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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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höhnte eine Stimme aus der Runde.
    Kruschke entgegnete scharf: »Der Schienenverkehr birgt ungeahnte Möglichkeiten.« Er nahm wieder einen kräftigen Schluck. Sein Kritiker sah darin die Gelegenheit für eine weitere Nachfrage: »Und was machst du, wenn’s nicht klappt?«
    Kruschke wischte sich erneut den Schaum vom Mund. »Du solltest nicht so negativ denken, mein Freund.« Er blickte in die Runde: »Euch ist entgangen, dass heute Mittag jemand mit uns gefahren ist, der sich ganz intensiv um den Fremdenverkehr erkundigt hat. Meint ihr, das macht der zum Vergnügen?«
    Der Kritiker fragte zweifelnd und mit deutlicher Skepsis nach: »Aber du kennst ihn nicht?«
    Kruschke winkte verärgert ab.
     
    Die Dämmerung war schneller hereingebrochen, als es um diese Jahreszeit zu erwarten gewesen wäre. Aber die dicken Wolken und der unablässig niederprasselnde Regen hatten den Himmel verfinstert. Häberle hatte entschieden, dem ›Kaos-Duo‹ einen Besuch abzustatten, drüben in Gerstetten. Als der Kripo-Mercedes gerade durch die lange Ortsdurchfahrt von Gussenstadt rollte, spielte Häberles Handy die wohl bekannte Melodie. Er drückte auf den grünen Knopf und meldete sich. Schmidt rief an, der Kollege aus Geislingen.
    »Wir haben einen ersten informatorischen Bericht aus Ulm«, erklärte er, »unsere Leiche wurde erschlagen, brutal erschlagen.«
    »Erschlagen?« wiederholte der Kommissar, als der Wagen durch eine tiefe Pfütze fuhr und das Wasser seitlich in die Vorgärten spritzte. »Womit denn?«
    »Mit einem stumpfen Gegenstand und mit voller Wucht gegen Hals und Genick«, berichtete Schmidt, »möglicherweise mit einem Stück Holz.
    Die Kollegen haben am Pullover des Toten im Hals- und Nackenbereich Holzfasern sichergestellt, vermutlich von einer Rinde oder etwas ähnlichem.«
    Häberle sah, dass die Scheibenwischer die Wassermengen kaum noch beiseite schaffen konnten.
    »Welche Rückschlüsse ziehen die Kollegen daraus?« Der Kommissar lehnte sich zurück. Der Gurt spannte. Vielleicht sollte er doch weniger essen.
    »Sie sind zuversichtlich, dass das LKA die Holzart rauskriegt.«
    Die Jungs im Landeskriminalamt, das wusste Häberle aus seiner dort gesammelten Erfahrung, konnten tatsächlich wahre Wunderdinge vollbringen. Für ihre Analysen brauchten sie nur winzigste Spuren. Haare, Hautschuppen oder Splitter irgendeines Materials. Wenn sich etwas fand, waren auch im schwierigsten Fall erste wichtige Ansatzpunkte für die Ermittlungen gegeben. Das würde jetzt nicht anders sein, dachte Häberle. »Hat das mit der Presse geklappt?« fragte er dann.
    »Ich denke, ja. Bruhn hat’s selbst machen müssen und den üblichen Eiertanz aufgeführt – mit Hinweis auf ermittlungstaktische Gründe. Aber ich glaub’, Sander hat sich amüsiert.«
    Der Kommissar konnte sich das Gespräch zwischen dem Kripochef und dem Journalisten lebhaft vorstellen.
    Mittlerweile hatten sie Gussenstadt hinter sich gelassen. In freier Landschaft peitschte der Regen noch kräftiger gegen den Mercedes.
    Linkohr nahm das Gas weg. Auf dem schmalen Sträßchen drohte Aquaplaning. »Dieser Flemming scheint ja eine schillernde Gestalt zu sein«, meinte er, als vor ihnen die Lichter von Gerstetten auftauchten.
    »Ein komischer Vogel, ja«, meinte Häberle, »wir werden nicht umhin können, seine Geschäfte genauer unter die Lupe zu nehmen. Teppiche! Wenn ich das schon höre!«
    »Manchmal staun’ ich, welche Läden es gibt, auch in der Provinz«, stellte der junge Kriminalist fest.
    »Das ist überall so. Wenn Sie mit offenen Augen durch die Städte gehen, entdecken Sie Geschäfte, da drängt sich einem doch sofort die Frage auf, was deren eigentlicher Zweck ist. Erzählen Sie mir bloß nicht, dass damit auch nur annähernd die Miete zu bezahlen wäre – geschweige denn das Personal.« Häberle verschränkte die Arme. »Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass viele dieser Läden, in denen Sie den ganzen Tag keinen einzigen Kunden rein- oder rausgehen sehen, Geldwäschereien sind. Von wem und wofür auch immer.« Er zuckte mit den Schultern. »Nur weisen Sie das mal nach! Und glauben Sie bloß nicht, Geschäftsideen dieser Art seien auf bestimmte Nationalitäten beschränkt. Bei weitem nicht. Mag ja sein, dass es die einen besser können, als die andern.«
    Der Mercedes hatte jetzt Gerstetten erreicht. Linkohr wusste, wo sich der Bahnhof befand, an dem das Festzelt stehen musste. »Manchmal hab’ ich den Eindruck, es gibt immer mehr Menschen, die

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