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Mord

Mord

Titel: Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ludwig Kröber
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Bewährungshelfer besorgte ihm eine Wohnung und eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
    Der fahrende Ritter
    Kurz nach seiner Entlassung fuhr Siegfried am Wochenende mit einem Kumpel namens Werner Richtung Hannover. Sie fuhren von der Autobahn runter, um beim Bäcker zu frühstücken und etwas zu trinken. Als sie mit Brötchen und Getränken in aller Seelenruhe auf der Bank saßen, kam ein alter Mann mit seiner Frau vorbei. Schon als er ankam, schaute er misstrauisch auf die beiden tätowierten Männer, die da im Unterhemd mampfend dasaßen und die Beine weit von sich streckten. Er schimpfte leise, aber doch hörbar, vor sich hin auf diese Penner. Siegfried war sofort ganz Ohr, fragte nach, ob er das richtig gehört habe, das Wort «Penner», sagte dem Mann, er solle sich verpissen. Darauf drohte ihm der Rentner mit seiner Krücke. Siegfried meinte sogar, dass er ihm mit der Krücke eins übergezogen habe, und langte dem Mann so eine, dass dieser in die Büsche flog. So was, sagte Siegfried, lasse er nicht mit sich machen.
    Während Siegfried und Werner sich gemessenen Schrittes und erhobenen Hauptes, als wäre nichts gewesen, entfernten, rief die Frau des Mannes um Hilfe, der Bäcker alarmierte die Polizei. Schließlich stand den jungen Männern ein Streifenwagen im Weg, Siegfried wandte sich höflich an die Polizisten und schilderte ihnen die Situation. Sie ließen sich von ihm nur seine Adresse geben, und beide durften sich entfernen. Aber es gab doch ein Verfahren, noch mal 18  Monate in Plötzensee, die Bewährung war hin.
     
    Nach der dritten Haftzeit kaufte sich Siegfried mit seinem Knastkumpel Hagen einen alten Daimler. Im Knast hatten sie Briefkontakt mit Frauen in Schleswig-Holstein gehabt. Nun wollten sie die Damen besuchen. In Schleswig-Holstein wurde viel getrunken, das verflüssigte das Denken, sie kamen auf die Idee, mit einem Wagenheber die Scheibe einer Drogerie einzuschlagen. Im Fenster waren ein paar Fotoapparate, die wollten sie verscherbeln, aber in dem Moment kam auch schon die Polizei. Da fuhr er wieder ein, Verurteilung zu einem Jahr, JVA Neumünster.
    In der Haftanstalt Neumünster kamen Siegfried und Hagen auf die Idee auszubrechen. Im Arbeitsbetrieb sollte Siegfried Netze für die Fischerei stricken. Er war kreativ und baute nebenbei eine Strickleiter. Als dritten Mann nahmen sie einen aus der Gegend mit. Dieser Uwe allerdings verletzte sich beim Sprung von der Mauer, brach sich das Sprunggelenk, sodass Siegfried ihn auf seinen Rücken packte und gut einen Kilometer huckepack schleppte, während Uwe unentwegt jammerte. Schließlich verlangte er, dass die beiden ihn zurückließen, mit ihm zusammen würden sie es alle drei nicht schaffen. Das war ja auch edel gedacht. Also ließen sie ihn auf seinen Wunsch im Gebüsch zurück und liefen zu zweit weiter. Im Wald fiel Siegfried in ein Moorloch und steckte bis zur Brust im Schlamm. Das war schon sehr kalt, Schnee lag. Mit Mühe und Not konnte Hagen ihn rausziehen. Schließlich fanden sie ein Auto, das sie kurzschlossen und klauten. Hagen meinte, sie sollten zu einer Baustelle fahren und schauen, ob sie einen Bauwagen fanden zum Verschnaufen und Nachrüsten. Bevor sie jedoch da ankamen, hielt plötzlich ein Mann neben einem grauen VW eine Stopp-Kelle hoch. Eine Zivilstreife wollte sie kontrollieren. Hagen fragte, ob er anhalten solle, aber Siegfried meinte, dafür seien sie doch nicht geflohen, er solle Gas geben. Da die Straße versperrt war, fuhren sie auf dem Bürgersteig an der Sperre vorbei und in eine kleine Gasse hinein. Dann verabredeten sie, dass sie ab der nächsten Kreuzung zu Fuß weiterfliehen würden. Sie verließen beide sofort das Auto, aber die Polizei war schon da und gab einen Warnschuss ab. Siegfried rannte weiter, über Gartenzäune hinüber und schließlich zu einem Haus, das noch im Rohbau war. Da versteckte er sich unter einer Plane, die über einem Sandhaufen lag, und harrte zwei Stunden bei großer Kälte aus. Dann machte er sich zu Fuß weiter auf den Weg, alleine nach Hamburg.
    Siegfried kam schließlich auch in Hamburg an, wo Kumpels ihm weiterhalfen. Eine Woche blieb er, dann fuhr er mit dem Zug nach München. Dort besorgte er sich Ausweispapiere und arbeitete mehrere Monate auf dem Rummel. Von Hagens Mutter hörte er, dass dieser eine Bewährungsstrafe bekommen hatte. Siegfried dachte, dann könne er sich ja auch stellen, aber erst wollte er noch das Oktoberfest mitmachen und sich einen Automatikwagen kaufen. Mit dem

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