MordLust
allerdings, dass die Cops von St. Paul in Marilyn Coombs’
Nachbarschaft von Tür zu Tür gingen und nach jemandem suchten, der ihnen vielleicht einen Hinweis geben könnte. »Und was ist mit dem Van? Ist dir dazu immer noch nichts eingefallen?«
»Absolut nichts, John. Ehrlich gesagt, dieser Van treibt mich in den Wahnsinn.«
Er dachte daran, zum Haus von Mrs. Bucher zu fahren und einen Blick in deren Steuerunterlagen zu werfen. Doch er kannte ja den Schätzwert der Quilts und wusste, wann Bucher ihren gestiftet hatte. Deshalb fiel ihm nichts ein, was er dort sonst noch finden könnte. Mit leicht schlechtem Gewissen fuhr er nach Hause. Nach Hause zum Abendessen. Und fragte sich die ganze Zeit, wo Gabriella Coombs sein mochte – oder ihre Leiche.
»Du bist ja völlig fertig«, sagte Weather nach dem Abendessen.
»Ich weiß«, erwiderte Lucas. Er saß im kleinen Zimmer und starrte auf den Fernseher, doch der war ausgeschaltet. »Gabriella Coombs ist irgendwo da draußen. Und ich sitze hier und tue nichts.«
»Dieses Garn«, sagte Weather. Lucas hatte ihr von der Garnrolle im Haus von Marilyn Coombs erzählt und von dem Garn in dem Quilt. »Wenn das das gleiche Garn ist, meinst du, dass dann irgendwas mit den Quilts nicht stimmt?«
»Ja, aber die sind alle in Museen gelandet, und die Frau, die davon profitiert hat, ist tot«, sagte Lucas. »Es sieht allerdings so aus, als würde ein Teil von dem Geld fehlen. Sie hat möglicherweise nicht genug Geld bekommen. Das ist alles schon so lange her. Vielleicht kann der Typ von Sotheby’s mir morgen was dazu sagen, aber Gabriella ist jetzt da draußen … Und was ist mit diesem Van?«
»Du wirst ganz verrückt, wenn du noch länger hier rumsitzt«,
sagte Weather. »Warum fährst du nicht zum Haus von Bucher und guckst mal, ob sie irgendwas über den Quilt hat, den sie der Walker Gallery geschenkt hat? Das musst du eh irgendwann tun. Warum nicht jetzt gleich? Dann bist du zumindest beschäftigt.«
»Weil ich dann das Gefühl habe, das Falsche zu tun. Ich meine, ich sollte durch irgendwelche Gassen fahren und nach Gabriella suchen.«
»Du wirst sie nicht finden, wenn du nur irgendwelche Gassen rauf und runter fährst, Lucas.«
Er stand auf. »Ich werd jetzt ein paar Cracker mit Käse essen.«
»Nimm dir doch einfach welche mit.«
Das tat er dann auch. Er hatte eine Schüssel mit geschnittenem Käse und Crackern auf dem Beifahrersitz des Porsche stehen und fuhr mampfend zum Haus von Bucher. Die Villa war hell erleuchtet. Drinnen traf er die Bucher-Erben an, sechs an der Zahl, vier Frauen und zwei Männer, die gerade die Schätze aufteilten.
Carol Ann Barker, die Frau mit der winzigen Nase, kam auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. »Die Cops von St. Paul haben gesagt, wir könnten anfangen, das Eigentum aufzuteilen«, erklärte sie. »Die Leute wollen langsam wieder nach Hause, und wir dachten, wir nutzen die Zeit, um uns über die größeren Stücke zu einigen.«
»Okay, ich bin im Büro und sehe einige Papiere durch«, sagte Lucas. »Haben Sie irgendwo Scheckverzeichnisse gesehen, die ein paar Jahre zurückgehen? Oder Steuererklärungen? Irgendwas, das mit dem Kauf und der Schenkung des Armstrong-Quilts zu tun hat?«
»Armstrong-Quilt?«
Sie wusste nicht, was das war, und als Lucas es ihr erklärte, verzog sie die Lippen und sagte: »Sie hat jedes Jahr bestimmte
Dinge gespendet. In ihrem Büro sind einige Unterlagen darüber. Wir haben nachgesehen, ob wir dort vielleicht irgendwas über das Reckless-Gemälde finden. Wir haben aber nichts gefunden, doch es gab dort einige Dokumente zu Schenkungen. Scheckverzeichnisse werden im zweiten Stock aufbewahrt. In einem Raum stehen mehrere alte Aktenschränke aus Holz … Ich weiß aber nicht, für welche Jahre.«
Barker zeigte ihm die Akte mit den Schenkungsunterlagen. Sie war etwa drei Zentimeter dick. Während Barker zurückging, um Möbel aufzuteilen, blätterte er die Akte durch auf der Suche nach der Quilt-Schenkung. Fand nichts. Sah alles noch einmal durch. Fand immer noch nichts.
Er kannte das Datum der Quilt-Schenkung und fand Unterlagen über Schenkungen von kleineren Objekten an Tagen kurz vor und kurz nach diesem Datum. Kratzte sich am Kopf, stöberte weiter in den Akten und suchte nach mehr Informationen über Kunst oder Schenkungen. Schließlich gab er auf und ging die Treppe in den zweiten Stock hinauf.
Das Aktenzimmer war klein und roch nach bröckeligem Putz. Auf den acht Aktenschränken
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