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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Der alte Graf Gotthilf von Ackerstein, erinnerte er sich, war damals in einen bösen Verdacht geraten.
    Häberle hatte bereits vor dem Essen den Grund ihres Treffens genannt, wofür der Tourismusmanager sofort vollstes Verständnis entgegenbrachte. Er habe damit gerechnet, irgendwann zum Kreis der möglichen Verdächtigen gezählt zu werden.
    Häberle knüpfte jetzt wieder an das vorausgegangene Gespräch an und meinte lächelnd: »Irgendwie sieht es so aus, als seien Sie schon überall dort gewesen, wo wir erst später auftauchen.«
    »Dann verfolgen wir mit gleichen Mitteln unterschiedliche Ziele.«
    Häberle begann, mit einem Bierdeckel zu spielen. »Ihr Ziel ist nur der Tourismus?« Er behielt sein Gegenüber fest im Auge.
    »Nun«, begann Freudenthaler eher zurückhaltend, »nicht ganz. Ich bin freier Berater – auch in Sachen EU. Experte auf dem Gebiet von Förderrichtlinien und Wirtschaftsförderung, für die Stärkung strukturschwacher Gegenden ...« Er hielt kurz inne und schmunzelte. »Fürs Anzapfen von EU-Fördertöpfen, wenn ich das mal so salopp sagen darf. Und, glauben Sie mir, es gibt viele Finanztöpfe. Man muss nur wissen, wie man an sie herankommt. In diesem Brüsseler Bürokraten- und Beamtenapparat kennen sich nur wenige aus. Die Politiker am allerwenigsten.«
    »Aber Sie«, stellte Häberle mit entwaffnender Provokation fest.
    Freudenthaler nahm einen Schluck aus seinem Weizenbierglas und nickte. »Es gibt Zuschüsse oder steuerliche Vergünstigungen für fast alles. Machen Sie mich bitte nicht dafür verantwortlich, dass vieles davon unsinnig ist. Und kritisieren Sie auch nicht, dass es Leute, wie mich gibt, die diesen Förderrichtlinien-Schwachsinn schamlos ausnutzen. Viel vernünftiger wäre es, all diesen Paragraphendschungel rigoros zu durchforsten, der nur den einen Sinn hat, die Lobbyisten zu stärken und die wirklich freie Marktwirtschaft zu lähmen.«
    Bemerkungen, wie diese, gefielen Häberle. Eines Tages, davon war er fest überzeugt, würden die allgegenwärtigen Bürokraten dieses Land zum Stillstand gebracht haben. Weit davon entfernt jedenfalls war man nicht mehr. Und trotzdem gab es noch immer Traumtänzer, die daran glaubten, es würde unter den gegebenen Umständen einen Aufschwung geben.
    »Nur zu«, ermunterte er deshalb diesen Kenner aller Formulare und hirnrissigen Vorschriften, »bringen Sie ruhig Sand ins Getriebe. Schlagen Sie die Herren Bürokraten mit ihren eigenen Mitteln.«
    Linkohr sah seinen Chef an und überlegte, ob er dies nun tatsächlich so meinte, oder ob es eine ironische Bemerkung war.
    Freudenthaler jedenfalls fühlte sich geschmeichelt.
    Der Kommissar wurde konkreter: »Und worüber beraten Sie hier, wenn’s nicht um Tourismus geht? Schweineställe? Windkraftanlagen?« Häberle überlegte und fuhr mit seiner Aufzählung fort: »Bau von Radwegen? Von Fischteichen? Oder gar von – Gewächshäusern?«
    Freudenthalers Gesicht wurde ernst. »Wie kommen Sie denn da drauf?«
    Häberle brach den Bierdeckel auseinander. »Nur so – war nur so eine x-beliebige Aufzählung, ganz ohne Bedeutung. Aber eines würde mich noch interessieren: Gibt es einen Auftraggeber – oder sind Sie von ganz allein hierher gekommen?«
    Der Angesprochene stutzte. »Sagen wir mal so: Ich hab’ einen Hinweis gekriegt – und bin gekommen, um mir ein Bild von den örtlichen Gegebenheiten zu verschaffen.«
    »Dürfen wir fragen, wer Sie ...« Häberle zögerte. »... wer dieser Hinweisgeber war?«
    Freudenthaler lächelte wieder und senkte seine Stimme, obwohl drüben auf der Straße wieder ein Lkw vorbeifuhr. »Eigentlich nicht. Oder glauben Sie, dass von der Beantwortung dieser Frage Ihr Ermittlungserfolg abhängig ist?«
    »Könnte das denn sein?« fragte Häberle zurück.
    »Ganz bestimmt nicht«, entgegnete Freudenthaler, »wir sind hinter ganz unterschiedlichen Dingen her. Sie hinter Ihrem Mörder, ich hinter einem Geschäft.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass das eine nicht mit dem anderen zusammenhängt?« Häberle blieb ruhig und zerbrach die verbliebenen Stücke des Bierdeckels in weitere Einzelteile.
    »Ganz sicher, Herr Häberle«, meinte Freudenthaler.
    »Dann sag’ ich Ihnen jetzt, wer Ihr Auftraggeber ist«, entgegnete der Kommissar und wartete eine Reaktion ab. Sein Gegenüber blieb ruhig.
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Freudenthaler.
    »Oh, doch«, wurde Häberle ernst. »Ihr Auftraggeber ist der Herr Flemming. Oder sagen wir lieber: Er war es.«
    Aus

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