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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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gesprochen. Sie hatte ihm Informationen gegeben, die vielleicht wichtiger waren, als er noch bis vor einer Stunde gedacht hatte.
    Davídsson erzählte seiner Schwester, was er über ihn wusste. Sie hörte ihm aufmerksam zu.
    »Dieser Alfons Propst … Wie hieß der noch einmal? Der Name ist schwierig auszusprechen.«
    »Propstmeyer.«
    »Ja. Der Mann ist also ein alter Nazi, der Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg bewacht hat und dessen Sohn jetzt in einem Gebäude ermordet aufgefunden wurde, das auch von den Nazis gebaut wurde.«
    Davídsson nickte.
    Ihm war etwas eingefallen, was er beinahe schon wieder vergessen hatte. Ein Zusammenhang, den er noch nicht gesehen hatte, aber den seine Schwester gerade unbewusst hergestellt hatte. Der Schwerbelastungskörper war auch von Zwangsarbeitern erbaut worden. Die Lehrerin hatte über eine Tafel gesprochen, die über französische Zwangsarbeiter berichtete, die den Schwerbelastungskörper bauen mussten.
    »Vielleicht war eurer Opfer ja auch ein Nazi«, sagte sie jetzt.
    »Wir haben nichts gefunden, was darauf hindeutet.«
    »Aber es gab doch die alten Möbel in dieser schrulligen Wohnung.«
    Er hatte ihr davon erzählt und sie schien interessiert zugehört zu haben. Er hatte nicht damit gerechnet. Er dachte, sie damit zu langweilen, und deshalb hatte er irgendwann aufgehört, über den Fall zu erzählen.
    »Jaa …«
    »Das könnte doch eine Verbindung sein.« Sie war begeistert von der Idee. Er sah es an ihren Augen, an ihrer Gestik und er hörte es in ihrer Stimme.
    Meine Schwester ist vielleicht eine bessere Ermittlerin als ich, dachte er. Wenigstens in diesem Fall.
    »Er hatte noch eine moderne Wohnung. Er war Künstler für moderne Kunst. Schrille Farben und Lichtinstallationen und so weiter.«
    Sie bestellten Heilbutt mit Jadesoße und Koriander, nachdem sie als Vorspeise einen Kaisergranat mit Karotte, Ingwer und Koriander gegessen hatten.
    »Das Essen ist wirklich gut hier und es ist gemütlich«, sagte sie, als der ganz in Schwarz gekleidete Kellner gegangen war.
    Davídsson dachte an Lukas Propstmeyer, der offensichtlich auch einen Hang zu schwarzer Kleidung hatte.
    »Der Junge tut mir leid«, sagte er schließlich. »Er wächst bei seiner kettenrauchenden Oma auf. Sein Vater hat ihn als Kind ignoriert und dann, als der Junge endlich erwachsen wurde, fing er plötzlich damit an, sich für ihn zu interessieren, aber da ist es natürlich schon zu spät. Und seine Mutter ist an den Drogen zugrunde gegangen.«
    »Vielleicht ist das auch ein Motiv.«
    Er dachte nach.
    »Bloß für wen? Für die Oma, die sich jetzt um ihren Enkel kümmern muss und deren eine Tochter an den Drogen starb, während die Andere völlig … ja, sagen wir mal, verrückt ist.« Er lächelte. Diese Möglichkeit zog er nicht wirklich in Betracht, obwohl er schon von den außergewöhnlichsten Motiven für einen Mord gelesen hatte. »Oder vielleicht Iris Schrauder selbst, die die Zeit, die sie mit Bernd Propstmeyer verbringen wollte, von ihm erpressen musste.« Er dachte darüber nach.
    »Es gibt so viele Variablen in dem Fall«, sagte er schließlich.
    »Und der Sohn, der nie von seinem Vater geliebt wurde? Vielleicht hat er herausgefunden, dass sein Vater eine dunkle Vergangenheit hatte.«
    »Der Junge ist zerbrechlich. Ich glaube nicht, dass er seinen Vater so sehr gehasst hat, dass er ihn umbringen wollte. Er stand ihm eher völlig unbeteiligt gegenüber. Ohne Gefühle.«
    Sie nickte. »So wie bei uns.«
    Sie suchte seinen Blick.
    »Zum Schluss, ja. Als er nur noch betrunken nach Hause kam und sich zum Schlafen ins Bett gelegt hat, ohne auch nur ein Wort mit uns zu wechseln.«
    »Ich hätte ihn trotzdem nicht umbringen können.«
    Davídsson nickte. Sie hatte Recht. Hass war ein sehr starkes Gefühl. Er hatte keinen Hass gesehen. Weder bei dem Jungen noch bei Iris Schrauder. Beide waren auf ihre Art verletzt worden, aber das reichte nicht, um zu hassen.
    »Als er starb, ist mir bewusst geworden, dass ich ihn überhaupt nicht richtig gekannt habe.« Lovísa legte das Besteck auf die gelbe Stoffserviette mit dem braunen Pferd.
    »Du hattest vorhin Recht.« Davídsson sah sie wieder an. »Ich habe über eine Frau nachgedacht.«
    Sie bemerkte den Themenwechsel.
    »Willst du mir von ihr erzählen?«
    »Ja.«
     

14
     
    E r rief Rudolf Werner an, während Lovísa oben badete. Er hatte die Telefonnummer vom Denkmalamt noch in seinem Handy gespeichert und Werner konnte sich auch noch an ihn

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