Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
Vom Netzwerk:
Wittkampfs Stimme klang angespannt. Er erkannte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Was gibt’s?«
    »Sie sollten herkommen.«
    »Was ist denn los?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Kommen Sie am besten sofort her.«
    »Gut. Ich bin gleich da.«
    »Haben Sie gute Kontakte im Haus?« Wittkampf flüsterte jetzt.
    »Zu wem?«
    »Problembeseitiger.«
    »Zum Personalrat?«
    »Rufen Sie ihn an.« Sein Chef legte auf, bevor er noch etwas sagen konnte.
     

10
     
    Ó lafur Davídsson spürte die innere Unruhe, die sich jetzt noch verstärkte, als er das Gebäude betrat. Die Pressewagen vor dem Stahlzaun waren abgezogen, aber das wirkte jetzt trotzdem nicht entspannend.
    Er hatte sich während der ganzen Fahrt Gedanken über den merkwürdigen Anruf seines Chefs gemacht, wusste aber nicht, was es rechtfertigen würde, den Personalrat hinzuzuziehen.
    Jetzt stand er vor dem Aufzug, der sich gegen ihn verschworen zu haben schien. Er kam nicht und Davídssons Nerven waren zu angespannt, um noch länger darauf zu warten, dass sich endlich vor ihm die Tür öffnen würde. Er nahm die Treppe und sprintete immer zwei Stufen gleichzeitig nach oben, bis er völlig atemlos vor der geschlossenen Bürotür seines Vorgesetzten stand, um ein paarmal tief durchzuatmen.
    Er öffnete, nachdem er glaubte, ein leises »Herein« gehört zu haben. Normalerweise war diese Tür nur selten geschlossen.
    Jetzt kam er sich wie ein unartiger Schuljunge vor, der beim Direktor vorsprechen musste.
    Wittkampf saß mit nachdenklicher Miene hinter seinem Schreibtisch und davor saßen zwei Herren, die beide von einer Akte aufsahen, als Ólafur Davídsson den Raum betrat. Einer von ihnen sah aus wie ein Wiesel. Es war das Erste, woran er dachte, als er den Mann sah. Ein spitzes Gesicht, ein Schnauzer, der auf der einen Seite länger war als auf der anderen, eine Brille mit Goldrand und eine hohe Stirn. Der andere Mann sah ausgemergelt aus und wirkte sicher älter, als er eigentlich war.
    Er hatte sie beide noch nie zuvor gesehen.
    »Das sind die Herren Schröder und Glockenmann. Sie sind von der Innenrevision.«
    Davídsson nickte beiden zu, bevor er sich auf den dritten Stuhl setzte, der vor der schmalen Schreibtischseite stand.
    »Wollen Sie zu mir?«
    »Ja. Es geht da um einen Sachverhalt, den wir überprüfen müssen.« Das Wiesel war der Wortführer.
    »Und um was für einen Sachverhalt geht es?«
    »Wir haben Ihren Vorgesetzten gerade darüber informiert, dass gegen Sie eine Dienstaufsichtsbeschwerde vorliegt.«
    »Sind Sie in letzter Zeit Fahrzeugführer eines Polizei-Einsatzfahrzeuges gewesen?«, fragte jetzt der andere.
    »Sie meinen, ob ich ein Polizeiauto fahre?«
    Das Wiesel nickte verächtlich.
    »Gibt es damit ein Problem?«
    »Geben Sie es also zu, dass Sie so ein Fahrzeug führen?«
    »Was soll das Ganze?« Davídsson verlor die Geduld. Er hatte andere Probleme zu lösen.
    »Sie wurden bei einer Geschwindigkeitsüberwachung als Fahrzeugführer festgestellt.«
    »Was ist Ihr Problem damit?«
    »Beim Überfahren einer roten Lichtzeichenanlage hatten Sie die Rundumkennleuchte eingeschaltet. Sollte hierzu keine Berechtigung vorliegen, stellt das einen Verstoß gegen § 38 der Straßenverkehrsordnung dar.«
    »Haben Sie die Rundumkennleuchte eingeschaltet, um Menschenleben zu retten oder schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden?« Das Wiesel las die Frage direkt aus der Akte ab.
    »Ich werde auf diese Frage nicht antworten.«
    »Haben Sie die Rundumkennleuchte eingeschaltet, um eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung abzuwenden?«
    Davídsson sah Wittkampf an, der jedoch nicht darauf reagierte.
    »Haben Sie die Rundumkennleuchte eingeschaltet, um flüchtige Personen zu verfolgen?«
    »Hören Sie, meine Herren Kollegen. Ich weiß leider überhaupt nicht, was diese ganzen Fragen für einen Sinn haben und was sie mit meinen Ermittlungen zu tun haben, und ich werde sicher keine dieser albernen Fragen beantworten, solange Sie es mir nicht erklärt haben.«
    Das Wiesel sah von seiner Akte auf. »Haben Sie durch den Einsatz der Rundumkennleuchten bedeutende Sachwerte erhalten?«
    »Mit Ihren Rundumkennleuchten meinen Sie sicher das Blaulicht, oder? Können Sie sich nicht normal ausdrücken, oder bringt das die Arbeit bei der Inneren so mit sich, dass man merkwürdig wird?«
    »Davídsson, das bringt doch nichts«, schaltete sich Wittkampf ein, und er hatte Recht. Die unausgesprochenen Vorwürfe gegen ihn auf eine

Weitere Kostenlose Bücher