MordLust
auch Mord gewesen sein. »Angesichts der Umstände können wir es einfach nicht feststellen«, erklärte er. »Die Waffe wurde leicht nach oben gerichtet und direkt an die Schläfe gehalten, fünf Zentimeter oberhalb des Wangenknochens, und nach den Verbrennungen und den Schmauchspuren in der Wunde zu urteilen, hat der Lauf wahrscheinlich die Haut berührt. Außerhalb der Wunde waren fast keine Pulverspuren zu sehen, also keine Sprenkel auf der Haut, das heißt, dass der Lauf ziemlich dicht dran war. Ich könnte mir zwar vorstellen, dass jemand auf diese Weise einen Mord begeht, doch das wäre sehr ungewöhnlich, zumal das Opfer anscheinend nicht gefesselt oder auf andere Weise ruhiggestellt worden war.«
Als die Sonne unterging, stand Lucas in seinem Büro und rief die Mitglieder seiner Crew an. Außerdem meldete er sich bei Rose Marie und lieh sich einen Ermittler namens Jerrold von der Highway Patrol aus.
»Wir werden Widdler beim Wort nehmen«, erklärte er jedem Einzelnen. »Wir werden Anderson überwachen.«
VIERUNDZWANZIG
S ie hatten sich alle in Lucas’ Wohnzimmer versammelt: Del, Jenkins, Flowers, Jerrold, Smith und Lucas. Letty saß dabei, und die vier Detectives vom SKA alberten ein wenig mit ihr herum. Letty alberte zurück. Shrake hatte sich bereits in St. Paul an Andersons Fersen geheftet und war ihr bis nach Hause gefolgt.
Smith war gegenüber Staatscops, die er nicht gut kannte, etwas unsicher; Del kannte er allerdings schon lange. Lucas reichte Flaschen mit Leinie’s Bier herum, außer für Letty, die zwar auch eine wollte, sich aber dann mit einer Cola begnügte. Smith und Lucas, die noch mit Amity Anderson reden wollten, tranken ebenfalls Cola.
»Es kann doch kein Problem sein, wenn ich zu Hause ein Bier trinke«, sagte Letty.
»Wenn ich es dir geben würde, müsste ich mich selbst verhaften«, erwiderte Lucas.
»Und sich vermutlich auch noch selbst zusammenschlagen«, sagte Del und zwinkerte Letty zu.
Lucas informierte sie über Amity Anderson. Jenkins, der einige Erfahrung mit Überwachungen hatte, schlug Stellen vor, von denen aus man das gut machen könnte, »sofern wir nicht von St. Paul vertrieben werden.«
»Ich hab mit dem Einsatzleiter gesprochen. Er gibt es an die Streifenwagen weiter, also sollte alles okay sein«, sagte Smith.
Mit sechs Personen könnten sie Anderson in Schichten à
vier Stunden beobachten, vier Stunden Schicht, acht Stunden frei. Das würde sie zwar nach einer Weile ziemlich schlauchen, doch Lucas hatte vor, Druck auf Amity auszuüben, um zu sehen, ob sie abhauen und was sie dabei mitnehmen würde.
Lucas und Flowers würden die erste Schicht übernehmen, von acht Uhr bis Mitternacht, Shrake und Jenkins von Mitternacht bis vier Uhr morgens, Del und Jerrold von vier bis acht, und dann wären Lucas und Flowers wieder dran.
Heute Abend nach der Besprechung würde Flowers auf der Straße einen Beobachtungsposten beziehen, und dann würden Lucas und Smith Anderson aufsuchen und sie ein bisschen provozieren.
Lucas und Smith fuhren getrennt zu Andersons Haus. Lucas parkte seinen Truck am Ende einer Gasse, die hinter dem Haus vorbeiführte. Dann stieg er in Smiths Ford, sie fuhren um die Ecke und hielten in Andersons Einfahrt an. »Ich sollte auch eine Schicht übernehmen«, sagte Smith.
»Das brauchst du nicht«, entgegnete Lucas. »Wir anderen haben alle schon mal zusammengearbeitet – kein Problem.«
»Ja, aber du weißt doch …«, sagte Smith. Er wollte es eigentlich nicht machen, bot es aber aus Höflichkeit an.
»Ich weiß – ist aber kein Problem.«
Sie gingen auf das Haus zu, sahen, wie sich eine Gardine bewegte, und konnten dahinter eine Gestalt erkennen. Dann klopfte Lucas an die Tür, und eine Sekunde später öffnete Anderson und blickte Lucas über eine Kette hinweg an. Sie hielt eine feuchte Stange Sellerie in der Hand, die mit einem orangefarbenen Käse bestrichen war. »Lucas Davenport, wir haben schon einmal miteinander gesprochen«, sagte Lucas. »Das ist Detective John Smith von der Polizei von St. Paul. Wir müssen mit Ihnen reden.«
»Worüber?« Sie bewegte die Kette nicht.
Nun wurde Lucas formell und sagte mit einer gewissen Schärfe in der Stimme: »Ein Bekannter von Ihnen, Leslie Widdler, wurde heute Morgen wenige Blocks von hier tot in einem Auto gefunden. Erschossen. Wir haben bereits seine Frau Jane vernommen, und sie hat sich einen Anwalt genommen. Doch unsere Ermittlungen sowie Äußerungen von Jane Widdler
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