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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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dachte er, das Wetter eignete sich für solch eine luftig lockere Kleidung. Jetzt aber hatte er keine Zeit, um mit dieser Frau ein paar Worte zu wechseln. Die Geschäfte liefen gut, er musste die logistischen Vorbereitungen für die kommende Woche treffen. Denn am Sonntag war er wieder als Lokführer bei der Dampfzugfahrt eingeteilt.
    Nach und nach trafen an diesem Freitagnachmittag die Lastzüge ein, die das Wochenende über auf dem Betriebshof stehen würden. Viele allerdings waren irgendwo in Europa unterwegs und manche Fahrer mussten deshalb den Sonntag auf Rastplätzen verbringen. Das kostete ihn zwar zusätzliches Geld, aber lange Routen waren nicht anders zu bewältigen. Kruschke eilte durch die langen Flure, rannte auf den Steinstufen durchs Treppenhaus hinab und öffnete die Tür zu der riesigen Halle, in der sich vier abgestellte Sattelschlepper geradezu verloren. Er betrat das Büro, wo Osotzky an einem großen grauen Tisch saß und mehrere Landkarten vor sich liegen hatte. »Also«, begann Kruschke, »Sonntagabend – mit Wagen drei. Sie wissen, was das bedeutet. Wir haben bereits beladen.« Der Chef zog einen leichten Plastikstuhl heran und setzte sich Osotzky gegenüber. »Volle Fracht bis Istanbul. Dann etwa 60 Kilometer leer, das lässt sich nicht anders machen – aber in so einem Kaff, dessen Namen in den Unterlagen steht, kriegen wir wieder volle Ladung. Zurück zu dem Importheini in München.«
    »Und Wagen fünf?«
    Kruschke stützte sich mit den Unterarmen auf dem Tisch ab, um näher an seinen Fahrer heranzukommen. »Anschließend«, antwortete er mit gedämpfter Stimme, »die Großwetterlage dürfte bis dahin kippen. Jedenfalls lässt dies die Langfristprognose erwarten, sagen sie bei der Wetterstation Stötten.« Und er fügte hinzu: »Osotzky, das Geschäft läuft, wie geschmiert. Sie verdienen sich dieses Jahr noch dumm und dämlich.« Er unterdrückte ein Lachen.
    Auch Osotzky zeigte sich zufrieden, als es an der Tür klopfte. Die beiden Männer schauten sich irritiert an.
    »Ja«, rief Kruschke einigermaßen ärgerlich. Sein Gesichtsausdruck passte sich seiner veränderten Stimmungslage an. Vor ihm stand Häberle, dahinter dieser junge Kriminalist.
    Der Speditionsunternehmer spürte, wie die Energie aus all seinen Gliedern wich. Trotzdem gelang ihm ein Lächeln. Er stand auf und begrüßte die beiden unerwarteten Besucher. Er bot ihnen einen Platz an und gab Osotzky zu verstehen, dass die Besprechung ohnehin beendet sei. Der Fahrer packte seine Papiere zusammen und verließ das Büro.
    »Sie kommen unangemeldet ...«, stellte Kruschke fest, nachdem die Tür wieder geschlossen war.
    »Tut uns Leid«, erwiderte Häberle, »aber es ist auch nur reine Routine. Einer Ihrer Fahrer da draußen hat gesagt, wo wir Sie finden. Deshalb haben wir uns nicht ordnungsgemäß angemeldet. Wir sind auch gleich wieder weg.«
    Linkohr betrachtete die Poster, auf denen schwere Mercedes-Sattelzüge zu sehen waren.
    »Sie hatten gestern einen Unfall«, kam der Kommissar gleich zur Sache.
    Sein Gegenüber zuckte mit einer Backe. »Dumme Sache«, erwiderte er, »ganz blöd’. Kostet mich ein Schweinegeld. Florian hat gepennt und sich nicht an die Vorschriften gehalten, dieser Idiot. Uns wirft das um Monate zurück.«
    »Sie haben den Bagger nicht gesehen?« Häberle ließ seinen Blick über die Ordner schweifen, die dicht in den Regalen standen. Aus den Beschriftungen war zu entnehmen, dass sie Tachografenblätter und Überstundenzettel enthielten.
    Kruschke war von der Frage irritiert. »Glauben Sie, ich fahr’ mit meinem eigenen Lastwagen absichtlich in einen Bagger, den ich zum großen Teil auch noch finanziert hab’?«
    »Sie und dieser junge Metzger«, sprach Häberle mit ruhiger Stimme weiter, »Sie beide bemühen sich sehr um die Reaktivierung dieser kleinen Strecke durch die Stadt ...?«
    Der Unternehmer nickte. »Richtig. Wir sehen darin eine Chance für den Fremdenverkehr.«
    »Ganz uneigennützig?« fragte Häberle.
    »Nicht ganz, um ehrlich zu sein. Als Speditionsunternehmer muss man auch mal bereit sein, neue Wege zu gehen. Unsere rotgrünen Chaoten in Berlin propagieren lauthals den Schienenverkehr – doch mehr als diese Schnellbahnen, ICE und so, haben die in all den Jahren nicht hingekriegt. Güter auf die Schiene – alles nur leeres Geschwätz. Die Kapazitäten sind nicht da, die Logistik fehlt, die Flexibilität. Schicken Sie mal Erdbeeren mit der Bahn von Südspanien nach Polen! Bis die

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