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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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mir.«
    Sander versuchte, dem Ortsvorsteher ein paar Bemerkungen über Flemming oder dessen Frau zu entlocken. Doch Wühler antwortete immer mit den gleichen Worten: »Weiß ich nicht, kann ich nichts dazu sagen.«
    Dann wagte Sander einen Frontalangriff: »Und Ihr Schweinestall?«
    Wühler schwieg mehrere Sekunden lang. »Wenn dies in einen Zusammenhang mit dem Mord gebracht wird, ist dies ungeheuerlich.« Die Stimme im Telefon zischte gefährlich.
    »Alle Welt weiß, dass Sie kaum noch Freunde haben, Herr Wühler«, entgegnete Sander provokativ.
    »Ich kann nur eines sagen«, sagte Wühler scharf, konnte aber eine gewisse Unsicherheit nicht verbergen, »manche Herrschaften machen sich’s zu leicht, viel zu leicht ... Und wenn Sie was schreiben, Herr Sander, dann schreiben Sie rein: Einen Wühler kann man nicht einschüchtern. Niemals. Er wird sich zu wehren wissen. Mit allen Mitteln.« Dann legte er auf.
    Sander hielt den Hörer noch für einen Augenblick am Ohr und schrieb die letzten Sätze wörtlich auf. So hatte er den Landwirt noch nie erlebt.
     
    Häberle und Linkohr hatten nach der Vernehmung Pohls noch den leitenden Oberstaatsanwalt Ziegler aufgesucht, dessen Behörde sich schräg gegenüber dem Landgericht befand. Der oberste Chef der Ermittlungsbehörde war inzwischen von der Sonderkommission über die neueste Entwicklung informiert worden – insbesondere, was die Zusammenhänge mit türkischen Teppichhändlern anbelangte. Es bestärkte ihn in der Einschätzung, dass die organisierte Kriminalität im Vormarsch war. Nachforschungen hatten ergeben, dass der türkische Großhändler in Heidenheim, mit denen die Flemmings offenbar ihre Geschäfte abwickelten, aktenkundig war – allerdings nur wegen diverser Verstöße gegen Zollbestimmungen und Steuergesetze. Das musste nicht unbedingt auf hochkriminelle Aktivitäten hinweisen.
    Ziegler hatte allerdings angemerkt: »Wir können momentan nicht erkennen, ob diese Ex- und Importgeschichten tatsächlich zum Zwecke des wirklichen Handels stattfinden oder ob wir es mit anderen Aktivitäten zu tun haben.«
    »Geldwäsche?« war Häberles Kommentar gewesen.
    Jetzt, auf der Fahrt nach Heidenheim, diskutierten die beiden Kriminalisten über das Gespräch. Nachdem sie in einem schwäbischen Selbstbedienungslokal in der Innenstadt, das gut und günstig war, wie Häberle wusste, etwas gegessen hatten, steuerte er den Mercedes zur B 19. Sie fuhren gerade an den Aussiedlerhöfen von Unterhaslach vorbei, als Linkohr die Feststellungen des Staatsanwalts im Nachhinein kommentierte: »Da haut’s dir’s Blech weg.«
    Der Kruschke, der mit seinem Speditionsunternehmen auch Teppiche aus der Türkei mitbrachte, war ebenfalls schon einige Male mit dem Gesetz im Konflikt gekommen. Neben einer Beleidigung und zweier Steuerhinterziehungen wies sein Vorstrafenregister eine vorsätzliche Körperverletzung auf, weil er vor zwei Jahren einen seiner Fahrer niedergeprügelt hatte, nachdem sich dieser angeblich geweigert hatte, einen Transport nach Rumänien zu übernehmen. Die wirklichen Hintergründe des Falles, so hieß es in der Akte, habe man nie klären können. Einmal hatte er als verantwortlicher Fahrzeughalter eine Strafe wegen eines Verstoßes gegen die Bestimmungen des Gefahrguttransports bezahlen müssen.
    Nachdem Linkohr diese Erkenntnisse noch einmal rekapituliert hatte, griff sie Häberle auf: »Wer weiß, was der Knabe so alles in der Gegend rumkutschiert ...?!«
    »Und jetzt beschäftigt er sich auch noch mit der Eisenbahn«, stellte Linkohr fest, als sie die Autobahn A 8 überquerten.
    Häberle grinste und blickte seinen Beifahrer an. »Na ja – mit, dr Schwäb’schen Eisebahn’, trula-trula-trullala.« Sein Tonfall erinnerte an das gleichnamige Lied. »Damit wird er ja wohl nichts Unrechtes anstellen wollen.«
    »Wer weiß ...«, sinnierte sein Kollege, »manchen ist alles zuzutrauen. Alles.«
     

31
     
    Sarah fror immer mehr. Sie hatte sich mit angezogenen Knien auf die drei aneinander geschobenen Matratzen gekauert und die Betonwand angestarrt, die im Zwielicht besonders trostlos und finster wirkte. Sie lag unbequem, weil es kein Kopfkissen gab. Ihr Rücken schmerzte, ihr Magen rebellierte. Sie hatte viel zu wenig gegessen und bisher nicht mal eine halbe Flasche Mineralwasser getrunken. Genau so hatte sie sich in den schlimmsten Albträumen das Gefängnis vorgestellt. Doch nun war alles noch dramatischer. Sie war nicht der staatlichen Justiz ausgeliefert,

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