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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Freundenthalers Gesicht wich die letzte Farbe.
     

33
    Der Kotzbrocken mit dem breiten Grinsen stand breitbeinig vor ihr. Sarah hatte in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan. Es war schrecklich gewesen, schlimmer als sie es je in Horrorfilmen gesehen hatte. Dieser Kerl war brutal über sie hergefallen, ohne Rücksicht, ohne Gnade. Sie hatte sich beinahe die Lunge aus dem Leib gebrüllt, doch ihre Schreie waren in diesem Kellerverlies verhallt. Er hatte sie mehrfach ins Gesicht geschlagen. Ihre Lippen waren jetzt noch geschwollen, ihre Backen schmerzten. Und jetzt stand er schon wieder vor ihr, die Tür hinter sich halb geöffnet. Das grelle Licht fiel in ihre Zelle. Sarah kauerte sich in die Ecke. Irgendwann in der Nacht hatte sie die mit Ketchup verschmierten Kleidungsstücke angezogen – die lange Hose und den Pullover. Doch sie fror noch immer.
    Der Mann sagte nichts. Er schaute sie nur an. Sarah hatte panische Angst, er würde sie wieder vergewaltigen. Ihr Blick war hasserfüllt.
    »Chef sagt«, begann ihr Peiniger, »musst essen, verstehst? Wenn nicht ...« Er verzog das Gesicht, »... wenn nicht, wirst du nur von Luft und Liebe leben.« Er brach in lautes Gelächter aus. Dann holte er aus der Innentasche seines leichten Jacketts zwei eingepackte Vesperbrote und reichte sie ihr. Sie blieb reglos in die Ecke gekauert sitzen, die Arme um die angewinkelten Knie verschränkt.
    »Chef sagt«, machte der Mann weiter und warf ihr die Brote angewidert auf die Matratze, »wenn nix essen, dann andere Methode.« Er grinste wieder und fuhr mit der Kante der flachen Hand an seinem Hals entlang – die Geste des Halsabschneidens. »Niemand wird vermissen dich. Hast du das verstanden?«
    Sarahs lange blonde Haare hingen strähnig nach allen Seiten vom Kopf. »Was habt ihr vor?« stammelte sie, am ganzen Körper zitternd.
    »Es gibt eine Reise«, lächelte der Mann und fügte hinzu: »Wenn du brav bist. Wenn nicht ...« Er ging in die Hocke, um auf gleicher Augenhöhe mit ihr zu sein. »... wenn nicht, dann wir machen ganz kurzen Prozess.«
    Ihr Herz begann wie wild zu pochen. »Ich verrat’ euch nicht.«
    Er griff nach ihrem linken Fußgelenk, doch sie zog es noch ein Stück weiter zurück. »Natürlich würdest du verraten uns«, zischte der Mann, »Chef sagt, du musst verschwinden.« Er stand wieder auf und besah sich die Frau triumphierend von oben. »Und zwar für immer.«
    Dann verließ er den kleinen Raum und warf die schwere Tür von außen scheppernd ins Schloss. Zwei Riegel wurden vorgelegt, ein Schlüssel zweimal gedreht.
     
    »Dieser Bursche ist mir suspekt«, meinte Linkohr, als sie sich von Freudenthaler verabschiedet hatten und wieder in Richtung Geislingen fuhren.
    »Jedenfalls ist er ziemlich verunsichert, weil wir ihm nicht gesagt haben, warum wir von seinen Kontakten zu Flemming wissen«, grinste Häberle bei der Fahrt durch das enge Eybacher Tal. Linkohr rief die Kollegen der Sonderkommission an. Sie sollten sich um das Vorleben dieses Freudenthalers kümmern.
    Der schnauzbärtige Schmidt erklärte bei dieser Gelegenheit, er habe Beamte des Streifendienstes gebeten, entlang der Nebenbahnstrecke durch die Stadt nach diesem Hobbyeisenbahner Ausschau zu halten. Inzwischen hätten sie ihn wohl ausfindig gemacht, teilte er mit. Dieser Florian Metzger habe bereits mit dem neuen Bagger damit begonnen, die Böschungen abzuräumen.
    Häberle zeigte sich zufrieden: »Na, dann lassen wir uns doch mal Details zur Schwäb’schen Eisenbahn erklären.«
    Wenig später sahen sie ihn. Der blaue Bagger stand abseits des Tälesbahn-Bahnhofs auf den Schienen, sein Ausleger schwenkte hin und her, die Schaufel pendelte.
    Häberle parkte verbotenerweise vor dem Tor 4 der WMF. Es war verdammt heiß.
    Die beiden Kriminalisten gingen zu den verwachsenen Schienen, die hier eine Straße überquerten. Metzger hatte offenbar noch Probleme mit der Bedienung des Baggers. Die Maschine ruckelte und der Ausleger schien nicht immer das zu tun, was der Mann im Führerhaus wollte. Der Bagger stand etwa 30 Meter von der Straße entfernt. Häberle und Linkohr näherten sich ihm auf den hölzernen Schwellen. Als Metzger die beiden Männer sah, brachte er den Ausleger in die Mittelposition und stellte den stinkenden Dieselmotor ab. Der junge Mann, der einen blauen Overall trug und mächtig schwitzte, kletterte aus der Kabine und hüpfte auf den Schotter. Nach wenigen Schritten hatte er die Besucher erreicht.
    Häberle stellte sich und seinen

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