Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
Stahltür das Treppenhaus abgrenzte. Einer der SEKler wollte sie öffnen, doch sie war abgeschlossen. Bruhn wandte sich an Özgül. »Aufschließen.«
    »Keinen Schlüssel«, kam es leicht verunsichert zurück.
    Bruhn war kurz verwundert. »Sie wollen uns allen Ernstes weismachen, Sie hätten keinen Schlüssel?«
    Der Anwalt griff ein. »So hat es Herr Özgül soeben gesagt.«
    »Bin ja nicht taub.« Bruhns Stimme ließ das Treppenhaus beinahe erbeben. Die Beamten wagten es nicht, auch nur ein Wort zu sagen. »Wo ist der Schlüssel?« wollte der Kripochef wissen.
    Özgül zuckte mit den Schultern. »Ist Sache meiner Angestellten hier unten. Weiß nicht, wo die jetzt sind.«
    Bruhn schoss die Zornesröte ins Gesicht, was im grellen Neonlicht besonders deutlich zu erkennen war. »Für wie dumm halten Sie mich eigentlich?« brüllte er. »Sie sind der Chef. Ihnen gehört der Laden hier!« Die Stimme dröhnte im Widerhall.
    »Herr Özgül hat doch soeben gesagt ...«, wandte der Jurist ein.
    »Quatsch«, unterbrach ihn Bruhn barsch, »Herr Özgül wird doch Zutritt zu all seinen Räumen hier haben. Soll ich Ihnen sagen, was das Theater soll?« Der Kripochef stand dicht vor den Anwalt. »Zeit gewinnen wollen Sie beide. Weil hier ...« Er deutete auf die stabile Stahltür, »... wahrscheinlich was drin ist, das wir nicht sehen sollen.«
    »Das ist ungeheuerlich«, wehrte sich der Jurist.
    »Gibt’s da einen zweiten Eingang?« fuhr Bruhn Özgül an. Der holte tief Luft und fühlte sich sichtlich unwohl. Keiner sagte etwas.
    »Sind Sie taub?« brüllte Bruhn. »Ob’s da einen zweiten Ein- oder Ausgang gibt?«
    Özgül nickte. »Von hinten.«
    »Und da haben Sie natürlich auch keinen Schlüssel?« höhnte Bruhn. Özgül schüttelte den Kopf.
    Der Kripochef wurde noch energischer. »Wir brechen auf.«
    Der Anwalt erschrak. »Sollten wir nicht versuchen, einen Schlüssel aufzutreiben?«
    »Quatsch«, schrie Bruhn. Auf seiner Glatze bildeten sich Schweißperlen. »Ich will jetzt und sofort sehen, was da drin ist.« Dann fiel ihm etwas ein, weshalb er sich an Schmidt wandte, der sich vorsichtshalber zurückgehalten hatte: »Haus umstellen lassen. Die Kollegen sollen diesen Hinterausgang ausfindig machen. Muss ja ein Kellereingang oder so was sein.«

41
    Der Dampfzug näherte sich Waldhausen. Ganz weit links zog das einsame Gehöft ›Christophshof‹ vorbei, rechts tauchte schließlich am Ortsrand das Neubaugebiet »Roßhülbe« auf. Schräg vorne drehten sich mehrere Windkrafträder, deren weiße Rotoren in der Sonne blitzten.
    Vor dem Bahnübergang stauten sich Fahrzeuge. Die Lok stieß wieder ihren hellen Pfiff aus, während das Tempo gedrosselt wurde. Bei den Passagieren machte sich eine gewisse Unruhe bemerkbar. Einige von ihnen wollten offenbar aussteigen. Vor den Fenstern kam das kleine »Bahnhöfle« in Sicht. Die Waldhausener Vereine hatten das sommerliche Wetter erneut zum Anlass genommen, die Gäste zu bewirten. Wer hier bleiben wollte, konnte in ein paar Stunden, bei der zweiten Fahrt, wieder einsteigen und vollends an den Endpunkt gelangen.
    Kaum hatte der Zug gestoppt, löste sich die drangvolle Enge und Häberle holte tief Luft. Er gab Linkohr ein Zeichen und stieg aus.
    Draußen, wo schätzungsweise 150 Menschen kreuz und quer durcheinander liefen, Kinder umherrannten und die Luft nach verbrannter Kohle roch, blieben die Kriminalisten zunächst abseits stehen. Auch Wühler und Westerhoff kletterten von der Plattform des historischen Waggons. Häberle und Linkohr schlenderten eher gelangweilt an dem Zug entlang, der aus sechs Wagen bestand. Für 250 Fahrgäste, so schätzte Häberle, gab es Sitzplätze. Doch drin waren vermutlich fast doppelt so viele.
    Der Kommissar drehte sich einige Male unauffällig um und beobachtete, wie Westerhoff eilig das Bahnhofsgelände verließ und der Durchgangsstraße zustrebte. Wühler hingegen war zunächst in der Menschenmenge untergetaucht, unterhielt sich jetzt aber vor dem kleinen Bahnhofsgebäude heftig gestikulierend mit Oberbürgermeister Hartmut Schönmann.
    »Sagen wir mal ›Grüß Gott‹«, entschied Häberle und ging, gefolgt von Linkohr, auf die beiden Männer zu.
    Schönmann lächelte, als er die Kriminalisten auf sich zukommen sah. »Auch heute im Dienst?« fragte er nach der Begrüßung.
    Häberle nickte. »Ich will doch mal sehen, was an so einem Sonntag auf der Alb abgeht.«
    Wühler fühlte sich geschmeichelt. »Sie sehen ja – hier trifft sich die halbe

Weitere Kostenlose Bücher