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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sondern dieser kaltschnäuzigen gnadenlosen Bande. Alles, was sie ihren Bemerkungen entnommen hatte, ließ eindeutig darauf schließen, dass sie verschleppt werden sollte. Seit Stunden hämmerte die Angst auf sie ein: Man würde sie in eines dieser Edel-Bordelle verfrachten, die es überall in Südost-Europa gab, organisiert mit mafiosen Strukturen. In Deutschland hatte sie ihre Schuldigkeit getan, hatte dieser verfluchten Bande den Aufbau eines Handelsnetzes ermöglicht, dessen einziger Geschäftszweck es war, weitere kriminelle Kontakte zu knüpfen und schmutziges Geld zu waschen. Seit der Eiserne Vorhang gefallen war, hatte sich das organisierte Verbrechen wie ein Spinnwebennetz ausgebreitet. Und da ging es nicht nur, wie Sarah rasch erfahren musste, um Geld und Prostitution, um Rauschgift und Schmuggel, sondern auch um religiösen Wahnsinn und Terror. Längst waren die ländlichen Bereiche davon nicht mehr verschont. Erst jüngst, das hatte sie den Medien entnommen, war bei Ulm wieder ein Terrorverdächtiger festgenommen worden.
    Dass sie mitten hineingeraten war in diesen Strudel des Bösen, hatte sie sich selbst zuzuschreiben, dachte sie. Niemand hatte sie gezwungen, auch ihr Ehemann nicht, der ohnehin schon vor zwei Jahren andere Wege gegangen war.
    Sie schluchzte in sich hinein, zitterte, fröstelte, fühlte Panik und Angst und bemitleidete sich. Sie war eine überaus hübsche Frau, das wusste sie, hätte Chancen zuhauf gehabt, wäre begehrenswert gewesen und hätte sich in allen Gesellschaftskreisen bewegen können – und nun lag sie eingekerkert in einem Verlies und würde zur hilflosen Nutte gemacht werden.
    Sie erschrak, als die beiden Riegel scheppernd zur Seite gedrückt wurden und sich der Schlüssel im Schloss drehte.
    Sarah ging in die Hocke, umfasste ihre angezogenen Knie und lehnte sich in die Ecke, so weit wie nur möglich von diesem Kotzbrocken entfernt, der mit breitem Grinsen unter der Tür stand. Es war der Wortkarge von der vergangenen Nacht. Er hielt einen Pappteller mit Currywurst und Pommes Frites in der Hand. »Essen«, zischte er. Offenbar beherrschte er die deutsche Sprache nur schlecht.
    Sie blieb reglos sitzen.
    Er näherte sich und hielt ihr die nur noch lauwarme Wurst, in der ein Plastikspießchen steckte, direkt unter die Nase.
    »Friss Sie selbst«, zischte Sarah. Sie hatte den ganzen Mut zusammengenommen.
    Das Gesicht des Mannes verzog sich zu einem fiesen Lachen. »Chef sagt, wenn nix essen, auch nix zum Anziehen.« Er deutete auf eine lange Hose und einen Pullover; beides hatte er über dem rechten Arm hängen.
    Sarah, die noch immer ihre kurzen ausgefransten Jeans trug, wäre für eine wärmere Kleidung dankbar gewesen. Sie schwieg trotzdem. Am liebsten hätte sie dem Mann den Pappteller aus der Hand geschlagen, doch dann wäre womöglich das Ketchup auf der Matratze gelandet und sie hätte darauf schlafen müssen.
    Noch immer hielt ihr der Mann mit dem fiesen Lachen die Wurst unter die Nase. Der Geruch verstärkte ihre Übelkeit. Außerdem roch der Mann aus dem Mund.
    »Wenn nix Kleid wollen, kann auch warm machen anders.« Er strich ihr mit einer Hand über den Oberschenkel des linken Beins. Sie zuckte angewidert zusammen.
    »Hau ab«, entfuhr es Sarah schluchzend.
    Der Mann verzog das Gesicht zu einer Fratze, schleuderte den Pappteller wutentbrannt im hohen Bogen zu der Toilette, wo Wurst und Ketchup auseinander spritzten. Während die dunkelrote Masse an der Kloschüssel hinabtropfte und an der Betonwand ihre Spuren hinterließ, kullerten die Wurststücke über den Boden. Augenblicke später warf der Mann zornig die beiden Kleidungsstücke hinterher. Hose und Pullover blieben auf der mit Ketchup verschmierten Toilettenschüssel liegen.
    Sarah starrte ihr Gegenüber mit entsetzten Augen an. Sie drückte sich noch weiter in die Ecke. »Sauhund, hau ab«, brüllte sie, doch ihr Schrei verhallte. Sie versuchte, den Mann mit Füßen wegzustoßen, ihn zwischen den Beinen zu treffen, doch er war stark und muskulös und hielt ihre Fußgelenke einfach fest. Obwohl sie strampelte und zerrte, ihre ganze Kraft in Todesangst zusammennahm, konnte er ihr die Turnschuhe von den Füßen reißen. Dann kniete er sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf ihre Waden, was ihr höllische Schmerzen bereitete. Sarah schrie um Hilfe, kreischte, versuchte mit den Händen zu schlagen, doch sie bekam zwei kräftige Ohrfeigen verpasst. Der Mann zerrte an ihren langen Haaren, riss ihr ein Büschel aus.

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