Mordloch
reagiert?«
»Ziemlich ungehalten. Er hat mit einem Anwalt telefoniert und droht uns mit Schadensersatzforderungen, weil ihm jetzt eine wichtige CD-Produktion durch die Lappen gehe und er außerdem die nächsten Wochen mehrere Auftritte zugesagt habe.«
»Dann soll er uns gefälligst schlüssig mitteilen, was er gestern früh im Roggental getan hat«, meinte Häberle.
»Jedenfalls muss es einen Komplizen geben«, stellte Schmidt fest und zwirbelte seinen Schnurrbart, »zumindest, wenn Pohl den Flemming am Mordloch erschlagen hat – irgendwie muss dann ja dieser Mercedes weggeschafft worden sein.« Genau diese Frage beschäftigte auch Häberle unablässig. Etwas war an der Geschichte nicht rund.
Linkohr näherte sich und trug einen Zettel bei sich, auf dem eine Stuttgarter Telefonnummer vermerkt war. »Den Dachdecker gibt’s tatsächlich«, berichtete er und setzte sich zu den beiden Kollegen. »Rufen Sie ihn an«, bat Häberle. Augenblicke später war Frau Glockinger am Apparat. Link-ohr meldete sich nur mit Namen und bat, Herrn Glockinger sprechen zu können. Auf die Frage, worum es denn gehe, erklärte Linkohr, er wolle ihn wegen einer Dachreparatur und eines Angebots etwas fragen. Die Frau schlug daraufhin vor, ihn doch auf dem Handy anzurufen. Sie nannte die Nummer, Linkohr schrieb mit und bedankte sich.
Dann gab er die Nummer ein und reichte den Hörer Häberle. Nach fünfmaligem Freizeichen meldete sich eine kräftige Männerstimme.
»Sind Sie Herr Glockinger?« fragte der Kommissar.
»Selbst am Apparat, ja«, hörte er den Angerufenen, der offenbar Stuttgarter Honoratiorenschwäbisch sprach. Im Hintergrund waren Hammerschläge zu hören, vermutlich von einer Baustelle.
»Mein Name ist Häberle, Kriminalpolizei Göppingen. Können Sie reden?« Häberle wollte seine Gesprächspartner nie in Verlegenheit bringen.
»Kriminalpolizei?« staunte Glockinger, ohne auf die Frage einzugehen.
»Ja, keine Sorge«, entgegnete der Kommissar, »reine Routine. Eventuell brauchen wir Sie als Zeugen – oder vielleicht ist auch alles nur ein Irrtum.« Häberle machte eine Pause und hörte jetzt eine Säge kreischen. »Sie waren am Samstagabend in Waldhausen, das ist doch richtig?«
Im Hörer war neben den Baugeräuschen schwerer Atem zu vernehmen. »Ich hätte schon zunächst gerne gewusst, worum es überhaupt geht.«
»Okay, in der Nähe von Waldhausen wurde in der Samstagnacht ein Mann umgebracht, der in jenem Wohngebiet gewohnt hat, in dem Sie zu Besuch waren.« Häberle redete schnell, um den Gesprächspartner nicht noch mehr zu beunruhigen. »Wir tun nun nichts weiter, als alle Fremden zu überprüfen, die sich in dieser Zeit dort aufgehalten haben. Nicht, weil wir sie verdächtigen, sondern weil wir einfach wissen wollen, wer in diesem Umfeld war – und ob es eventuell Zeugen gibt, die etwas Verdächtiges beobachtet haben.«
»Versteh’ ich ...«, sagte Glockinger, doch klang dies nicht gerade überzeugend, »ja, ich war bei den Westerhoffs, das stimmt.«
»Wegen Windkraft?« hakte Häberle nach.
»Ja, das hat Ihnen Herr Westerhoff sicher schon gesagt. Ich interessier’ mich für eine solche Investition.«
»Richtig. Sie sind also auf die Alb raufgefahren – und anschließend wieder zurück nach Stammheim?« fragte Häberle vorsichtig.
Glockinger wurde misstrauisch: »Brauch’ ich denn ein Alibi?«
»Um Gottes willen, Herr Glockinger«, der Kommissar zeigte sich geradezu empört, »diese Fragen stellen wir allen. Sie sind also abends wieder zurückgefahren?«
»Ja, selbstverständlich. Ich hab’ mich sozusagen am Samstagabend kurz frei gemacht, um da raufzufahren. Als Selbstständiger bleibt werktags keine Zeit dafür.«
»Aber am Sonntag waren Sie wieder oben ...?«
Glockinger blieb stumm. Nur Hammerschläge drangen durch die Leitung.
»Hab’ ich Recht?« blieb Häberle hartnäckig, aber betont freundlich.
»Entschuldigen Sie«, zeigte sich Glockinger pikiert, »wie darf ich das verstehen? Sie interessieren sich für mein Privatleben?«
»Nur diese eine Frage noch«, beruhigte ihn der Kommissar, während Linkohr und Schmidt gespannt dem Gespräch folgten, »Sie waren am Sonntag nochmal dort?«
Die Hammerschläge entfernten sich, woraus Häberle folgerte, dass Glockinger weiter weg ging – möglicherweise, um vor fremden Ohren sicher zu sein. Es dauerte auch ein paar Sekunden, bis er sich wieder meldete: »Mit der Familie war ich oben – mit meiner Frau und meinem Sohn. Wir kommen immer,
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