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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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ganze Story erzählen.«
    Die anderen Räume wiesen keine Besonderheiten auf. Im
Schlafzimmer stand ein Schrank, der aus einem Katalog hätte stammen können.
Anstelle eines Doppelbetts war der Raum nur mit einem an der Wand stehenden
Einzelbett ausgestattet, das flüchtig gemacht war. Auch der Inhalt der Schränke
wies keine Besonderheiten auf. Es befanden sich die Kleidungsstücke darin, die
man bei einem fast Fünfzigjährigen erwarten konnte.
    Der dritte Raum schien als Büro genutzt worden zu
sein. In den Wandregalen aus dem Programm eines schwedischen Möbelhauses
standen reihenweise Ordner mit Rückenbeschriftungen, die darauf schließen
ließen, dass Reiche als Vertreter arbeitete. Der Schreibtisch war ebenfalls mit
geschäftlicher Post bedeckt, die auf den ersten Blick keine Besonderheit
aufwies. Die Festplatte des Computers, der unter dem Schreibtisch stand, würden
die Techniker später im Labor analysieren.
    Nachdem die Spurensicherung das Umfeld gründlich
untersucht hatte, drückte Große Jäger auf die Wahlwiederholungstaste des
Telefons und schaltete den Lautsprecher ein, damit Mommsen mithören konnte. Es
meldete sich eine Frauenstimme, die Dänisch sprach. Schnell übernahm Mommsen
den Hörer. Große Jäger konnte dem Dialog nur bruchstückhaft folgen. Die paar
Brocken Dänisch, die er in den Jahren gelernt hatte, reichten für das Verstehen
des ganzen Gesprächs nicht aus.
    Mommsen beendete das Telefonat mit einem »Farvel« und
wandte sich dann Große Jäger zu.
    »Das war ein Unternehmen aus dem dänischen Brande, das
Heimtextilien fertigt und sie auch nach Deutschland verkauft. Reiche war bis
vor kurzem als Handelsvertreter für die Dänen tätig. Ihm wurde aber wegen
Erfolglosigkeit gekündigt.«
    »Das klingt interessant, dürfte aber nur indirekt mit
unserem Fall zu tun haben.«
    »Glaubst du wirklich, dass wir im Telefonspeicher eine
Nummer finden, unter der sich beim Rückruf jemand meldet und gesteht: ›Ja. Ich
habe Frank Reiche ermordet‹?«
    »Hat es alles schon gegeben«, brummte Große Jäger und
sah aus dem Fenster. »Ich glaube, wir können hier nicht mehr behilflich sein.
Dafür sollten wir dem Mann auf der anderen Straßenseite ein paar Fragen
stellen. Er beobachtet gezielt die Fenster dieser Wohnung.«
    Als sie auf die Straße traten, war niemand mehr zu
sehen.
    Dann befragten sie die Nachbarn. Einer glaubte, ein
Rumpeln aus der Wohnung Reiches gehört zu haben, konnte sich aber nicht mehr an
den Zeitpunkt erinnern. Sonst war nichts aufgefallen. Auch hatte niemand
Besucher in der Wohnung gesehen.
    »Was hältst du davon, wenn wir etwas zu Mittag essen?«
    »Nicht schon wieder Pommes und Currywurst«, maulte
Mommsen, schloss sich aber dem Oberkommissar an.
    *
    Christoph war von der Schiffbrücke durch die
Krämerstraße, eine kleine Fußgängerzone, die den Binnenhafen mit dem Marktplatz
verband, gegangen. Er überquerte den zentralen Platz vor der Kirche und bog
durch das Tor am Rathaus ab. Von hier waren es nur noch wenige Schritte durch
den Schlossgang. Dort, am »Alten Brauereiplatz«, lag etwas nach hinten versetzt
das Café Jacqueline.
    Es war, wie immer, gut besucht. Die kleinen runden
Tische, die um einen begehbaren, reich verzierten Kachelofen standen, waren
alle besetzt. Die burgunderrot glänzenden Wände trugen zur gemütlichen
Atmosphäre bei.
    Gleich neben dem Tresen saß Anna Bergmann.
    Christoph ging auf sie zu und hauchte ihr einen Kuss
auf die Wange.
    »Du bist spät dran. Ich habe nur eine kurze
Mittagpause. Du glaubst nicht, was heute in der Praxis los ist.«
    Christoph hängte seine Jacke über die Stuhllehne und
nahm Platz. »Da trifft es sich gut, dass wenigstens ich nicht unter
Überbeschäftigung leide.«
    Sie legte vorsichtig ihre Hand auf seine. »Bist du
muksch?«
    »Warum glaubt alle Welt, dass wir bei der Polizei
nichts zu tun haben?« Er berichtete kurz, dass er noch am Binnenhafen aufgehalten
wurde.
    »Ist ja gut«, beruhigte sie ihn. »Fällt dir etwas
auf?«
    Er sah sie an, schüttelte dann den Kopf. »Nein,
nichts.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein. Was soll sein?«
    Sie lachte. »Typisch Mann. Ich war gestern beim
Friseur.«
    Jetzt bemerkte er, dass ihr rötliches Haar brünett
gefärbt war.
    »Steht dir gut.«
    »Das klingt nicht begeistert.«
    Er winkte ab und sah auf ihren Teller. Dort lag ein
großes Stück Torte, die Anna von der Spitze her bearbeitet hatte.
    »Was hast du dir bestellt?«
    »Eierlikörtorte. Hier gibt es die Beste der

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