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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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er einen Nerz gesehen, mehrere Enten, eine brütende Kanadagans und eine fast leere Flasche Fanta Orange, die den Fluss hinuntertrieb. Er hatte sie herausgefischt, ausgeschüttet und nahm sie nun zum Truck mit. Er legte die Schlüssel in ihr Versteck zurück, packte die Angel ins Auto, schrieb dem Cop einen kurzen Brief, um sich zu bedanken, und steckte ihn in den Briefkasten.
    Kein schlechter Start in den Tag, dachte er, während er rumpelnd den Hügel hinauf zur Hauptstraße fuhr. Dort bog er nach rechts in Richtung Chippewa.
     
    Die Donaldson-Villa lag auf dem Hügel im Westen der Stadt. Darum herum gab es noch weitere große Häuser, doch das von Donaldson war das größte. Frazier war bereits da, lehnte
an einem zivilen Einsatzwagen, den jeder, der nicht ganz blind war, als Polizeiauto erkannt hätte, und sprach in ein Handy. Lucas parkte, stieg aus dem Truck, schloss ihn ab und ging zu Frazier hinüber.
    Frazier war ein kleiner untersetzter Mann Mitte fünfzig mit eisengrauen Haaren, die zu einem Bürstenhaarschnitt geschnitten waren. Er trug eine Khakihose, ein rotes Polohemd und eine blaue Sportjacke. Seine Nase war rot, und auf seinen Wangen war ein Geflecht von roten Adern zu sehen. Er sah aus, als sollte er eigentlich eine Bowlingtasche bei sich tragen. Er nahm das Telefon vom Mund und fragte: »Davenport?«
    Lucas nickte. »Könnte’ne Weile dauern«, sagte Frazier daraufhin ins Telefon, »ich weiß aber nicht, wie lange.« Er trennte die Verbindung, schüttelte Lucas grinsend die Hand und sagte: »Meine Frau. Meine wichtigste Aufgabe ist, die Sachen aus der Reinigung zu holen und Katzenfutter zu kaufen. Die zweitwichtigste, den Donaldson-Mord zu klären.«
    »Man muss halt Prioritäten setzen«, sagte Lucas und blickte zu der Villa hinauf. »Das ist ja ein Riesenkasten. Genau wie das Haus von Mrs. Bucher. Wann kommen denn die Booths?«
    »Vermutlich in sieben Minuten«, sagte Frazier und sah auf seine Uhr. »Die lassen mich immer etwa sieben bis acht Minuten warten. Damit wollen sie mir wohl was beweisen. Wir sind die Staatsdiener, und sie sind … ich weiß nicht. Die Dukes of Earl oder so.«
    »So was«, sagte Lucas.
    »Ja.« Er reichte Lucas eine braune Aktenmappe, die so dick war wie das städtische Telefonbuch. »Hier ist jeder Fetzen Papier drin, den wir über den Fall Donaldson haben. Hab zwei Stunden gebraucht, um das alles zu fotokopieren. Das meiste ist Blödsinn, aber ich hab gedacht, Sie sollten trotzdem alles haben.«
    »Ich leg’s nur schnell in den Wagen«, sagte Lucas.

    Er lief mit den Papieren zum Truck und holte Frazier auf dem Gehweg zum Haus wieder ein. »Es gibt nicht furchtbar viel zu sehen, aber sehen Sie es sich trotzdem an«, sagte Frazier.
     
    Frazier hatte die Schlüssel. Drinnen im Haus roch es unbewohnt, nach staubiger Tapete und Bohnerwachs. Das Mobiliar war spärlich und für Lucas’ Auge nichts Besonderes, außer dass es alt war. Die wenigen Bilder an den Wänden waren größtenteils Porträts in Öl, die im Lauf der Zeit dunkel geworden waren. Ihre Schritte hallten in den Fluren wider. Ansonsten war nur das mechanische Surren der Klimaanlage zu hören.
    »Das Problem hier ist, dass das Haus nicht allzu viel wert ist«, sagte Frazier. »Es müsste von Grund auf saniert werden, bevor es jemand kaufen würde. Neue elektrische Leitungen, neue Rohre und sanitäre Anlagen, ein neues Heizungssystem, neues Dach, neue Fenster, neue Verkleidung der Außenwände. Es würde sicher ungefähr’ne Million Dollar kosten, alles tipptopp in Ordnung zu bringen.«
    »Aber die Frau, die hier gewohnt hat, war doch reich?«
    »Sehr reich. Sie war außerdem sehr alt«, erwiderte Frazier. »Ihre Freunde sagen, sie wollte sich nicht mit einem Haufen Renovierungen belasten, wo sie eh nur noch wenige Jahre zu leben hatte. Okay. Manche Dinge machte sie halt nicht, und das Haus war für ihre Bedürfnisse absolut ausreichend. Den Winter verbrachte sie in Palm Beach und so weiter.«
    Nachdem Mrs. Donaldson ermordet worden war, berichtete Frazier, versuchten die Booths, das Haus zu verkaufen, aber es ließ sich nicht verkaufen. Dann hatte jemand die Idee, die Booths könnten es der Stadt als Museum vermachen, als typisches Haus einer reichen Holzhändlerfamilie. Diese Idee dümpelte eine Weile vor sich hin, dann schlug jemand vor, dass man das Haus doch für Kunstausstellungen nutzen könnte.

    »Es war also im Wesentlichen so, dass die Booths das Haus nicht verkaufen konnten, deshalb haben sie

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