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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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nicht.
    »Wie hat sich das angehört?«
    Sie überlegte wieder.
    »Als Sie hereingekommen sind, haben Sie dasselbe Geräusch gemacht.« Sie sah Davídsson mit einem rätselhaften Blick an.
    »Ich habe das Geräusch gemacht?«
    »Ja. Sie sind hereingekommen und das war das Geräusch.«
    Engbers stand auf und verließ den Raum.
    Kurze Zeit später kam er mit dem klobigen Aufnahmegerät zurück, das er von der anderen Seite der Scheibe geholt hatte. Er spulte das Band zurück, hörte ein paar Sekunden, spulte wieder, bis er die Stelle gefunden hatte, bei der sie den Verhörraum betreten hatten.
    Þingvellir, dachte Ólafur Davídsson. Die Technik hatte so viele neue Möglichkeiten eröffnet, die man dazu nutzen konnte, Morde zu begehen und Morde aufzuklären.
    Engbers spulte das Band noch ein kleines Stück weiter zurück und es knackte ein paarmal in den Lautsprechern. Er ärgerte sich offenbar, dass er nicht das neue Diktiergerät benutzt hatte. Ein Kollege hatte es versehentlich mit nach Hause genommen und wollte es am nächsten Tag wieder mitbringen. Jetzt musste er mit der alten Technik zurechtkommen.
    Sie lauschten den Geräuschen, die das Band wiedergab. Da war ein Wortfetzen ihrer Stimme. Ein Stuhl wurde zur Seite geschoben. Ritter stand auf und seine Schritte näherten sich dem Mikrofon. Es waren schwerfällige Schritte, die immer lauter wurden. Dann wurde die Tür geöffnet und das Signal ertönte. Für ein paar Minuten kehrte Ruhe ein und das Band rauschte leise weiter. Schließlich wurde die Tür erneut geöffnet. Das Signal ertönte wieder. Es klang auf dem Band beinahe wie die verrostete Klingel eines Telefons, das in einem alten Film die Stille zerriss. Schritte näherten sich. Es war Engbers. Er hatte einen federnden Gang, und dann kam Davídsson.
    »Da war es!« Sie war von ihrem Stuhl aufgesprungen. »Die Schuhe. Die Schuhe machen das Geräusch.«
    Engbers sah Davídsson an.
    »Das sind Ledersohlen. Die Schuhe sind relativ neu. Ich habe sie an dem Tag zum ersten Mal getragen, als wir zum Schwerbelastungskörper gerufen wurden.«
    »Und Sie können so etwas hören?« Engbers musterte sie misstrauisch.
    Sie nickte.
    »Was sind das für Schuhe?« Engbers Augen waren jetzt auf Davídssons Füße gerichtet. Er fixierte sie, als könnte er immer noch nicht glauben, dass man das Geräusch einer Sohle in Erinnerung behalten konnte.
    »Christian Dior. Modell B66.«
    »Gibt’s die auch für Frauen?« Engbers sah sie jetzt abwechselnd an.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich«, antwortete Davídsson.
    »Wo finden wir Ihren Bruder?«
    »Er ist zu Hause, aber bitte. Lassen Sie ihn in Ruhe. Er hat schon genug Ärger mit der Polizei.«
    Engbers drehte sich zu der Spiegelfläche rechts von ihm. Er wirkte plötzlich abgespannt und müde. »Wir müssen wissen, was für ein Schrottplatz das ist. Vielleicht finden wir an dem Kupfer irgendwelche Spuren.«
     

13
     
    Ó lafur Davídsson war Engbers ins Büro gefolgt. Mit ihnen war das ganze Viertelgericht gekommen. Oder ist es schon das Fünftelgericht, fragte sich Davídsson. Der Raum war zu klein für die vielen Personen. Engbers sah genervt aus. Er wollte sie nicht in seinem Büro haben. Er wäre lieber vor die Tür gegangen, um zu rauchen und nachzudenken.
    »Was machen wir jetzt?« Engbers setzte sich auf seinen Bürostuhl, während die anderen vor ihm in zwei Reihen standen wie Antragsteller beim Arbeitsamt.
    »Wir schicken sie zurück nach Albanien.« Ritter meldete sich zu Wort und Engbers rollte mit den Augen.
    »Ich meinte, ob wir uns erst den Schrottplatz oder erst diese Iris Schrauder vornehmen.«
    Bevor jemand antworten konnte, klopfte es an der Tür und Andreas Rach trat in das Büro ein, ohne dazu aufgefordert zu werden.
    »Kommen Sie rein, hier geht es sowieso schon zu wie auf dem Arbeitsamt. Nur eine Nummer ziehen müssen Sie nicht.« Engbers grinste und der Spurensicherer drängte sich an den anderen vorbei vor seinen Schreibtisch.
    »Wir haben die ersten Aktenordner durchgearbeitet. Die Aktenordner aus der neuen Wohnung von Bernd Propstmeyer.«
    »Und?«
    »Er hat ein paar Anzeigen abgeheftet, bei denen es um Stalking geht. Eine gewisse Iris Schrauder hat ihn wohl Tag und Nacht verfolgt. Anrufe mitten in der Nacht, Verfolgungen quer durch die ganze Stadt. Das ganze Programm eben.«
    »Erzählen Sie uns mal was Neues. Das wissen wir schon.«
    »Äh, ja. Dann wissen Sie vielleicht auch, dass er jedes Mal die Adresse in den Ceciliengärten angegeben hat, wenn

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