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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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drehen.
    Der Geruch von Holzkohle und gegrilltem Fleisch war verschwunden. Den Menschen in der Gartenkolonie war die Lust am Grillen offenbar vergangen.
    Er sah das Flimmern der Hitze auf dem Parkdeck neben dem Hochhaus, das seinen Schatten auf die andere Seite warf. Über den Autos flimmerte es ebenfalls und die Menschen waren immer noch von den Straßen verschwunden. Selbst die stärkste Klimaanlage würde Zeit brauchen, bis sie die Hitze aus den Fahrzeugen auf dem Parkdeck geschafft hätte und angenehme kühle Luft an deren Stelle getreten wäre.
    Davídsson überlegte, wie er sich abkühlen konnte. In seiner Wohnung würde es jetzt brütend heiß sein, genau wie in dem alten Polizeiauto. Es bestand keine Möglichkeit, der Hitze zu entfliehen, solange sich das Wetter nicht änderte.
    Er bestellte sich ein Taxi und buchte sich telefonisch für die Nacht ein Hotelzimmer mit Klimaanlage direkt in der Stadtmitte.
    Dann rief er seine Schwester an, die gerade in Keflavík gelandet war. Bei ihr waren es angenehme achtzehn Grad bei bewölktem Himmel.
     

15
    Ó lafur Davídsson legte sein Notizbuch auf den Tisch des Verhörraumes. Ihm gegenüber saß Iris Schrauder. Ihre Augen sahen müde und trotzig aus.
    Sie kennt das hier schon zu gut, dachte er. Das Verhör verliert langsam seinen Reiz. Sie gewöhnt sich an die Stresssituation und dadurch geht der Respekt davor verloren.
    Engbers stellte sich hinter sie und musterte jetzt ihren unverhüllten Rücken. Ihr rosa Kleid hatte einen tiefen Rückenausschnitt. Nur die Schultern waren bedeckt. Er konnte winzige Muttermale sehen und eine kleine nierenförmige Narbe.
    Davídsson holte das Foto aus dem Notizbuch und legte es vor ihr auf den Tisch. Alfons Propstmeyer lächelte in die Kamera. Es war nur ein angedeutetes Lächeln. Es wirkte beinahe unsicher. Aufgesetzt und schief.
    Er zeigte seine Zähne nicht.
    Vielleicht ist es auch nur ein arroganter Gesichtsausdruck und überhaupt kein Lächeln, hatte Davídsson gedacht, nachdem er das Foto eingehend betrachtet hatte.
    Die Uniform wirkte nicht so heroisch wie bei anderen Soldaten, die er auf anderen Fotos aus dieser Zeit gesehen hatte. Sie schien ihm nicht richtig zu passen. Die Schultern mit den Rangabzeichen hingen schlaff herunter, als seien die Abzeichen eine zu große Last. Er hatte ihre Bedeutung auf der Aufnahme nicht erkennen können, obwohl er eine Lupe zur Hand genommen hatte. Die Kragenlitze war bei allen Dienstgraden gleich, aber aus den Akten des österreichischen Bundeskriminalamtes wusste er, dass Alfons Propstmeyer am 12. August 1942 den Rang eines Stabsgefreiten erhalten hatte.
    Vermutlich war das Bild zu diesem Anlass aufgenommen worden.
    Iris Schrauder betrachtete das Foto mit anderen Augen als er. Es hatte seinen Reiz für sie verloren, seitdem Bernd Propstmeyer tot war.
    »Wie sind Sie an diese Aufnahme gekommen?«
    »Ist es ein Verbrechen, dieses Foto zu haben?«
    »Frau Schrauder, ich habe heute keine Lust auf Ihre Spielchen. Wir wissen, dass Sie Bernd Propstmeyer mit diesem Foto erpresst haben. Also, wie sind Sie an das Foto gekommen?«
    »Ich habe es ihm weggenommen.« Sie streichelte mit dem Daumen ein paarmal über die Gefangenen, die mit leeren Blicken im Hintergrund einen Graben aushoben. Ihre Gesichter waren vom Krieg gezeichnet.
    Davídsson hatte von den Arbeitsbedingungen in den Akten gelesen. Es gab keine sanitären Einrichtungen und es musste furchtbar eng in den Baracken gewesen sein, in denen diese Männer wie Tiere zusammengepfercht worden waren, wenn sie nicht arbeiten mussten.
    »Wie?«, nahm Davídsson das Verhör wieder auf.
    »Er hat uns mal von der Vergangenheit seines Vaters erzählt. Er war damals noch mit Evelyn zusammen und sein Vater hatte irgendeinen Todestag. Ich weiß nicht mehr genau, wann das war, aber er war an diesem Tag besonders in sich gekehrt und irgendwann am Abend, als er schon ein paar Bierchen getrunken hatte, hat er uns von seinem Vater erzählt.« Sie schob das Bild zur Seite. »Ich glaube, er hat seinen Vater sehr vermisst, obwohl er wohl ziemlich schlimme Sachen im Krieg verbrochen hatte. Er hat uns erzählt, dass er die ganzen Verbrechen seines Vaters selbst recherchiert hat, weil ihm sein Vater nie etwas über diese Zeit erzählt hatte.« Sie lachte leise. »Das ist ja wohl auch kein Wunder. Aus der Zeit will doch keiner etwas erzählen, oder? Alle haben doch Dreck an ihren Fingern und alle halten sie die Klappe.«
    »Und dann haben Sie sich das Bild

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