Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Mordkommission Minneapolis besaß ein Sommerhaus gleich unterhalb des Damms. Er reiste gerade mit seiner Frau durch Wyoming, hatte Lucas aber gesagt, wo er die Schlüssel für das Boot versteckt hatte. Kurz nach acht war Lucas mit dem fünf Meter langen Lund-Boot des Cops auf dem Fluss, steuerte den elektrischen Außenbordmotor mit dem Fuß und warf mit einer Spezialangelrute von Thorne Brothers in Ufernähe einen Billy-Bait-Köder aus.
     
    Lucas hatte sich schon immer für Zeitungen interessiert, wäre vielleicht sogar Reporter geworden, wenn er nicht zur Polizei gegangen wäre. Mittlerweile konnte er spüren, wenn mit einem Zeitungsartikel etwas nicht stimmte, wenn eine Geschichte irgendwie dürftig wirkte oder bewusst missverständlich gehalten war oder wenn der Autor einen kleinen Eiertanz vollführte. Dann sagte sich Lucas: »Ah, da steckt mehr dahinter.« Der Autor wusste etwas, worüber er nicht schreiben konnte, zumindest vorläufig nicht.
    Wie viele andere Cops hatte Lucas das gleiche Gespür in puncto Verbrechen entwickelt. Eine Lösung war offenkundig, aber es schien nicht die richtige zu sein. Da war irgendein Haken an der Geschichte. Natürlich hatten Cops manchmal ein solches Gefühl, und dann stellte sich heraus, dass sie unrecht hatten. Doch meistens, wenn irgendwas nicht richtig zu sein schien, war es das auch nicht.
    Es musste ein Auto am Tatort gewesen sein, denn wenn nicht, dann war jemand mit einem fünfzig Pfund schweren Drucker auf dem Rücken die Straße entlanggelaufen. Also mussten sie ein Auto gehabt haben. Aber wenn sie ein Auto
hatten, warum hatten sie dann so viele kleinere Sachen nicht mitgenommen? Wie den Fernseher im Schlafzimmer, ein nettes Zweiunddreißig-Zoll-Flachbildschirmgerät. Das hätte man unterm Arm hinaustragen können.
    Oder diese Videospiele.
    Andererseits, wenn die Mörder Profis waren, die es auf Bargeld und leicht zu verhökernden Schmuck abgesehen hatten, warum hatten sie dann den Safe nicht gefunden und zumindest versucht, ihn zu öffnen? Der war ja nicht sonderlich gut verborgen. Warum hatten sie so viel Zeit im Haus verbracht? Warum hatten sie diesen verdammten Drucker gestohlen?
    Der Drucker ließ ihm keine Ruhe. Er legte die Angelrute hin, nahm sein Handy aus der Tasche, stellte überrascht fest, dass er tatsächlich ein Empfangssignal bekam, und rief im Büro bei Carol an.
    »Hören Sie, wie heißt noch mal diese Praktikantin? Sandy? Steht sie uns zur Verfügung? Wunderbar. Setzen Sie sie ans Telefon und geben Sie ihr die übliche Liste. Ich möchte wissen, ob irgendwo im Stadtgebiet ein Hewlett-Packard-Drucker gefunden wurde. Sie soll auch bei den Mülltransportfirmen anrufen. Wir suchen nach einem Hewlett-Packard-Drucker, der in einen Müllcontainer geschmissen wurde. Die Gerätenummer können Sie von John Smith erfahren. Und wenn jemand einen gesehen hat, soll sie fragen, ob da sonst noch was war, was aus dem Haus von Bucher stammen könnte, zum Beispiel ein DVD-Player. Ja, ja, sie soll ruhig sagen, dass es um den Fall Bucher geht. Ja, ich weiß. Setzen Sie sie an die Arbeit und erklären Sie ihr, worum es uns geht.«
     
    Er hatte gerade das Gespräch beendet, als ihm ein weiterer Gedanke kam. Er zog das Telefon hervor und rief Carol noch einmal an. »Hat jemand Sandy gezeigt, wie man unsere Computer bedient? Okay. Wenn sie die Telefonliste abgearbeitet hat, soll sie nach sämtlichen ungeklärten Mordfällen im oberen
Mittelwesten in den letzten fünf Jahren suchen. Minnesota, Iowa, Wisconsin. Die Dakotas soll sie auch noch dazunehmen. Illinois nicht, da wird das Ergebnis zu sehr durch Chicago bestimmt. Lassen Sie sie nach Merkmalen suchen, die an den Fall Bucher erinnern. Sagen Sie ihr aber nicht, wo ich bin, und sagen Sie ihr nichts von Mrs. Donaldson. Ich will wissen, ob sie den Fall findet. Nein, ich will sie nicht reinlegen, ich will nur wissen, wie gut sie ihre Arbeit gemacht hat. Ja. Wiedersehen.«
     
    Mit dem Gefühl, etwas geleistet zu haben, ließ er sich etwa eine Meile den Fluss hinuntertreiben, dann fuhr er mit leichtem Bedauern auf der anderen Uferseite zurück, wo das Haus des Cops stand.
    Der Fluss war kühl, grün und idyllisch. Hier würde er gern eine Menge Zeit verbringen, dachte er, sich einfach nur treiben lassen. Er hatte keinen einzigen Hecht gesehen. Das war meistens so, was bedeutete, dass er nicht nach Fischschleim roch und nicht zu McDonald’s musste, um sich zu waschen.
    Trotz der Ablenkung durch die Telefongespräche hatte

Weitere Kostenlose Bücher