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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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Wir wollen nicht zurück.«
    »Wie heißt der Schrottplatz?«
    »Ich weiß nicht.« Sie sah ihn wieder an. »Ich kann Sie hinführen.«
    »Sie suchen das Kupfer selbst?«
    »Mein Bruder hat in einem Stahlwerk gearbeitet. In Albanien. Er kennt sich aus.«
    »Und wie transportieren Sie das Kupfer?«
    »Wir haben einen kleinen Bus. Er ist vom Schrottplatz. Mein Bruder hat ihn repariert.«
    »Und dann fahren Sie herum und sammeln das Kupfer ein?«
    »Ja. Früher war es einfacher. Die Leute haben alles weggeworfen. Heute ist Kupfer teuer und die Leute bauen alles aus. Wir müssen doch leben.«
    »Wie lange machen Sie das schon?«
    »Vier Jahre.« Sie hob vier Finger in die Luft.
    Ritter stand auf und kam auf die andere Seite der Scheibe.
    »Wollen Sie jetzt weitermachen?«
    Engbers erhob sich von seinem Platz und tippte Davídsson beim Vorbeigehen auf die Schulter.
    Die Frau sah verwundert aus, als zwei andere Männer in den Verhörraum kamen. Männer ohne Uniformen. Sie hat Angst, dachte Davídsson. Vielleicht denkt sie, dass wir von der Ausländerbehörde sind.
    Engbers stellte sich kurz vor, ließ Davídsson jedoch unerwähnt.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe bei der Aufklärung eines Kapitalverbrechens.«
    Sie sah ihn ungläubig an. Ihr Blick sprach Bände: Ist das eine Falle?
    »Sie brauchen keine Angst vor uns zu haben. Wir können Ihnen helfen, wenn Sie uns helfen. Es geht um einen Kupferdiebstahl in Tempelhof.«
    Sie blieb regungslos sitzen.
    Engbers holte seinen roten Ausweis aus der Brieftasche und legte ihn vor sie auf den Tisch, sodass sie ihn lesen konnte.
    »Ich bin Polizist. Ich will Ihnen nichts tun«, sagte er.
    Wie sich das anhört, dachte Davídsson: ›Ich bin Polizist und will Ihnen nichts tun.‹ Ich würde bestimmt sofort anfangen zu reden, bei so einer beruhigenden Aussage. Das ganze verdammte Verhör ist von Anfang an falsch aufgezogen worden, stellte er jetzt ärgerlich fest, ohne etwas zu sagen. Vermutlich hielt sich der Cowboy in Uniform noch für den besten seines Metiers.
    »Vertrauen Sie uns.« Davídsson stellte sich neben sie. Er war versucht, eine Hand auf ihre Schulter zu legen, aber er ließ es sein.
    »Ich war schon mal da.« Ihre Blicke gingen ins Leere. Sie hatte sich zu einer Aussage entschieden.
    »Wo?«
    »Tempelhof.«
    »Ja. Aber wo da?«
    »Ich weiß nicht mehr. Es war … unheimlich.«
    In Engbers Augen flackerte ein Hoffnungsschimmer.
    »Hören Sie: Das ist für uns besonders wichtig und ich verspreche Ihnen, dass wir Ihnen helfen, wenn Sie uns helfen.«
    Und was ist, wenn sie oder ihr Bruder es war, dachte Davídsson. Helfen wir dann auch einer Mörderin oder einem Mörder?
    »Wo waren Sie damals?«
    »In so einem Ding …«
    »Aus Beton? Sieht aus wie ein Pilz?«
    Ein Lächeln huschte über ihre Wangen. Sie war kaum älter als Mitte zwanzig. Ihre kantigen Gesichtszüge kamen aus der Nähe betrachtet mehr zur Geltung, und trotzdem waren sie nicht hässlich oder hart.
    »Ja. So hat es mein Bruder auch genannt. Sieht aus wie ein Pilz, hat er gesagt.«
    »Sie waren mit ihm in diesem Pilz?«
    »Es war schrecklich. Da lag ein toter Mann. Es hat gestunken. Nach Kotze und Pisse.«
    »Wann waren Sie da?«
    »Wir wollten nur das Kupfer aus den Leitungen. Die lagen da herum und keiner hat sich darum gekümmert. Ich wusste doch nicht, dass … dass da einer liegt.«
    »Wann war das?«
    »Wir waren da, als es dunkel war.«
    »Vor oder nach Mitternacht?«
    »Morgens. Es war hell, als wir zu Hause waren.«
    »Sie wissen nicht, wie spät es war? Ich meine, genau?«
    Sie schien zu überlegen.
    »Fünf, halb sechs«, antwortete sie schließlich.
    »Okay. Haben Sie dort jemanden gesehen?«
    »Nein.«
    »Sie waren ganz alleine im Schwerbelastungskörper?«
    »Schwerbelastungskörper?«
    »So heißt der Pilz. Schwerbelastungskörper oder Großbelastungskörper.«
    »Ich habe niemanden gesehen.« Sie sah kurz zu der verspiegelten Scheibe. »Ist jemand dahinter?«
    »Haben Sie vielleicht etwas gehört? Ein Geräusch? Etwas Ungewöhnliches?«
    »Mein Bruder hat mal was gesagt. Er hat gesagt, dass er was gehört hatte. Dann habe ich auch etwas gehört. Aber es war dunkel. Ich habe ihn ausgelacht, weil ich gedacht habe, dass es Ratten sind. Wir sind in diese … in den Raum gegangen und da lag der tote Mann. Ich habe geschrien. Mein Bruder hat mir den Mund zugehalten und wir sind gegangen. W-e-g-g-e-r-a-n-n-t.«
    »Was war das für ein Geräusch?«
    Sie sah ihn an, als verstünde sie die Frage

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