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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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habe mir deine ewige Meckerei über schlechtes
Wetter an der Westküste, über blutverschmierte Leichen und Tote in kalten
Wassergräben zu Gemüte geführt, lieber Klaus, und wollte dir jetzt zwei saubere
Orte, die es zu untersuchen gilt, präsentieren. Und das ist dir auch nicht
recht.«
    »Ach, du verdammter Schlickrutscher.« Jürgensen ließ
ein kurzes Lachen hören, das aber sofort in ein Räuspern überging, mit dem er
seine Stimmbänder von einem Frosch befreien wollte. »Wir kümmern uns darum«,
schloss er das Gespräch ab.
    Um alles Weitere würde sich die Kriminaltechnik kümmern.
Christoph sah auf die Uhr. Mit Schrecken stellte er fest, dass es bereits eine
Viertelstunde zu spät für seine Verabredung mit Anna Bergmann war.
    *
    Ein grauer Wolkenhimmel hing über Nordfriesland. Es
war auch abgekühlt. Große Jäger und Mommsen hockten vor der Wohnung Frank
Reiches in ihrem Dienstwagen, einem arg mitgenommenen Ford-Kombi. In der
Vergangenheit waren die Husumer Beamten schon öfter gezwungen gewesen,
dienstliche Fahrten mit ihren privaten Fahrzeugen zu erledigen. Das hatte jedes
Mal zu heftigen Auseinandersetzungen mit Dr. Starke geführt, der sich
hartnäckig weigerte, die Kilometerabrechnungen zu genehmigen.
    Der Mercedes Vito der Spurensicherung hielt direkt
hinter ihnen. Neben Hauptkommissar Jürgensen entstiegen ihm zwei weitere, den
beiden vom Ansehen her bekannte Kollegen.
    »Wieso sitzt ihr hier herum?«, wollte der Leiter der
Kriminaltechnik wissen. »Ihr hättet doch schon in der Wohnung aufräumen und
staubsaugen können.«
    »Dabei hätten wir auch die Fenster zum Lüften öffnen
müssen«, entgegnete Große Jäger. »Dann wäre die Wohnung womöglich ausgekühlt,
und du hättest dir eine Erkältung zugezogen.«
    Wie zur Bestätigung nieste Jürgensen und zog sich
fröstelnd in seinem Pullover zusammen.
    Sie mussten nicht klingeln. Ein neugieriger
Mitbewohner hatte bereitwillig die Haustür geöffnet und ihnen Einlass
verschafft. Er folgte der kleinen Truppe bis zum Treppenabsatz vor Reiches
Wohnungstür. Erst als Große Jäger sich umdrehte und mit beiden Händen eine
abwinkende Handbewegung machte und dabei »Husch, nun aber ab durch die Mitte«
von sich gab, verschwand der Mann hinter einer der Türen.
    Im Handumdrehen hatte einer von Jürgensens Männern die
Wohnungstür geöffnet. Vor ihnen lag ein kleiner Flur. Der Kriminaltechniker
streckte seine Nase in die Luft und nahm Witterung wie ein Jagdhund auf. »Das
riecht hier aber komisch.«
    Auch Große Jäger sog die abgestandene Luft ein. »Ich
merke nichts.«
    »Wundert mich nicht«, gab Jürgensen zurück. »Bei dir
stinkt alles nach deinem Tabakqualm. Da wird jedes Parfüm erschlagen.« Dann sah
er einen seiner Mitarbeiter an. »Geronnenes Blut?«
    Der hoch gewachsene junge Beamte mit der Halbglatze
nickte. »Könnte sein«, meinte er.
    Das Wohnzimmer ging links vom kleinen Flur ab. Dort
stand an der Wand ein Sofa mit einem düster wirkenden dunkelgrünen Stoffbezug.
Gegenüber war eine Schrankwand aus Teakholz aufgebaut. Sie wies Gebrauchsspuren
auf und war sicher schon vor vielen Jahren erworben worden. Der einzeln
stehende Sessel war verrutscht. Er stand halb mit der Lehne zum Tisch hin gewandt
und berührte mit seiner Sitzkante die Gardine. In dieser Position hätte sich
niemand auf den Stuhl setzen können.
    In der Mitte des Raumes stand ein mit beigefarbenen
Keramikfliesen dekorierter Tisch, der im Holz nicht zur Schrankwand passte. Er
war ebenfalls verschoben und stand direkt vor der Couch, sodass auch dort
niemand mehr hätte sitzen können.
    Der mit Laminat ausgelegte Fußboden war in der Mitte
des Raumes mit einem Wollteppich bedeckt. Und den zierte ein großer
dunkelbrauner Fleck. Ferner lagen auf dem Teppich die zerbrochenen Überreste
einer größeren Keramikfigur, die vermutlich einmal eine stilisierte nackte Frau
dargestellt hatte.
    »Du wirst nicht behaupten wollen, wir würden euch für
nichts und wieder nichts aus Flensburg weglocken«, sagte Große Jäger zu
Jürgensen. Der zog nur die Nase kraus.
    »Wenn ich es jemals erlebe, von euch Krabbenpulern an
einen gepflegten, septisch reinen Tatort gerufen zu werden, dann …« Der kleine
Kriminaltechniker ließ offen, was dann wäre. »Sieht aus, als hätte hier ein
Kampf stattgefunden, bei dem jemand viel Blut verloren hat.«
    »Dann bringt die Spuren zum Reden«, antwortete Große
Jäger.
    »Darauf kannst du dich verlassen. Jeder einzelne
Bluttropfen wird uns eine

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