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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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man in diesem Vorraum aufgestellt hatte, um ihn vor unbefugten Zugriffen zu schützen. Der Kasten sollte dabei die beiden Baucontainer mit Strom versorgen. Der eine Container ist das Baustellenbüro des Architekten und der andere so etwas wie ein Lager- und Umkleideraum für die Bauarbeiter. Das Kabel ist eine sogenannte H07RN-F Gummischlauchleitung und der Leiterwerkstoff besteht aus verzinktem, feindrähtigem Kupfer.«
    Er legte die Akte wieder auf den Tisch zurück und sah jetzt Davídsson an.
    »Das darin enthaltene Kupfer wurde förmlich ausgeweidet. Man hat den Gummischlauch der Länge nach aufgeschlitzt und das gesamte Kupfer entfernt. In diesem Vorraum waren auch noch alte Kabel, die für die Messungen im Schwerbelastungskörper gebraucht wurden, und auch diese Kabel wurden aufgeschlitzt. Darin hat sich aber kein Kupfer befunden, also waren diese Kabel völlig wertlos für die Diebe.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit am gleichen Tag, an dem auch unser Opfer dort gestorben ist.«
    »Warum macht man so etwas?«, fragte Davídsson.
    »Warum man jemanden umbringt?«
    »Wieso dieser Aufwand mit den Kabeln?«
    »Kupfer wird immer teurer. Die Grünen haben mir gesagt, dass in letzter Zeit immer häufiger solche Diebstähle zu verzeichnen sind. Manche besonders dreisten Diebe sind sogar dazu übergegangen, Schienen oder Leitplanken zu demontieren, um das verwendete Metall weiterzuverkaufen.«
    »Woher wussten die überhaupt von dem Verteilerkasten in diesem Vorraum?«, fragte jetzt der Kollege, der den Kaffee geholt hatte.
    »Es wird eure Aufgabe sein, das herauszufinden. Von außen kann man das jedenfalls nicht erkennen.« Engbers nahm einen Schluck Kaffee und seine beiden Kollegen taten es ihm gleich.
    »Dieser Vorraum war früher mal eine Werkstatt. Als das Ding noch richtig genutzt wurde, haben die Männer darin gearbeitet. Später hat man dann ein kleines Gebäude neben dem Schwerbelastungskörper gebaut und die Werkstatt dahin verlegt, weil es im Schwerbelastungskörper feucht und kalt war.«
    Er stellte die Tasse wieder auf den Tisch und stand auf.
    »Vielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mord und dem Kupferdiebstahl.«
    »Wissen wir jetzt mit Bestimmtheit, dass es Mord war?«, fragte Davídsson, der über den neuesten Ermittlungsstand nicht informiert worden war.
    »Ja.« Engbers drehte sich um und stellte sich an das Fenster. »Er wurde erwürgt, so steht es jedenfalls im Obduktionsbericht. Sie können die Berichte und die Schlüssel mitnehmen.«
    »Was ist das für ein Schlüsselbund?«
    »Ceciliengärten 40/41, Haustürschlüssel, Wohnungsschlüssel und der kleine für den Briefkasten von Bernd Propstmeyer.«
     

4
     
    D as Wochenende hatte normalerweise seinen eigenen Rhythmus. Am Samstag erledigte er die Einkäufe für den Sonntag. An diesem Tag kochte er. Er nahm sich Zeit dafür, dieser Leidenschaft nachzugehen und alle frischen Zutaten zu einem ganz besonderen Essen zuzubereiten.
    Eigentlich hatte Ólafur Davídsson an diesem Sonntag vorgehabt, ein Rezept aus der mittelalterlichen Küche auszuprobieren. Er hatte gelesen, dass man eine dunkle Soße mit Ingwer, Nelken, Langpfeffer und Paradieskorn zubereiten konnte, die Rindfleisch wie Bärenfleisch schmecken ließ. Jedenfalls stand das in einem Pariser Kochbuch von 1393, das er im Internet gefunden hatte.
    Stattdessen hatte er eine Currywurst gegessen und war dann zu den Ceciliengärten gefahren.
    Engbers hatte nur noch ein paar undeutliche Laute von sich gegeben, als der Kriminalanalytiker ihn gefragt hatte, welche Wohnung Bernd Propstmeyer bewohnt hatte. Die Antwort hatte er schließlich im Bericht der Spurensicherung gefunden.
    Als er die mittlere Wohnungstür im zweiten Stock aufschloss, empfing ihn abgestandene Luft, die sich mit einem leichten Vanille-Aroma verbunden hatte. Die Spurensicherung hatte bei ihrer Arbeit den Staub der letzten Jahre aufgewirbelt, der sich nun wieder legen musste. Ihre Arbeit beschränkte sich nicht nur auf die offen zugänglichen Teile der Wohnung, sondern sie mussten auch unter Betten und auf hohen Schränken nach Spuren suchen. An Stellen, wo sich ein Staubwedel nur selten hinverirrte.
    Es war für ihn immer ein seltsames Gefühl, in eine fremde Wohnung zu gehen, besonders dann, wenn es die Wohnung eines Toten war. Dort schien die Zeit irgendwie stehen geblieben zu sein. Die Zimmer waren so, wie sie das Opfer zurückgelassen hatte, in den allermeisten Fällen ohne zu wissen,

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