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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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war, damit zu jonglieren. »Sie sind doch selbst Frankfurter, oder etwa nicht? Sie haben wahrscheinlich mitgeprügelt, damals.«
    Engbers hatte tatsächlich einen unverkennbaren hessischen Dialekt.
    »Bernd Propstmeyer ist tot«, sagte Davídsson, um der Situation die Schärfe zu nehmen.
    Sie ließ sich keine Gefühlsregung anmerken, während sie ihnen den Rücken zukehrte und durch den Flur in ein kleines quadratisches Wohnzimmer voranging.
    »Setzen Sie sich«, sagte sie, nachdem sie selbst auf einem giftgrünen Sessel Platz genommen hatte.
    »Er ist der Freund meiner Tochter.«
    »Bernd Propstmeyer war mit Ihrer Tochter zusammen«, wiederholte Engbers, der sich neben sie auf einen Zweisitzer gesetzt hatte, der ebenfalls stark nach Rauch roch.
    »Ja.«
    »Wohnt Ihre Tochter hier?«, fragte Davídsson, der Brandflecken auf der rechten Armlehne des Sessels sah.
    »Sie hat ihre eigene Wohnung.«
    »Wir brauchen ihre Adresse.«
    »Die habe ich nicht. Wir verstehen uns nicht besonders gut.«
    »Warum hatte Bernd Propstmeyer dann Ihre Adresse in seiner Wohnung?«, fragte jetzt wieder Engbers.
    Sie blies den Rauch hörbar aus, bevor sie antwortete: »Was weiß ich? Er wird wohl ein Adressbuch gehabt haben, in dem meine Adresse stand. Das ist doch nichts Ungewöhnliches.«
    »Wir haben nur Ihre Adresse in seiner Wohnung gefunden. Es gibt kein Adressbuch.«
    Sie lachte kurz und trocken. »Tja, wie ich schon sagte: Ich weiß es nicht.«
    »Wann haben Sie Bernd Propstmeyer das letzte Mal gesehen?«
    Sie überlegte. »Vor zwei Jahren.«
    »Haben Sie ihm die Adresse mal gegeben?«
    »Nein. Ich mochte ihn nicht besonders. Wer mit meiner Tochter auskommt, muss eine Schraube locker haben.«
    »Was war das für eine Gelegenheit, vor zwei Jahren?«
    »Sie kam her und wollte mir einen Küchenschrank abkaufen. Da war er dabei.«
    »Und da können Sie sich noch an seinen Namen erinnern?«
    »Ich habe ein gutes Gedächtnis, was Namen betrifft. Ihren werde ich auch nicht so schnell vergessen.« Sie lächelte, bevor sich ihr Gesicht beim nächsten Zug an der Zigarette zu einer Grimasse verzog.
    »Das war das einzige Mal, dass sie ihn gesehen haben?«
    »Ja.«
    »Hat er den Schrank von Ihnen bekommen?«, wollte Davídsson jetzt wissen.
    »Nein.«
    »Warum nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Sie dürfen.« Sie drückte die Zigarette in einem vollen Aschenbecher aus, ohne sich gleich wieder eine neue anzuzünden. »Die sind rationiert«, sagte sie mit Blick auf eine unangebrochene Schachtel auf dem Marmortisch.
    Engbers hätte gerne das Päckchen von dem hässlichen ovalen Tisch genommen, um sich eine Zigarette herauszuklopfen, sie anzuzünden und um dann den Tabak für einen Moment zu genießen wie einen guten Wein. Davídsson sah es ihm an und die dicke Frau auf dem Sessel wohl auch.
    »Weil meine Tochter mich gefragt hat. Sie bekommt nichts mehr von mir, so einfach ist das.«
     
    Der Schlüsselbund lag in der Mitte des braunen Holztisches, darunter befanden sich die Akte der Spurensicherung und der vorläufige Obduktionsbericht, deren Verfasser beide bei dieser Besprechung nicht anwesend waren.
    Engbers hatte Ólafur Davídsson nach ihrem gemeinsamen Besuch bei Lisa Schrauder über diese Besprechung in seinem Büro informiert und war dann ohne ein weiteres Wort gegangen.
    Jetzt saßen sie stumm um den quadratischen Tisch und warteten auf einen Kollegen vom LKA 1, der ihnen Kaffee holen wollte.
    Engbers hatte eine Zeitlang den Schlüsselbund gegen die Tischkante geschleudert, aber der noch anwesende Kollege hatte ihn irgendwann genervt angesehen und Engbers hatte den Schlüssel auf die beiden dünnen Mappen gelegt.
    Schließlich stand vor allen vier Anwesenden ein dampfender Becher Kaffee und Engbers brach endlich das Schweigen: »Andreas Rach hat sich sowohl die Wohnung des Opfers als auch den Tatort noch einmal genau angesehen.« Er ließ seine Blicke kurz über die drei Männer huschen, bevor er weiterredete. »Die Spurensicherung hat in dem Vorraum, durch den wir alle in den Schwerbelastungskörper gekommen sind, Stromkabel gefunden. Vielleicht haben Sie sie ja auch gesehen.« Er sah wieder in die Runde, aber keiner reagierte. »Die Kabel gehören nicht zu dem Schwerbelastungskörper, sondern wurden nachträglich dort verlegt, als die Bauarbeiten begonnen haben.«
    Engbers nahm die obere Akte an sich und ließ dabei den Schlüsselbund laut klirrend auf den Tisch fallen.
    »Das Stromkabel war an einen Verteilerkasten angeschlossen, den

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