommen«, antwortete Honey und lächelte ihrerseits zuckersüß zurück.
    Sie vermutete, dass er ihr keinen Glauben schenkte. Gnade Gott dem armen Wesen, das er im Verdacht hatte, ihr verraten zu haben, dass sie ihn zu Hause antreffen würde. Das konnte sich auf was gefasst machen!
    »Dürfen wir hereinkommen?«
    Einen Augenblick lang flackerte das Lächeln. Ashwell Bridgewaters Augen huschten unruhig zwischen Mutter und Tochter hin und her. Plötzlich schien er das Bedürfnis zu verspüren, ihnen gefällig zu sein.
    »Aber natürlich.« Begeistert trat er einen Schritt zur Wand zurück und bat sie mit einer Handbewegung ins Haus. »Kom men Sie nur herein. Möchten Sie eine Tasse Tee? Oder Kaffee? Ich hätte Filterkaffee oder Darjeeling.«
    Honey lehnte das Angebot höflich ab, weil sie sich überlegte, dass Mary Janes Fahrstil selbst die stärkste Blase überfordern konnte. Als brave Tochter schloss sich Lindsey ihrer Mutter an.
    Die Haustür führte unmittelbar in einen großen Raum. Rechterhand verlief eine gusseiserne Wendeltreppe nach oben.
    »Ein kleines Häuschen, aber ganz wunderbar aufgeteilt«, sagte |196| Bridgewater, als hätte er Honeys Gedanken gelesen. »Es hat Charakter, und ich finde, das ist sehr wichtig. Deswegen mag ich lieber alte Häuser.«
    »Das hat Ihnen Ihr Großvater vererbt?«
    »Ja.«
    Er bat sie, sich zu setzen. Honey folgte der Aufforderung, zog einen Notizblock aus der Tasche und gab sich größte Mühe, ihn nicht um die wunderbaren alten Möbel, die Gemälde und das Porzellan zu beneiden. Es war alles elegant, wenn auch ein bisschen schäbig, sicher ausnahmslos Erbstücke. Man müsste vielleicht etwas aufräumen, ein wenig renovieren, aufpolstern und polieren. Weil ein bisschen zu viel herumstand, wirkte das Haus leicht überfüllt und beengt.
    Honey bemerkte auf dem Boden rechts und links von einem kleinen Eichentisch ein paar Pappschachteln. Eine war randvoll mit alten Kameras, die andere voller alter Filmspulen. Auf dem Tischchen lag eine weitere Filmspule, die man durch die Blasenfolie, in die sie eingepackt war, kaum erkennen konnte.
    Ashwell Bridgewaters stählerner Blick folgte ihrem.
    »Mein Großvater hat Fotosachen und Projektoren gesammelt. Ich sortiere das gerade. Er hat mir das Haus vermacht. Es war voller Krimskrams. Besonders mochte er alte Kameras und dergleichen – alles, was mit den ersten Filmen zu tun hatte, nicht mit Fotografie.«
    »Sie interessiert das nicht so?«
    Er lachte leise, beinahe verächtlich. »Überhaupt nicht. Außerdem brauche ich Platz. Ich habe nur zwei Schlafzimmer, eines in jedem der beiden oberen Stockwerke hier drüber.« Er deutete lässig zur Zimmerdecke. »Und ein Badezimmer natürlich. Alles hübsch wie auf einer Postkarte. In so ein Häuschen muss man sich einfach verlieben.«
    Er sprach mit der geläufigen Liebenswürdigkeit, die für Leute, die im Telefonmarketing arbeiten, so typisch ist. Verkäufer durch und durch.
    »Es ist ein sehr hübsches Häuschen«, meinte Lindsey. »Wieso wollen Sie es denn verkaufen?«
    |197| Nun trat Panik auf Bridgewaters künstlich freundliche Miene. Hektische rote Flecken breiteten sich auf seinen Wangen aus und überzogen seinen Hals. »Woher haben Sie das gewusst?«
    Lindsey deutete zum Fenster. »Ein Mann stellt gerade im Vorgarten ein Schild ›Zu Verkaufen‹ auf.«
    Honey hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr Grinsen zu verbergen. Volltreffer, Lindsey! Wenn der Mann mit dem Schild Bridgewaters Gesichtsausdruck gesehen hätte, hätte er sich schleunigst aus dem Staub gemacht. Doch warum hatte Bridgewater so reagiert? Warum sollte er sein Häuschen nicht verkaufen, wenn ihm der Sinn danach stand?
    Sie unterbrach ihre Gedankengänge mit einer ihrer vorbereiteten Fragen. »Ist Ihre Kusine viel gereist?«
    Er zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht genau. Sie hat ja nur kurz bei mir gewohnt. Ich könnte nicht wirklich sagen, ob sie abenteuerlustig war. Allerdings trifft das auf einige andere Familienmitglieder wohl zu.«
    Auf dich dagegen nicht, überlegte Honey. An Ashwell Bridgewater war nicht die geringste Spur von Abenteuerlust zu entdecken. Honey fragte sich, wieso Gene so ungleich und willkürlich verteilt wurden. Irgendjemand in seiner Familie
war
doch einmal abenteuerlustig gewesen.
    »Wie kommt es, dass Sie eine Kusine in Amerika hatten?«
    Das war eine naheliegende Frage. Die Antwort, wie immer sie auch lauten würde, interessierte sie

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