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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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einem kleinen Bad. Auch hier gab es keine Spiegel. Der Kleiderschrank hatte keine Spiegeltüren und im Bad hing nur ein kleiner Spiegel über dem Waschbecken. Er war so tief angebracht, dass man sein Gesicht nicht darin sehen konnte.
    Die Spurensicherer nahmen sich erst den Kleiderschrank vor und arbeiteten sich dann über zwei Nachttische zum Bad vor, ohne etwas Verwertbares zu finden.
    Iris Schrauder ließ es teilnahmslos geschehen.
    Schließlich öffnete Andreas Rach die Schreibtischschubladen. Er überflog diverse Papiere, die alle fein säuberlich übereinandergestapelt waren. Dabei stieß er auf einen Umschlag von einem Fotoentwickler, der zwischen den Papieren steckte.
    Die Fotos, die er herauszog, kamen ihm bekannt vor. Er sah sie geübt durch und reichte sie anschließend kommentarlos an Davídsson weiter, der sie ebenfalls durchsah. Ein Bild nach dem anderen.
    Er erkannte die Aufnahmen sofort wieder. Sie hingen noch immer unverändert in dem Schaukasten im Besprechungszimmer. Lukas Propstmeyer vor einem Bauwerk, das sie noch nicht identifiziert hatten.
    »Woher haben Sie diese Aufnahmen?«
    »Das hatte ich Sie auch mal gefragt. Erinnern Sie sich daran?« Sie hatte die Bilder in Davídssons Hand nicht angesehen, aber sie wusste trotzdem, welche Bilder er gefunden hatte.
    »Jetzt frage ich aber.«
    »Von Lukas. Er hat sie mir mal gegeben.«
    »Hier ist noch mehr«, sagte Rach, der einen weiteren Stapel durchgesehen hatte.
    Ólafur Davídsson sah Iris Schrauder und Bernd Propstmeyer Arm in Arm. In der Mitte stand Lukas und lächelte in die Kamera, aber irgendetwas stimmte mit dem Bild nicht. Er brauchte eine ganze Weile, bis er den Grund dafür gefunden hatte. Die Schatten der Personen passten nicht hundertprozentig zusammen.
    »Die Bilder müssen untersucht werden«, sagte er zu Andreas Rach, der sie nicht so intensiv betrachtet hatte wie er.
    »Ich habe sie gemacht.«
    »Sie sind nicht echt, oder?«
    Sie sah ihn mit glasigen Augen an. »Ich habe sie am Computer bearbeitet.«
    »Es gibt überhaupt keine Bilder von Ihnen mit Lukas und Bernd Propstmeyer, oder?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. Ganz langsam. Die Maske in ihrem Gesicht bröckelte. Die Entschlossenheit war aus ihrem Gesicht verschwunden und die Härte verlor an Kraft. »Ich habe mir meine eigene Traumwelt geschaffen mit den Bildern. Sie wollten nicht …«
    Rach förderte weitere Bilder hervor, die alle gefälscht waren.
    »Haben Sie ihn deshalb umgebracht? Weil er nicht wollte …?«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht. Ich habe ihn geliebt. Ich wollte eine Familie haben wie andere auch.«
    Andreas Rach blätterte ein Buch mit Kontoauszügen durch. Seine Geschwindigkeit war phänomenal. Er ließ das Büchlein in einen Plastikbeutel gleiten und widmete sich wieder den Papieren aus einer anderen Schublade.
    »Hier ist noch etwas.« Er hielt Davídsson eine dünne Akte mit einem grauen Karton vor die Nase, aus der ihm ein paar Schwarz-Weiß-Aufnahmen entgegen fielen.
    Ólafur Davídsson überflog die wenigen vergilbten Blätter, die sich anfühlten, als seien sie aus Butterbrotpapier gemacht worden, und dann warf er einen flüchtigen Blick auf ein kleines Bild mit einem gezackten Rand und gelben Ecken. Es zeigte einen jungen Mann in Uniform und siegessicherer Pose, während andere einen Graben aushoben, die dünne Gefangenenkleidung trugen.
    Er drehte das Foto um und las die Rückseite: ›Alfons Propstmeyer, Werk XII am 12. August 1942‹.
    »Was ist das für eine Aufnahme?«
    »Sie haben es doch gelesen.«
    »Und was haben Sie damit zu tun?«
    »Das war meine Versicherung.« Sie hatte ihre Entschlossenheit wieder etwas zurückgewonnen. »Wer kauft schon Installationen eines Künstlers, dessen Vater ein Kriegsverbrecher und Nazi war?«
    »Damit haben Sie Bernd Propstmeyer erpresst?«
    Sie lächelte. »Ich wollte nur ein bisschen Zeit mit ihm. Das ist alles.«
     
    Ólafur Davídsson hatte die beiden Verdächtigen Engbers und seinen Mitarbeitern überlassen. Er vertraute ihrem Können. Nein. Er konnte nicht anders, als ihren Fähigkeiten zu vertrauen. Er beeilte sich, um noch den letzten Rest des Abends mit Lovísa zu verbringen. Bevor die Nacht über die Stadt hereinbrach und sie nach Hause fliegen würde.
    Ihr gemeinsames Zuhause.
    Sie hatte sich bei ihm nicht mehr gemeldet. Das konnte bedeuten, dass sie wütend auf ihn war oder dass sie eine andere Beschäftigung gefunden hatte. Eine, die auch ohne ihren Bruder Spaß machte.
    Am liebsten hätte

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