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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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persönliche Ebene zu bringen, half ihm nicht weiter.
    »Ich werde nichts zu den Anschuldigungen sagen und verlange die Hinzuziehung eines juristischen Beistandes.«
    »Ich glaube, damit haben Sie hier Ihre Arbeit getan, meine Herren.« Wittkampf wollte sich gerade über seinen Schreibtisch beugen, um dem Wiesel zur Verabschiedung die Hand zu geben, als dieser heftig den Kopf schüttelte.
    »Wir haben noch weitere Fragen.«
    Wittkampf sah ihn verwundert an und ließ sich wieder zurück in seinen Stuhl fallen.
    »Was wird mir denn nun konkret vorgeworfen?« Davídsson war nicht weniger überrascht.
    »Warten Sie mal, Davídsson.« Wittkampf hatte sich kurz zu ihm gedreht, aber jetzt sah er die beiden Männer scharf an, die ihm gegenübersaßen. »Sie wissen, dass es Ihre Pflicht ist, zunächst den Vorgesetzten darüber zu informieren, bevor Sie mit dem Beschul… Zeugen sprechen.«
    »Das haben wir ja auch getan.« Das Wiesel genoss eindeutig die Situation. »Wir ermitteln auch gegen Sie beide. Es geht um den von Ihnen bearbeiteten Fall und die Beschuldigungen einer Frau …«
    »Schrauder«, ergänzte Davídsson.
    »Ja.«
    »Und weshalb dann die lächerliche Geschichte mit dem Blaulicht?«
    Der andere sah von seiner Akte auf. »Das ergänzt unser Gesamtbild von Ihnen, Herr Davídsson.«
    »Von wem kommt die Anzeige, oder wie das bei euch heißt?« Wittkampfs Miene war ernst, aber er versuchte sich über die Körperhaltung zu entspannen.
    »Die Leiterin unserer Pressestelle hat uns informiert.«
    »Und die Sache mit dem Blaulicht?«, wollte Davídsson wissen.
    »Eigene Ermittlungen und Ihre Eintragung im Fahrtenbuch des LKA Berlin.«
    »Gut, dann will ich Ihnen jetzt mal was dazu sagen und das können Sie dann auch gerne zu den Akten nehmen: In der Straßenverkehrsordnung ist eine Einsatzfahrt ohne Einsatzhorn auch ohne die von Ihnen genannten Gründe zulässig, die Sie so schön in Fragen verpackt haben, die Sie aus Ihren Akten abgelesen haben. Nur die Verwendung von einem Einsatzhorn in Verbindung mit Ihren berühmten Rundumkennleuchten ergibt das Sondersignal, bei dessen Einsatz ein besonderer Grund vorliegen muss. Haben Sie Beweise dafür, dass ich das Einsatzhorn beim Überfahren der Ampel eingeschaltet hatte?«
    Das Wiesel zögerte und sein Partner blätterte hektisch durch die Akten, jedoch ohne Erfolg.
    »Also nicht. Dann wird mir die Ordnungswidrigkeitsbehörde wohl einen Strafzettel zusenden. Das ist meines Wissens noch kein Grund für ein Disziplinarverfahren, oder täusche ich mich jetzt?« Davídssons Stimme war lauter geworden. Ihm war die Regelung nur deshalb eingefallen, weil sie ihm der Polizist, der ihm den Wagen gebracht hatte, genau erklärt hatte. Damals hatte er gelangweilt nur mit halbem Ohr zugehört, aber jetzt war er dankbar für die Gewissenhaftigkeit seines Kollegen.
    »Ja, dann …« Wittkampf sah jetzt wieder deutlich entspannter aus.
    »Wir haben aber noch Fragen zu der Zeugin Schrauder.«
    »Wir auch. Sie können uns gerne begleiten, wenn wir sie ihr stellen.«
     
    Ólafur Davídsson saß auf der fensterlosen Toilette neben der Teeküche. Auf der anderen Seite war das Damen-WC und dann kamen Archive. Hier hatte er die Ruhe, die er im Augenblick brauchte.
    Er überlegte, was für ein Problem die Pressesprecherin mit ihm hatte. Er kannte sie überhaupt nicht und hatte noch nie mit ihr gesprochen.
    Vielleicht war es ja überhaupt nichts Persönliches.
    Er hatte kurz überlegt, ob er sie anrufen sollte, und hatte deshalb sein Handy mit auf die Toilette genommen, um mit ihr sprechen zu können, ohne dass jemand mithören konnte.
    Aber jetzt war er sich unsicher.
    Wenn es tatsächlich nichts Persönliches war, konnte ein Anruf noch mehr Unruhe in die Situation bringen. Er musste erst mehr über sie herausfinden und über den Fall. Vielleicht würde das ihr Verhalten erklären.
    Das Handy klingelte in seiner Hand und er erschrak für eine Sekunde.
    »Ja?«
    »Ich wollte Herrn Ólafur Davídsson sprechen.«
    Er erkannte ihre Stimme.
    »Ich habe hier die Akte von Alfons Propstmeyer und die von seinem Sohn Bernd.«
    »Das ging aber schnell.« Davídsson hörte, wie jemand den Waschraum betrat und dann in der Kabine neben ihm verschwand. Die Wände waren mit leuchtend grünen Fliesen bedeckt und nicht nur bloße Kunststoffplatten, aber die Türen waren trotzdem hellhörig.
    »Kann ich Sie zurückrufen?«
    »Sie können auch vorbeikommen.« Er meinte, ein Lächeln in ihrer Stimme zu

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