MordLust
St.-Paul-Cops zu erledigen, und ich muss zu Lucy Coombs. Ich bin die ganze Nacht telefonisch zu erreichen – auf jeden Fall bis ein Uhr. Rufen Sie mich an.«
»Mach ich.«
EINUNDZWANZIG
D as St. Paul Police Department befindet sich, umgeben von Autobahnen, im hintersten Winkel der Stadt in einem braunen Backsteingebäude, das wie eine ehemalige Brauerei aussieht und an einer Stelle gebaut wurde, wo eigentlich eine Brauerei stehen sollte.
Lucas parkte auf dem Polizeiparkplatz und legte ein Schild aufs Armaturenbrett. Er traf John Smith an seinem Schreibtisch an. Drei Schreibtische weiter saß ein Detective und spielte mit einem Zauberwürfel, der so abgenutzt aussah, dass es sich möglicherweise um ein Original handelte. Ein dritter telefonierte mit so ernstem Gesicht, dass er mit seiner Frau reden musste und ganz bestimmt Ärger hatte. Oder sie hatte gerade herausgefunden, dass sie schwanger war.
»Lass uns irgendwo hingehen, wo’s ruhiger ist«, sagte Lucas.
Smith stand auf. »Die Widdlers?«
Der zweite Detective sagte, ohne von seinem Zauberwürfel aufzublicken. »Ist schon recht, tut einfach so, als ob ich nicht da wär. Als ob ich eine Unperson wär.«
»Du bist eine Unperson«, erwiderte Smith. An Lucas gewandt: »Komm hier entlang.« Lucas folgte ihm über den Flur zum Büro des Lieutenant. Smith steckte den Kopf durch die Tür und sagte: »Hab ich doch richtig gehört, dass er weggegangen ist. Komm rein.«
»Wir haben die Widdlers jetzt voll im Visier«, sagte Lucas. »Zwar ist alles bei weitem noch nicht hieb- und stichfest, aber
zumindest werde ich mit Leslie Widdler reden und ihn bitten, die Hosenbeine hochzukrempeln. Mal sehen, ob da Bisse von Screw sind.«
»Wann?«
»Morgen Mittag. Ich hab gerade Leute nach Eau Claire und nach Des Moines geschickt. Ich habe Marilyn Coombs und Mrs. Donaldson mit Amity Anderson in Verbindung bringen können, und Anderson ist eine langjährige Freundin der Widdlers. Ich denke, sie waren gemeinsam in einen Steuerbetrug verstrickt, als sie diese gefälschten Quilts verkauft haben, und daraus entwickelte sich vermutlich alles weitere. Wir wissen, dass bei den Mördern ein sehr großer, kräftiger Mann dabei war, dass sie viel von Antiquitäten verstehen und Möglichkeiten haben, diese abzusetzen. Mit anderen Worten, die Widdlers.«
»Du kannst sie aber nicht direkt mit jemandem in Verbindung bringen, ich meine die Widdlers mit Donaldson, Bucher oder Toms?«
»Noch nicht«, sagte Lucas.
»Was ist mit dem Van?«, fragte Smith.
»Es gibt keinen Van.«
»Verdammt. Es muss einen Van geben«, sagte Smith.
»Ich hab bei den Widdlers im Laden mit einer Frau gesprochen, und die hat gesagt, dass sie manchmal einen Van mieten«, erklärte Lucas. »Das wird gerade überprüft.«
»Der Van auf dem Band aus der Summit Avenue war zu alt für einen Mietwagen, es sei denn, die sind zu so einer Schrottwagenvermietung gegangen.«
»Ich hab keine Ahnung«, sagte Lucas. »Der Van ist so was wie das fehlende Glied bei der ganzen Sache.«
»Ohne Van, ohne eine direkte Verbindung … Ich glaub nicht, dass du da genug an der Hand hast, um einen Durchsuchungsbefehl für Leslie zu kriegen.«
Lucas grinste ihn an. »Ich hab gedacht, du könntest mir den
vielleicht besorgen. Du hast doch bestimmt einen ganz guten Draht zu einem der Richter hier.«
»Ich hab gewisse Verbindungen«, sagte Smith, »aber ich muss was Konkretes haben.«
»Vielleicht haben wir das ja morgen früh«, erwiderte Lucas. »Und wenn nicht, kann ich Leslie immer noch bitten, seine Hosenbeine hochzukrempeln. Wenn er sagt, ich soll mich verpissen, dann wissen wir’s.«
Lucas ließ sich den Schlüssel für die Bucher-Villa geben, ging hinaus, setzte sich ins Auto und starrte auf sein Handy. Dann seufzte er und wählte. Lucy Coombs war sofort am Apparat. »Was gibt’s?«, fragte sie.
»Hier ist Lucas Davenport …«
Als er zu ihrem Haus kam, saß Lucy Coombs, die tief liegenden Augen voller Trauer, mit einer Nachbarin in der Küche. Sobald sie Lucas sah, fing sie wieder an zu weinen. »Sie glauben, dass sie tot ist.«
Lucas nickte. »Falls sie nicht doch bei einem Freund oder einer Freundin ist. Aber sie wollte dieser Sache doch unbedingt auf den Grund gehen. Die Beziehung zu ihrem Freund schien ohnehin auseinanderzugehen, deshalb hatte sie viel Zeit und wollte sich darum kümmern. Ich glaube nicht, dass sie die Sache so einfach fallen gelassen hätte. Ich glaube, wir müssen auf … das
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