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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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für ihn?«
    »Ich war mit ihm zusammen.«
    »Aber es war keine normale Beziehung, nicht wahr?«
    Sie überlegte.
    Engbers stand auf und schloss das Fenster, das den Lärm jedoch nur wenig dämpfen konnte. Offenbar arbeiteten die Bauarbeiter genau unter diesem Fenster.
    »Also, war es nun eine normale Beziehung oder nicht?«
    »Darüber wollten wir doch heute nicht sprechen.«
    »Jetzt schon.«
    »Ich möchte jetzt gehen.«
    »Haben Sie mit ihm zusammengelebt?«
    Davídsson dachte an die vergilbte Wohnung von Lisa Schrauder, als Engbers diese Frage stellte.
    »Nein.«
    »Hatten Sie eine rein sexuelle Beziehung?«
    »Nein.«
    Engbers nickte Davídsson zu.
    »Sie haben aber manchmal bei ihm übernachtet?« Davídsson stellte seine erste Frage.
    »Ja.«
    »Ja. Nein. Nein. Bitte antworten Sie uns in ganzen Sätzen. Ich kann schließlich im Protokoll nicht nur Wortfetzen aufschreiben«, Engbers konnte sich nicht mehr zurückhalten.
    »Sie kennen also seine Wohnung in den Ceciliengärten. Warum ist diese Wohnung in diesem Stil eingerichtet? War er vielleicht ein Sammler?«
    »Er mochte diese Zeit. Er hatte ein Faible dafür.«
    »Aha. Wissen Sie auch, warum das so war?«, fragte jetzt wieder Engbers.
    »Ist das wichtig bei der Aufklärung Ihres Falls?«
    »Ja«, antwortete Engbers, ohne zu wissen, warum das so sein könnte.
    Sie sah ihn irritiert an.
    »Also?«
    »Es hat irgendetwas mit seinem Vater zu tun.«
    »Und?«
    »Er ist irgendwie in dieser Zeit stehen geblieben, glaube ich.«
    »Hat er das zu Ihnen gesagt?«
    »Was?«
    »Dass seine Familie in dieser Zeit stehen geblieben ist?«
    »Nein.« Sie zögerte einen Moment. »Es ist nur eine Vermutung.«
    »Und wie passen Sie in diese Zeit?«, fragte Engbers, außer, dass du so aussiehst, als kommst du von da, dachte er.
    »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
    »Gut, dann stelle ich sie eben anders: Wie haben Sie sich kennengelernt? Hat das etwas mit dieser Zeit zu tun, in der er mit seiner Familie stehen geblieben ist?« Engbers stand auf und stellte sich an das Fenster, unter dem die Erde immer noch bebte.
    Bauarbeiten sind die ungünstigste Voraussetzung für ein anständiges Verhör, dachte Davídsson, der Lärm nicht ausstehen konnte.
    »Er hat mich wohl unter diesem Gesichtspunkt ausgesucht.«
    »Sie meinen, weil Sie ebenfalls ein Faible für diese Zeit haben?«
    »Das habe ich überhaupt nicht.«
    »Hat er Ihnen diese Kleidung gekauft?«
    »Dieses Kleid habe ich schon länger als sieben Jahre.« Das war auch eine Antwort auf Engbers Frage, wenn auch nicht die erwartete.
    »Wann waren Sie zum letzten Mal in seiner Wohnung?«
    »Am Sonntag vor einer Woche.«
    »Mit ihm zusammen?«
    »Ja. Wir waren zusammen in der Philharmonie und danach haben wir bei ihm noch ein bisschen Musik gehört und was getrunken.«
    »Sind Sie bei ihm geblieben?«
    »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.«
    »Als Zeugin haben Sie eine Aussageverpflichtung, es sei denn, Sie belasten sich mit Ihrer Aussage selbst. Ist das jetzt der Fall?«
    »Ich bin bei ihm geblieben, aber wir hatten keinen Sex, falls Sie das jetzt wieder wissen wollen.« Sie sah ihn herablassend an. »Sie sind widerlich.«
    »Ich mache nur meinen Job, den Sie mir heute ziemlich schwer machen.«
    Sie sah ihn unbeeindruckt an.
    »Sie können jetzt gehen. Wir werden wahrscheinlich wieder auf Sie zukommen. Sind Sie unter Ihrer Meldeanschrift erreichbar?«
    »Ja.«
    »Keine geplanten Urlaube oder Dienstreisen?«
    »Ich bin da.«
     
    »Die ist doch total bescheuert. Kommt da her mit ihrem Scheiß-40er-Jahre-Kleid und macht mit mir ein Ja-Nein-Antwort-Spielchen. Die sollte man mal richtig durchfi…«
    »Sie ist ziemlich merkwürdig«, fiel ihm Davídsson ins Wort.
    Er hatte das Gleiche gedacht, als sie zur Tür hinausgegangen war. Sie lebte offensichtlich wirklich in einer anderen Zeit – einem anderen Jahrhundert, an das eigentlich keiner mehr gerne erinnert wurde.
    »Ich werde sie mal richtig durch die Mangel ziehen.« Engbers war immer noch wütend. Er öffnete die Schublade seines Schreibtisches und zog eine Zigarette aus einem Päckchen. Ganz automatisch zündete er sie an und zog ein paarmal daran.
    »Das bringt nichts.«
    »Was? Dass ich wieder angefangen habe zu rauchen?« Engbers starrte auf die Zigarette in seiner Hand.
    »Mit ihr zu sprechen.«
    »Ich werde mir aber einen Spaß daraus machen.«
    »Wenn es wirklich einer wird.«
    »Auch wieder wahr.« Der Lärm unter ihnen hatte wie auf Kommando nachgelassen. Jetzt

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